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Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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nach Lyktien entsandt. Es gab Probleme, und zwar vor der eigenen Haustür, an der südwestlichen Landesgrenze: Prinz Wunfrot, Sohn Birkhuns IL, der seit gut vierzig Jahren über das benachbarte Nesnilinien herrschte, hatte seinen bettlägerigen Vater in einem Staatsstreich entmachtet. Als Abkömmling eines alten Barbarengeschlechts war der junge Wunfrot nicht nur ungestüm und von tief verwurzelten rassischen Dunkeln beherrscht, sondern auch gänzlich unbeeindruckt von den Hinweisen und Warnungen der königlichen Berater, die er gleich in der ersten Nacht seiner neuen Regentschaft enthaupten ließ.
    In der zweiten Nacht erklärte er Ybraltar, einem Nachbarland Nesniliniens, mit dem sein Großvater, Stoffan III., einst unter beträchtlichen wirtschaftlichen Zugeständnissen Frieden geschlossen hatte, den Krieg. Eine weitere Nacht später besann er sich darauf, dass ein breiter Streifen unbesiedelten Waldlandes zwischen Sdoorn und Nesnilinien vor beinahe zwei Zyklen einmal zum Land seiner Väter gehört hatte. Sofort ließ er Lislott II., der Herrscherin Sdooms, eine rüde formulierte Botschaft zukommen, sie solle die historischen Ansprüche seines Vaterlandes anerkennen und das Gebiet offiziell zurückgeben.
    Als Königin Lislott ihm daraufhin in der ihr eigenen Direktheit ausrichten ließ, er möge sich die »historischen Ansprüche seines Vaterlandes dorthin schieben, wo nie die Sonne scheint«, entsandte Prinz Wunfrot unverzüglich eine Horde Barbarenkrieger an die Landesgrenze und besetzte das in Rede stehende Gebiet.
    Klorski stieß eine Rauchsäule aus und sah zu, wie sie von der milden Brise zerpflückt wurde. Er schüttelte den Kopf. Soweit er wusste, handelte es sich bei den Invasoren um einen mehr als überschaubaren Haufen. Wohl, es mochten Barbaren sein, was bedeutete, dass ihre Kampfkraft ungefähr dreimal so hoch anzusetzen war wie die einer zahlenmäßig vergleichbaren Streitmacht normaler Krieger. Dennoch verstand er nicht, wieso Königin Lislott nicht kurzerhand das gesamte lyktische Heer angefordert hatte und die Störenfriede schon vor Zeniten im wahrsten Sinne des Wortes von der Landkarte gefegt hatte. Stattdessen hatten nur rund eineinhalbtausend Krieger unter der Leitung General Ortlovs den eisigen Pass von Helgarth überquert und waren nach Sdoom einmarschiert.
    Gewiss steckten wirtschaftliche Gründe dahinter, vermutete Klorski. Aufgrund der regelmäßigen Nachfrage war das lyktische Heer mittlerweile nicht gerade billig, darüber hinaus galt Lislott II. als knauserig, was ungeplante Entnahmen aus dem Staatssäckel anbetraf. Aus diesem Grund hatte sie aus allen Himmelsrichtungen kostengünstige Verstärkungstruppen für den Angriff auf die nesnilinischen Invasoren organisiert -jene Verstärkungstruppen, auf die General Ortlov und seine Männer seit nunmehr fast zwei Zeniten hier, im Ödland eineinhalb Meilen südlich von Torrlem, warteten.
    Noch relativ pünktlich waren die Soldaten aus Nophelet eingetroffen, knapp fünfhundert Mann, die Lislott von der königlichen Palast- und Stadtwache abgezogen und hergeschickt hatte, an einen Treffpunkt im Nirgendwo, den irgendein sesselfurzender Möchtegerngelehrter mit einem Wurfpfeil auf der Landkarte ermittelt haben musste. Einen knappen Zenit später kam eine Verstärkungseinheit aus Rogozhink, einer Provinz tief im Süden; rund achthundert Soldaten, unter ihnen viele Xxamparr, grün geschuppte Echsenmenschen, die mit ihren scharfen Augen und geschickten Fingern exzellente Bogenschützen abgaben.
    Damit waren sie knapp dreitausend Mann – genug, um loszuziehen und diesen nesnilinischen Narren die Knochen in so viele kleine Stückchen zuzerbrechen, dass man damit die gültigen Landesgrenzen auf voller Länge im Waldboden abstecken konnte.
    Doch das ging nicht. Sie waren noch nicht komplett.
    Boshuda allein wusste, wie es Lislott II. gelungen war, König Quinntur, den Herrscher Xamens, zu einer Beteiligung an einem Konflikt zu bewegen, der für ihn und sein Land hoch im Norden gänzlich ohne Bedeutung war. Dennoch hatte er eingewilligt, eine Tausendschaft Oktolinger zu schicken.
    Klorski hatte noch nie eines jener krakenartigen Wesen gesehen, die von mächtigen Militärthaumaturgen eigens für kriegerische Auseinandersetzungen gezüchtet worden waren. Wie die meisten Soldaten kannte er lediglich Gerüchte: dass die weißhäutigen, krakenartigen Kolosse keiner verständlichen Lautäußerung fähig seien, dass sie niemandem gehorchten als ihrem

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