Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly

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beigepflichtet, wusste er doch, dass Jimmy recht hatte.
    »Über eins musst du dir im Klaren sein«, sagte Jimmy. »Dein alter Herr war anständig, treu und tapfer, aber er war auch nur ein Mensch. Er hatte einen Fehler gemacht und wollte eine Möglichkeit finden, damit zu leben, damit zu leben und es allen Betroffenen recht zu machen, aber das ging nicht, und weil er das wusste, hat es ihn innerlich schier zerrissen.«
    Eine der beiden Kerzen war heruntergebrannt und flackerte. Jimmy stand auf, um sie auszutauschen, hielt dann inne und sagte: »Wenn du willst, kann ich die Küchenlampe einschalten.«
    Ich schüttelte den Kopf und erklärte ihm, dass mir die Kerzen lieber seien.
    »Das dachte ich mir doch«, sagte er. »Irgendwie fände ich es nicht richtig, so eine Geschichte in einem hell erleuchteten Zimmer zu erzählen.«
    Er zündete eine neue Kerze an, nahm wieder Platz und fuhr mit seiner Geschichte fort.
    Auf Epsteins Bitte hin wurde eine Besprechung mit Caroline anberaumt. Sie fand im Hinterzimmer einer jüdischen Bäckerei in Midwood statt. Jimmy und Will fuhren Caroline im Schutz der Nacht zu der Zusammenkunft, wobei die mittlerweile hochschwangere junge Frau ziemlich unbequem unter mehreren Mänteln auf dem Rücksitz des Eldorado von Jimmys Mutter lag. Die beiden Männer erfuhren nicht, worum es in der mehr als einstündigen Unterredung zwischen dem Rabbi und Caroline ging. Als sie fertig waren, sprach Epstein mit Will und fragte ihn, welche Vorkehrungen er für Carolines Wochenbett getroffen habe. Jimmy hatte den Ausdruck noch nie gehört und war peinlich berührt, als er ihm erklärt werden musste. Will nannte Epstein den Namen des Geburtshelfers und des Krankenhauses, in dem Caroline niederkommen wollte. Epstein teilte ihm mit, dass man andere Vorkehrungen treffen werde.
    Durch Epsteins Vermittlung wurde für Caroline ein Platz in einer kleinen Privatklinik in Gerritsen Beach reserviert, nicht weit von der Öffentlichen Schule Nummer 277 entfernt und von ihrer derzeitigen Unterkunft aus auf der anderen Seite des Wasserlaufes gelegen. Jimmy hatte zwar gewusst, dass dort eine Klinik war, in der man sich um Leute kümmerte, für die Geld keine große Rolle spielte, aber ihm war nicht klar gewesen, dass man hinter ihren Türen auch Kinder zur Welt bringen konnte. Später erfuhr er, dass es für gewöhnlich auch nicht der Fall war, man aber auf Epsteins Bitte hin eine Ausnahme gemacht hatte. Jimmy hatte Will angeboten, ihm Geld für die Kosten der medizinischen Betreuung zu leihen, und der hatte unter der Bedingung angenommen, dass ein fester Zeitplan für die Rückerstattung samt Zinsen vereinbart wurde.
    An dem Nachmittag, an dem Carolines Fruchtwasser abging, waren Jimmy und Will auf der Tour von acht bis vier, und sie fuhren gemeinsam zum Krankenhaus, nachdem Mrs. Gallagher im Revier eine Nachricht für Jimmy hinterlassen hatte, in der sie ihn bat, sie so schnell wie möglich anzurufen. Will wiederum rief seine Frau an, um ihr mitzuteilen, dass er und Jimmy dessen Mutter bei etwas helfen müssten, eine Lüge, die zumindest ein Körnchen Wahrheit enthielt, aber sie war nicht daheim und niemand ging ans Telefon.
    Als sie in der Klinik eintrafen, sagte die Empfangsdame: »Sie ist in Nummer acht, aber Sie können nicht reingehen. Im linken Flur ist ein Wartezimmer, wo es Kaffee und Plätzchen gibt. Wer von Ihnen ist der Vater?«
    »Das bin ich«, sagte Will. Die Wörter klangen für ihn sonderbar.
    »Nun, wir holen Sie, wenn es vorbei ist. Die Wehen haben eingesetzt, aber bis zur Geburt wird es noch zwei, drei Stunden dauern. Ich werde den Arzt darum bitten, mit Ihnen zu reden, und vielleicht lässt er Sie ein paar Minuten zu ihr. Und jetzt ab mit Ihnen.« Sie wedelte mit den Händen, als wollte sie die beiden wegscheuchen.
    »Keine Sorge«, fügte sie hinzu, als Will und Jimmy sich bereits mit einer langen Wartezeit abgefunden hatten. »Sie ist nicht allein. Ihre Freundin, die ältere Dame, hat sie begleitet, und vor ein paar Minuten ist ihre Schwester reingegangen.«
    Beide Männer blieben stehen.
    »Ihre Schwester?«, sagte Will.
    »Ja, ihre Schwester.« Die Schwester bemerkte Wills Gesichtsausdruck und meinte sich sofort rechtfertigen zu müssen. »Sie hatte einen Ausweis, einen Führerschein. Derselbe Name. Carr.«
    Aber Will und Jimmy waren bereits losgelaufen und hielten sich nach rechts, nicht nach links.
    »Hey, ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie da nicht reindürfen«, schrie die Empfangsdame.