Der Osmanische Staat 1300-1922
bei KoLODZIEJCZYK [378] genannten
Titel zu ergänzen.
Preußen
Nach SCHEELS Skizzierung der preußischen Türkei-Politik bis zum Frieden von
Kü~ük Kaynarca (1774) [381] entstanden drei Monographien türkischer Historiker zum späten 18. Jahrhundert. K. BEYDILL! untersuchte die preußischosmanischen Beziehung von Friederich II. bis zu dem von der offiziellen Chronistik ignorierten Allianzvertrag von 1790 [382; 383]. Das folgende Jahrzehnt
behandelte G. KARAMUK aufgrund des Gesandtschaftsberichts von Azmi Efendi
„als Zeugnis des osmanischen Machtverfalls und der beginnenden Reformära
unter Selim III." [384]. Zur überschätzten Wirksamkeit H. v. Moltkes, dessen
Briefe aus der Türkei mehrfach ins Türkische übertragen wurden, fehlt noch eine
Quellenuntersuchung [vorerst: J. L. WALLACH, Zur Moltke-Legende in der
Türkei, in: Fs. für Eberhard Kessel zum 75. Geburtstag, München 1982, 156-165].
Deutsches Reich
Obwohl die internationalen Beziehungen im „Zeitalter des Imperalismus als
vergleichsweise gründlich erforscht gelten" [G. SCHÖLLGEN in OGG 15, S. 155],
hält sich die Zahl von Untersuchungen zu den politischen [385: HOLBORN],
militärischen [386: WALLACH] und wirtschaftlichen [387: KÖSSLER] Beziehungen
Deutschlands zu den Osmanen in engen Grenzen. Eine Gesamtdarstellung fehlt,
wenn man einige oberflächliche, in türkischer Sprache erschienene Beiträge
wegläßt. Erwartungsgemäß sind die Vorgeschichte des Weltkriegs und sein militärischer Verlauf [392: NEULEN] etwas besser abgedeckt [504: KENT (Hg.)]. Die
wilhelminische Türkeipolitik und ihre turkophilen Sprachrohre (wie Ernst Jäckh)
wurden wiederholt behandelt. Die hervorragende Rolle der öffentlichen Meinung
in Deutschland hat W. VAN KAMPEN [388] in den Mittelpunkt seiner Studien zur
deutschen Türkeipolitik in der Zeit Wilhelm II. gestellt. Hier wird deutlich, wie
sich aus den verschiedenen Vorstellungen von „Nutzungsformen" des verfallenden Osmanenstaats (Expansions- und Kolonisationsgedanken bei den
Achtundvierzigern, Teilungsvorstellungen bei den Alldeutschen usw.) als
zweitbeste Lösung die „Staatserhaltung" herausbildete. VAN KAMPEN sammelt
Stimmen eines breiten Spektrums, das von christlichen Kreisen, die in der Armenierfrage besonders sensibel waren, über „realistische Protektoren der Türkei" wie
Friedrich Naumann bis zu „hauptamtlichen" Turkophilen wie dem römischen
Korrespondenten des Berliner Tagesblatts Hans Barth reichte. Unabhängig von
der persönlichen Auffassung über die Reformfähigkeit des muslimischen
Staatsvolks entstand nach der Kaiserreise von 1898 eine „breitere Fundierung
des Gedankens einer aktiven Orientpolitik durch Hans Delbrück, Friedrich
Naumann und Paul Rohrbach". An dem Beispiel des letztgenannten Publi zisten, der durch sein Eintreten für die deutsche Bagdadbahn-Politik sehr bekannt
wurde, und dem des „Türken-Jäckh" führt VAN KAMPEN vor, wie der Türkei die
widersprüchliche Rolle als Machtfaktor im Orient wie auch für die Verbreitung
des „deutschen Gedankens in der Welt" zuwuchs. Gegensätzliche Momente
waren die langsamen Fortschritte im Bahnbau. Notorische Nörgler wie der
politisch hervorragend informierte Orientalist MARTIN HARTMANN wurden erst
während des Weltkriegs „von einem Saulus zu einem Paulus". Der Nationalismus
der Jungtürken nach 1913 bewies, daß auch den Deutschen keine allzu privilegierte
Stellung eingeräumt wurde und sie nicht von der Turkisierungswelle in wirtschaftlichen und kulturellen Bereichen ausgespart blieben. Zwei neuere Bücher
beschäftigen sich mit der deutschsprachigen Presse am Bosporus bzw. der kulturellen Außenpolitik [389: FARAH; 390: KLOOSTERHUIS].
Rußland
Den Zugang zur russisch-sowjetischen Forschung erleichtert die dreiteilige
„Bibliografija Turcii" [395]. Unübersehbar ist die Zahl der militärhistorischen
und diplomatiegeschichtlichen Arbeiten zu den russisch-osmanischen Kriegen
bzw. dem „Orientalischen Problem" und der Meerengenfrage aus russischer
Perspektive. Aber auch für Rußland fehlen größere Überblicke mit Ausnahme
eines soliden, wenn auch veralteten Werks [394: SMIRNOV]. Mehrere Autoren
haben das „Griechische Projekt" Katharina der Großen und den von Zar Nikolaus I. geführten Krimkrieg im Zusammenhang mit seinen internen und externen
Ursachen neu aufgenommen [399: RAGSDALE (Hg.)]. Eine detailreiche Studie über
die russisch-türkischen Beziehungen vom napoleonischen
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