Der Osmanische Staat 1300-1922
für
die Zeit von 1580-1850 hat M. S. KÜTÜKOÖLU das maßgebliche Werk verfaßt. Die
terms of trade des Abkommens von 1838 haben inzwischen eine differenzierte
Beurteilung erfahren. Dazu gehört QUATAERT [581] mit der Behauptung, die
Konvention habe nur einen längst praktizierten liberalen Marktzugang förmlich
anerkannt. Die Lage in Bulgarien vor dem russisch-türkischen Krieg 1877 spielt in
der englischen Politik und öffentlichen Meinung eine wichtige Rolle [357: MARSH;
358: SHANNON]. Die englische Zypern-Politik und die Abtretung der Insel aus der
Sicht der Pforte behandelt UCAROL [359] im Anschluß an KURATS Studie über die
Amtszeit von Henry Layard [360]. Hier werden die Schritte, die zum Abkommen
vom 4.6. 1878 führten, mit Hilfe der Yildiz-Akten beleuchtet, insbesondere die
Zurückweisung der englischen Versuche, die Aktionsfreiheit des osmanischen
Staates in den „armenischen viläyets" einzuschränken. Die osmanischen Doku mente erlauben auch eine Gegenkontrolle der Auseinandersetzungen um den
Grundbesitz auf der Insel (Nachverhandlungen, Geldablösung, englische Proteste gegen Ernennung eines bestimmten müftüs).
Schweden
Der Höhepunkt der schwedisch-osmanischen Kontakte unter Karl XII. ist in
mehreren Büchern und Aufsätzen von A. N. KURAT behandelt worden [316]. E.
TENGBERG vermutet - im Gegensatz zu KURAT -, daß die Osmanen, ein Eingreifen
in den russisch-schwedischen Konflikt vom Ergebnis der Schlacht von Poltawa
(1709) abhängig gemacht haben [362].
Das westliche
Mittelmeer
und Portugal
Zwischen LEOPOLD VON RANKES „Die Osmanen und die Spanische Monarchie
im 16. und 17. Jahrhundert" (1827) und dem Erscheinen von BRAUDELS Hauptwerk (1949) ist keine größere Phase der spanisch-türkischen Beziehungen behandelt worden. In den letzten fünfzig Jahren hat sich die Situation angesichts des
Fehlens einer iberischen Osmanistik nur geringfügig verbessert. Hier können zwei
Artikel vorgestellt werden: Das Interesse der Osmanen an den aufständischen
Moriscos als „Fünfte Kolonne" in Spanien geht aus mühimme-Einträgen aus dem
Jahr 1570 hervor [364: HESS. Der Bericht des Väsif Efendi von seiner spanischen
Gesandtschaftsreise 1787/8 ist ein Zeugnis einer erweiterten Weltsicht eines
osmanischen Diplomaten, der zugleich Historiograph war [365: KÖHBACH].
Auch die zeitweise intensiven diplomatischen Beziehungen zu Marokko haben
ihren Niederschlag im osmanischen Zentralarchiv gefunden [366: BEN HADDA].
Nach dem Vorstoß Vasco da Gamas nach Indien (1498) bemühte sich Portugal, das
„Tor der Tränen" (Bäb al-Mandab) zu sperren. Die Aktivitäten der Portugiesen im
Roten Meer behandeln neben der historischen Iranistik (AUBIN u. a.) auf osmanistischer Seite HESS [364] und OZBARAN [210
Habsburg
Ein Sammelband [371: TIETZE (Hg.)] und zwei an anderer Stelle erschienene
Artikel [372: SCHAENDLINGER; 373: KÖHBACH] erlauben einen ganz allgemeinen
Einblick in die Beziehungen des habsburgischen Kaisers zum Sultan aus Sicht der
osmanischen Quellen. Eine Untersuchung über das Abkommen von Zsitva Torok
soll herausgestellt werden, weil sich die vertragsschließenden Parteien von 1606
diplomatisch und politisch auf Neuland begaben [370: NEHRING]. Zur Türkenherrschaft in Siebenbürgen gibt es nur eine ältere verfassungsrechlichte Untersuchung [374: MÜLLER].
Bosnien
Bisher fehlt eine türkisches Material einbeziehende Arbeit zur Bosnien- bzw.
zur Annexionskrise (1908/9) [371: DAvisoN], dem Hauptthema des Osmanenstaates in der Auseinandersetzung mit der Doppelmonarchie. Zur Vorgeschichte des Weltkrieges und seinem Verlauf aus österreichisch-ungarischer
Sicht kann auf zwei Aufsätze verwiesen werden [372: BRIDGE; 373: BIHL]. Für
die erste zusammenfassende Würdigung des militärischen Engagements
Österreich-Ungarns an den osmanischen Fronten hat P. JUNG [507] viele Primärquellen ausgewertet.
Polen
Den komplexen Beziehungen Polens zu Moskau, den Kosaken der Ukraine,
dem Chanat der Krimtataren, Habsburg und den Osmanen entspricht eine umfangreiche allgemeine [375: PAJEWSKI] und spezielle Forschungsliteratur. Als
Beispiele seien Arbeiten genannt über den Einfluß, den die Osmanen im späten
16. Jahrhundert auf die polnischen Königswahlen nahmen [377:BEYDILLt], die
Ergebnisse des Podolienfeldzugs von 1672 [378: KOLODZIEJCZYK] und die polnische Emigration in die Türkei nach 1831 [379: LEAK]. Der Forschungsbericht
von ABRAHAMOWICZ [380] ist jetzt durch die
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