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Der Osmanische Staat 1300-1922

Der Osmanische Staat 1300-1922

Titel: Der Osmanische Staat 1300-1922 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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Marmara-Becken aus wurden die frühosmanischen Eroberungen, insbesondere unter Bäyezid I. (1389-1402), gleichmäßig in mehrere Himmelsrichtungen vorgetragen. Voraussetzung dafür bildet die Tatsache, daß Anatolien
nur durch schmale Meerengen von der Balkanhalbinsel getrennt ist. Als Nutzungsraum stellt sich das osmanische Südosteuropa (Rumili = „Rumelien") im
wesentlichen als gleichartig dar, was sich als entscheidend für die dauernde
Besitznahme erwies. Beide Regionen erlauben die Dauersiedlung von bäuerlichen Gruppen, ohne auf künstliche Bewässerung angewiesen zu sein - die
Osmanen waren alles andere als Wasserbauer. Das osmanische Territorium am
Ende der Herrschaft Mehmed II. (1451-1481) entsprach in seiner Ausdehnung
bereits dem Oströmischen Reich in den Jahren seiner größten Ausdehnung (650-
950 bzw. 1015-1186). Zum Zeitpunkt der höchsten osmanischen Machtstellung
übertraf es die Ausdehnung von Byzanz (ca. 1,2 Mio. qkm) um ein Vielfaches. Vor
dem Verlust von Tripolis (1911) und den Balkankriegen (1912/3) dehnten sich die
unmittelbar osmanisch verwalteten Provinzen noch immer über ca. 3,4 Mio. qkm
aus.
    Klima
    Die Unterschiedlichkeit der Klima-, Vegetations- und Agrarnutzungszonen in
ihren historischen Ausprägungen kann hier nur angedeutet werden. Evliyä C'elebi
(1615-st. nach 1683), wahrscheinlich der Mensch mit der größten persönlichen
Kenntnis von der Ausdehnung und Vielfalt des Osmanenstaaates, kontrastierte im
Bericht von seiner Nubienreise die afrikanische Hitze mit der Kälte von Azov und
dem milden Klima im Bergland östlich von Bagdad bzw. in der ungarischen
Tiefebene. Im übrigen hat sich, ungeachtet aller Klimaschwankungen, in den osmanischen Kernländern (West- und Nordanatolien, südöstliche Balkanhalbinsel) die Ölbaum-Grenze bzw. das Einzugsgebiet des Regenfeldbaus über
die Jahrhunderte nicht spürbar verändert.

    Bodenschätze
    Bei der Eroberung der Balkanländer waren die Gold-und Silberminen Serbiens,
Mazedoniens und Bosniens ein wichtiges strategisches Ziel. Salz kam aus Salinen
des Schwarzmeer-Raums, in der Walachei wurde es bergmännisch gewonnen.
Bedeutende Eisenerzeuger für militärische und zivile Abnehmer waren Samakov (Bulgarien) und Kigi in Ostanatolien. Die größten Kupferbergwerke wurden
in Küre (bei Kastamonu) betrieben.
    Landwirtschaft
    Die Grundnahrungsmittel Weizen und - und bei schlechteren Böden - Gerste
blieben über ein halbes Jahrtausend gleich. In Anatolien lag das Verhältnis
zwischen beiden Produkten im frühen 16. Jahrhundert bei 50:30%. Entsprechend bedeutend war die Kalorienzufuhr der Bevölkerung durch das Korn.
Bei Mißernten waren schwere Hungerkatastrophen unausweichlich (wie 1845,
1875). Die Regierung reagierte bis ins 19. Jahrhundert mit Exportverboten für
Getreide, um die Preisentwicklung zu beeinflussen. Aus früheren Jahrhunderten
berichten die Quellen über Hungerjahre, erwähnen aber nur selten die Ursachen
der Mißernten. Vor dem Eisenbahnbau verhinderten die hohen Kosten des
Karawanentransports den Abfluß von Überschüssen in andere Gebiete. Getreidelieferungen für die Küchen der großen Stiftungskomplexe in Istanbul
hatten Priorität. Im 19. Jahrhundert kam es in vielen Landesteilen zu einer
gewaltigen Ausdehnung der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Im Irak soll sie
zwischen 1860 und 1914 durch ein verbessertes Bewässerungssystem auf das
Zehnfache gestiegen sein.
    Zucker
    Den Zuckerbedarf stillte bis ins 17. Jahrhundert vor allem Ägypten, obwohl
Zuckerrohr auch am Euphrat und auf Zypern angebaut wurde. Ende des
18. Jahrhundert kam es zu einer dramatischen Veränderung. Französischen Exporteuren gelang es, rasch Zucker aus den Antillen nach Izmir, Istanbul und
Aleppo, ja sogar nach Ägypten zu exportieren. Diese Konjunktur des Kolonialzuckers verlief analog zu der Entwicklung beim Kaffee. Das Getränk verbreitete sich in der 2. Hälfte des 16. Jahrhundert in allen Landesteilen. Sein
Ursprung war der osmanische Jemen. Sehr bald aber wurde jemenitischer Kaffee von Importen aus den Plantagen der europäischen Kolonialmächten abgelöst.
Erste Belege für das Tabakrauchen stammen aus den Jahren 1599/1601. Nach dem
Cibali-Brand von 1631, dem ein Fünftel der Bauten Istanbuls zum Opfer fiel,
wurden Kaffeehäuser und das Tabakrauchen vorübergehend verboten. Im
18. Jahrhundert findet man in zahlreichen Provinzen Tabakanbau (z. B. Ägypten, Ungarn).
    Kaffee, Tabak
    Reis, Mais

    Reis

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