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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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ist mein Sohn.«
    Mancuso zeigte die Zähne. »Sie hören nicht zu, Officer Parker. Sie haben keinen Sohn. Und wenn Sie es nicht dabei bewenden lassen, werden Sie auch keinen Beruf mehr haben.«
    »Sie müssen ihn hergeben«, sagte Epstein behutsam. »Wenn Sie Ihren Sohn lieben, müssen Sie ihn hergeben.«
    Will schaute zu dem unbekannten Mann, der an der Wand stand.
    »Wer sind Sie?«, fragte Will. »Was haben Sie hier zu suchen?«
    »Er ist ein Freund«, sagte Epstein. »Das muss vorerst genügen.«
    Mancuso ergriff wieder das Wort. »Sind wir uns alle einig, Officer? Sie sollten uns jetzt lieber Bescheid sagen. Ich werde nicht mehr so gut gelaunt sein, wenn außerhalb dieser vier Wände etwas von dieser Sache bekannt wird.«
    Will schluckte.
    »Ja«, sagte er. »Ich habe verstanden.«
    »Ja, Sir«, sagte Mancuso.
    »Ja, Sir«, wiederholte Will.
    »Und Sie?« Mancuso wandte sich an Jimmy Gallagher.
    »Ich halte mich an ihn«, sagte Jimmy. »Was er sagt, wird gemacht.«
    Blicke wurden gewechselt. Es war vorbei.
    »Gehen Sie heim«, sagte Mancuso zu Will. »Gehen Sie heim zu Ihrer Frau.«
    Und als sie wieder an dem verglasten Raum vorbeikamen, war das Kinderbettchen bereits leer, und die Empfangsdame wirkte zutiefst bekümmert, als sie an ihrem Tisch vorbeigingen. Die Vertuschungsaktion hatte bereits begonnen. Da ihr die Worte fehlten, um einem Mann, der in einer Nacht sein Kind und die Mutter seines Kindes verloren hatte, ihr Mitgefühl auszusprechen, konnte sie nur den Kopf schütteln und hinterherschauen, als er hinausging.
    Als Will nach Hause kam, wartete Elaine auf ihn.
    »Wo bist du gewesen?« Ihre Augen waren verquollen. Er erkannte, dass sie seit Stunden geweint hatte.
    »Es ist etwas dazwischengekommen«, sagte er. »Ein Mädchen ist gestorben.«
    »Das ist mir egal!« Sie schrie nicht, sie kreischte regelrecht. Noch nie hatte er seine Frau so einen Laut von sich geben hören. In diesen vier Worten schwang so viel Schmerz und Qual mit, wie er sie bei der Frau, die er liebte, nie erwartet hätte. Dann wiederholte sie die Worte, presste sie heraus und stieß sie aus wie Schleimklumpen.
    »Das ist mir egal. Du warst nicht da. Du warst nicht da, als ich dich gebraucht habe.«
    Er kniete sich vor sie und ergriff ihre Hände.
    »Was ist denn?«, fragte er. »Was ist los?«
    »Ich musste heute in die Klinik.«
    »Warum?«
    »Irgendwas war nicht in Ordnung. Ich habe es gespürt, in mir.«
    Er drückte ihre Hände, aber sie wollte und konnte ihn nicht anschauen.
    »Unser Baby ist tot«, sagte sie leise. »Ich habe ein totes Baby im Bauch.«
    Daraufhin schloss er sie in die Arme und wartete darauf, dass sie weinte, aber sie konnte keine Tränen mehr vergießen. Sie lehnte sich einfach an ihn, schweigend und in Trauer versunken. Er sah sich im Spiegel hinter ihr an der Wand und schloss die Augen, damit er sich nicht anschauen musste.
    Will brachte seine Frau ins Schlafzimmer und half ihr ins Bett. Die Ärzte in der Klinik hatten ihr Tabletten gegeben, und er ließ sie zwei nehmen.
    »Sie wollten es rausholen«, sagte sie, als das Medikament wirkte. »Sie wollten unser Baby wegmachen, aber ich wollte nicht. Ich wollte es behalten, solange ich konnte.«
    Er nickte, konnte aber nicht sprechen. Auch ihm kamen die Tränen. Seine Frau hob die Hand und wischte sie mit dem Daumen weg.
    Er saß neben ihr, bis sie einschlief, dann starrte er zwei Stunden lang die Wand an und hielt ihre Hand, bis er sie langsam und vorsichtig löste und auf die Zudecke sinken ließ. Sie regte sich leicht, wachte aber nicht auf.
    Er ging nach unten und wählte die Nummer, die Epstein ihm gegeben hatte, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Eine Frau meldete sich mit schläfriger Stimme, und als er nach dem Rabbi fragte, teilte sie ihm mit, dass er im Bett sei.
    »Er hat eine lange Nacht hinter sich«, erklärte sie.
    »Ich weiß«, erwiderte er. »Ich war dabei. Wecken Sie ihn. Sagen Sie ihm, Will Parker ist am Apparat.«
    Die Frau erkannte den Namen offenbar. Sie legte den Hörer hin, und Will hörte, wie sie wegging. Fünf Minuten später meldete sich Epstein.
    »Mr. Parker. Ich hätte Ihnen in der Klinik sagen sollen, dass es nicht gut ist, wenn wir auf diese Art und Weise in Kontakt bleiben.«
    »Ich muss Sie sprechen.«
    »Das ist nicht möglich. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir müssen die Toten ruhen lassen.«
    »Meine Frau hat ein totes Baby im Bauch«, sagte Will. Er spie die Worte förmlich aus.
    »Was?«
    »Sie haben mich

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