Der Pakt
vergiftete die At-mosphäre darin. Etwas, das von Lilith ausging, das sie umwehte wie ein eisiger Wind.
Selbst ihre Stimme klirrte wie Frost.
»Landru«, sagte sie. »Schön, daß du kommst - das erspart mir die Mühe, dich zu suchen.« Sie lächelte kalt.
Landrus Miene zuckte, als wolle er die Geste erwidern, doch sie gefror ihm zur Grimasse.
Und Lilith spie ihm die nächsten Worte mitten hinein.
»Du verlogener Bastard!«
*
Landru verstand. Und dazu hätte es Liliths auffälligen Blickes, mit dem sie die offen zu ihren Füßen liegende Blutbibel bedachte, nicht einmal bedurft.
Lilith Eden wußte Bescheid! Die CHRONIK enthielt auch ihre Geschichte, und sie schien jede Zeile davon gelesen zu haben.
»Es war ein Fehler, dieses Buch nach Mayab zu bringen«, sagte Lilith, unverändert lächelnd.
Landru zuckte die Schultern. »Wer gibt dir die Gewißheit, daß alles, was darin steht, der Wahrheit entspricht?« Der Versuch erschien ihm selbst geradezu widerwärtig erbärmlich.
Lilith legte die Hand auf die Brust, wo vor kurzem noch der magische Dolch gewütet hatte, bis er sich rückstandslos auflöste. Die Wunde war bereits vollständig verheilt.
»Etwas hier drin«, erklärte sie, »verrät es mir. Etwas, an dem ich nicht zweifle. Etwas, das du mir nicht nehmen konntest!«
Landru lachte hart auf. Dabei ging er unauffällig, wie schlendernd einen Schritt vor, dann noch einen.
»Ich habe dir nichts genommen, Lilith«, sagte er, bemüht jovial. »Im Gegenteil - ich habe dir etwas geschenkt: Ein Leben, wie es großartiger nicht sein könnte. Eine Welt habe ich dir zu Füßen ge-legt. Was könntest du mehr wollen?«
»Es gibt nur eines, das ich will, Landru«, erwiderte Lilith. Sie stieg über das Buch hinweg und trat ihm wiegenden Schrittes entgegen, mit laszivem Augenaufschlag. Ihre Hand berührte seine Brust, ihre Finger krochen träge zu seinem Hals hinauf.
Landru erstarrte. Mißtrauen flammte in ihm auf.
»Was?« fragte er leise. »Was willst du, Lilith Eden?«
»Deinen Kopf!« zischte Lilith. Speichel flog von ihren Lippen. Haß sprühte aus ihrem Blick.
Und noch im selben Moment rang sie Landru nieder und schlang ihm die Arme um Hals und Schädel, bereit, ihm mit einem einzigen Ruck das Genick zu brechen!
*
Den Triumph dieser einzigen Sekunde, das wußte Lilith, würde sie niemals mehr vergessen. Länger jedoch währte er nicht.
Bevor sie auch nur die Armmuskeln anspannen konnte, um Land-ru sein verzerrtes Gesicht auf den Rücken zu drehen, löste sich ihr Klammergriff wie aufgesprengt. Schmerz explodierte in ihrer Brust, mörderische Wucht trieb sie von Landru weg, und sie glaubte das Knacken ihrer Rippen noch zu hören, als sie zwei Meter entfernt hart zu Boden schlug.
Nona hatte den Fuß schon zum nächsten Tritt erhoben, holte aus, traf Lilith diesmal in den Bauch. Sie krümmte sich im Versuch, Nonas nächster Attacke die Angriffsfläche zu nehmen.
Furienhaft stürzte sich die andere auf die Halbvampirin, krallte ihre Finger in deren schwarze Mähne, zog sie daran halb hoch und drosch ihr die Faust an die Schläfe. Wieder wurde Lilith zurückgestoßen. Aber Schmerz und Überraschung lähmten sie nicht länger -im Gegenteil, sie wurden zu Öl auf das Feuer ihres Hasses.
Lilith kam hoch. Ihr vorgestrecktes Bein erwischte Nona im Sprung. Die Gegnerin ging zu Boden.
»Jetzt reicht's, du Schlampe«, knirschte Lilith. Und setzte nach!
Aus dem Stand warf sie sich auf Nona, nagelte sie mit ihrem Gewicht regelrecht am Boden fest. Weit nahm Lilith den Kopf zurück -und ließ ihn mit aller Kraft wieder vorschnellen, mitten hinein in Nonas Gesicht, aus dem die Wut längst alle Schönheit getilgt hatte.
Doch die Wölfin gab sich nicht geschlagen. Sie hatte in ihrem Leben schon unzählige Kämpfe ausgefochten - und überstanden.
Irgendwie gelang es ihr, die Beine anzuziehen, zwischen sich und Lilith zu bringen, um die Halbvampirin schließlich von sich zu katapultieren. Lilith flog förmlich nach hinten weg.
Die Wand bremste ihren unfreiwilligen Flug. Augenblicklich streifte sie die Benommenheit ab, stieß sich ab, um sich von neuem auf Nona zu stürzen - - hielt auf halbem Wege jedoch irritiert inne.
Weil Nona ihr in dieser Sekunde nicht mehr die geringste Aufmerksamkeit widmete, keinerlei Anstalten traf, sich zur Wehr zu setzen. Der Blick ihrer Augen irrte durch den Raum, und Lilith erkannte, was die Wölfin in Menschengestalt ablenkte.
Landru!
Oder vielmehr die Tatsache, daß er
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