Der Osmanische Staat 1300-1922
CHILDS [339] unterscheidet sich von den Untersuchungen zur internationalen Politik dieser Jahre,
indem sie auch Akten des türkischen Außenministeriums und eine Anzahl
osmanischer persönlicher Quellen heranzieht. Sein Buch entstand ohne Kenntnis von R. SIMON, die den Konflikt aus der Perspektive der Osmanen und Araber
beschreibt [338].
Papst
Die Rolle des Papsttums in der Welt des östlichen Mittelmeers bis zur Schlacht
von Lepanto (1571) ist Gegenstand der vier Bände von K. M. SETTONS „Papacy in
the Levant" [334]. H. PFEFFERMANN hat die bedingte Kooperation der Päpste
zwischen Pius II. und Pius IV. herausgestellt [335]. Antiosmanische Allianzen
nach Lepanto wurden verschiedentlich behandelt, ohne daß die Osmanistik an
dieser Forschung Anteil nimmt.
Ragusa/
Dubrovnik;
Der JohannitcrOrden
Ragusas Kaufleute verfügten zeitweise über eine fast monopolistische Stellung
im Handel mit den Osmanen. Zur Stellung der Handelsrepublik zur osmanischen
Herrschaft gibt es mehrere, aus dem bedeutenden Archiv von Dubrovnik
schöpfende Arbeiten [91: BIEGMAN; 340: I. Bojov►c; 341: FREJDENBERG]. Rhodos und der Dodekanes bildeten Ende des 15./Anfang des 16. Jahrhunderts einen
ungewöhnlichen Anachronismus in der Welt des östlichen Mittelmeers. Nach der
Zurückweisung eines Angriffs von Mehmed II. (1480) war den Johannitern eine
Gnadenfrist von mehrere Jahrzehnten (bis 1522) eingeräumt worden. Durch die
Eroberung Ägyptens (1517) relativierte sich die Mittlerrolle der Ordensritter.
VATIN [287] konnte zeigen, daß sie diese „Überflüssigkeit" aus osmanischer
Sicht für begrenze Zeit verschont hat. Das Studium dieser Jahrzehnte war auch
ertragreich, weil es zu einer genaueren Kenntnis der Pfortendiplomatie beitrug.
Frankreich
Das oft als Beginn der osmanisch-westlichen Vertragsverhältnisse genannte Jahr
1535 bzw. 1536 geht auf ein mit Sicherheit nicht ratifiziertes französisches Verhandlungspapier zurück [G. ZELLER, Une legende qui a la vie Bure: Les capitulations de 1535, in: Revue d'Histoire Moderne et Contemporaine 2, 1956, 127-
132]. Die diplomatischen Beziehungen des vorrevolutionären Frankreich zur Pforte sind in einer ganzen Serie von Monographien über abgegrenzte Perioden
(Francois 1., Louis XIV., Louis XVI.) bzw. einzelne Gesandte dargestellt. Auch die
Revolutionsjahre und das Directoire sind gut untersucht. Türkische Quellen
wurden insbesondere herangezogen für die Botschaft von Mehmed Efendi und
ihre Auswirkungen auf die Kultur der sogenannten „Tulpenzeit" im frühen
18. Jahrhundert [342: VE1NSTEIN]. Die Wirksamkeit Reeid Paschas in Paris in
Verbindung mit den drei großen Problemkomplexen Ägypten, Algerien und
Libanon der dreißiger und vierziger Jahre des 19. Jahrhundert hat B. KODAMAN
beschrieben [343]. Ein biobibliographisches Verzeichnis der ständigen Vertreter
beider Länder muß hier weitere Angaben ersetzen [344]. Das Verzeichnis der
Korrespondenzen zwischen 1687 bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts in den
osmanischen Archiven stellt ebenfalls eine wichtige Arbeitshilfe dar [345: HITZEN
U. BEN HADDA]. Über die französische Revolution als „erste große Bewegung, die
aus der westlichen Christenheit hervorging, die einen tatsächlichen Einfluß auf
den Islam" hatte, hat zuerst B. LEWIS geschrieben [346; vgl. auch 347].
1789
Holland
Die langen Amtszeiten vieler holländischer Gesandter, fehlende ausdrückliche
Instruktionen und der eher persönliche Stil ihrer Korrespondenzen macht die
bisher nur wenig genutzten niederländischen Berichte besonders aufschlußreich.
Die Holländer waren nicht nur an Handelsverbindungen interessiert, sie traten oft
als politische Vermittler zwischen den Osmanen und Habsburg auf [350: SLOT].
Hinzu kommt, daß es keine Vorbehalte gegenüber einer Verwurzelung im Land
(„Levantisierung") gab. Zwei beispielhafte, westliche und östliche Quellengruppen gleichmäßig berücksichtigende Studien betreffen die niederländischen
Vertreter in Istanbul im 17. bzw. 18. Jahrhundert [351: GROOT; 352: ERDBRINK].
Kulturelle Themen werden in der niederländischen Forschung nicht ausgespart
[353: THEUNISSEN].
England
Zypern
Als erster Überblick zu den Beziehungen Englands mit dem osmanischen Staat
eignet sich ein Sammelband von HALE und BAbI~ [354]. Unübersehbar ist die
Literatur zur Rolle Englands im Vorderen Orient im 19. Jahrhundert (v.a. zum
Krimkrieg, zu Ägypten und der armenischen Frage). Zum Handel mit England
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