Der Osmanische Staat 1300-1922
als die städtische (dazu 564: FAROQHI) oder gar bäuerliche. Zur Kulturgeschichte des Essens und Trinkens wachsen die Forschungsbeiträge [für ein leicht erreichbares
Ergebnis 789: REINDL-KIEL].
Schulen
Eine allgemeine Schulgeschichte wurde nach ERWINS [790] verdienstvoller
Darstellung nicht mehr in Angriff genommen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß
ERGIN sein mehrbändiges Werk ohne Heranziehung von Archivdokumenten
verfaßte und sich ausdrücklich auf Istanbul beschränkt. Das traditionelle Elementarschulwesen hat überraschenderweise auch in der Vergangenheit keinen
Bearbeiter gefunden. Günstiger ist die Forschungslage für die Reformperiode,
insbesondere das expandierende Schulwesen unter Abdülhamid II. [A. SOMEL im
Druck]. Die Literatur zur ilmiye ist eng mit der Institution der Medrese verknüpft,
auf die hier verwiesen werden muß [129: ZILFI; 130: MAJER; 768: Ui-'UR]. Einige
Islamwissenschaftler beschäftigen sich mit Fragen des klassischen Curriculums [wie 772: YAZICIOGLU]. (ANKAYAS [60] monumentale Geschichte der „Zivilbeamtenschule" (Mekteb-i Mülkiye) hat sich als ideale Grundlage für Autoren
erwiesen, die den Übergang vom herkömmlichen Schreiberdienst (kalemiye) zum
modernen Staatsbeamtentum studieren [479: FINDLEY]. Die starke Seite der
Forschung zum Erziehungswesen sind Monographien über die reformierten
Institutionen (Schultypen, einzelne Schulen, vor allem medizinische Lehranstalten). Vermißt werden Ansätze, die das Bildungsangebot in seiner ganzen
Breite mit den Biographien ausgewählter Personen verbinden, die sich nicht
unbedingt in ein festgefügtes Karriereschema fügen.
Inkunabeln und
Frühdrucke
Mit der Druckerei Ibrähim Müteferrikas (ab 1728) eines siebenbürgischen
Konvertiten, haben sich viele Autoren befaßt [N. BERKES in EI2 und 795: WATSON mit einer Liste der Drucke]. Nach den Gründen für die verspätete Einführung
des Buchdrucks bei den Muslimen fragt KOLOCLU [794]. Er nennt u. a. den
sakralen Rang des beschriebenen Papiers, hohe Gewinnspannen für Kalligraphen und das Fehlen von konfessionellen Kontroversen (wie in der Reformationszeit in Europa). Auch hätten technische Probleme die Einführung lange
verzögert: Die arabische Schrift erfordert einen Setzkasten mit mindesten 168, im
Idealfall 450 Fächern. Die Erfindung der Lithographie wurde hingegen in der
islamischen Welt mit großer Geschwindkeit übernommen [796: WALTHER].
Literatur
Die beste Einführung in die osmanische Literatur bleibt das Buch von BOMBAC[
[798], von dem neben dem italienischen Original eine französische Übersetzung
existiert. In die wichtigsten Gattungen der klassischen Periode führt FLEMMING
knapp und souverän ein [799]. Unter den älteren Übersetzungen wird E. J. W.
GIBBS „History of Ottoman Poetry" (London 1900-1909) neben HAMMERPURGSTALLS „Geschichte der osmanischen Dichtkunst bis auf unsere Zeit"
(Pesth 1836-1838) am häufigsten (unter den Siglen HOP und GOD) genannt.
Moderne Anthologien und Einführungen stammen von ANDREWS [799] und
HOLBROOK [800]. Bei der Entstehung des osmanischen Romans [AKYÜZ in 792,
Bd. 2] im späten 19. Jahrhundert hat die europäische Unterhaltungsliteratur durch
das Medium der Griechen und Armenier eine Vorbildrolle eingenommen.
Malerei
Die klassische Buchmalerei wurde bereits in einem Absatz über Bildquellen
behandelt. Hier soll noch ein Titel für die jüngste Entwicklung der osmanischen
Malerei stehen. Dem nicht nur als orientalistischen Maler, sondern vor allem als
Organisator des Kunstbetriebs und archäologischer Grabungen wichtigen Osmän
Hamdi Bey wurde durch M. CEZAR ein monumentales Andenken gesetzt [788].
Musik
Das maßgebliche Musiklexikon stammt von OZTUNA [807], eine Einführung für
den deutschsprachigen Leser von dem deutschen Musikologen-Paar REINHARD
[806].
Die Literaturliste enthält eine Auswahl wichtiger Titel aus den 1970-1990er Jahren. Auf
Aufnahme älterer Forschungsliteratur konnte aber nicht verzichtet werden. Die Aufsatzliteratur in Fachzeitschriften und Sammelwerken wie Festschriften und Kongreßakten ist nur ausnahmsweise berücksichtigt. Im übrigen ist auf die Standardnachschlagewerke hinzuweisen. Das sind in erster Linie die „Encyclopaedia of Islam/
Encyclopedie de l'Islam" (2. Aufl., Bd. 1- Leiden 1960) bzw. die „Isläm Ansiklopedisi"
(13 Bde., Istanbul 1940-1988). „EI2" und „IA" haben in der „Islam Ansiklopedisi" des
Türkiye Diyanet Vakfi (Bd. 1-
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