Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
alles andere.
»Und das wäre?«, fragte Wace.
Ich versuchte mich an alles zu erinnern, was Ælfwold mir auf dem Schiff erzählt hatte. »Es scheint, als wäre Malet in den Jahren vor der Invasion ein guter Freund von Harold Godwineson gewesen«, sagte ich. »Er bekam von dem alten König Eadward Land an diesen Küsten zugewiesen und verbrachte einen großen Teil seiner Zeit in diesem Land. Das heißt, bis der König starb und Harold die Krone stahl, worauf er in die Normandie zurückkehrte und sich Herzog Guillaume anschloss.«
»Er kannte den Usurpator?«, fragte Wace.
»Und er ist natürlich auch zur Hälfte Engländer«, murmelte Eudo.
»Also schickt er Harolds Witwe jetzt eine Nachricht«, sagte Wace. »Was bedeutet das?«
»Es braucht gar nichts zu bedeuten«, sagte ich. »Zum einen scheint es, dass ihre Freundschaft zerbrach, als Harold die Königsherrschaft beanspruchte. Welche Sympathien Malet einst für die Engländer empfand, sie waren begraben, als er in Hæstinges kämpfte.«
»Obwohl er auch jetzt noch Engländer in seinem Haushalt hat«, stellte Eudo fest. »Ælfwold und Wigod, und es gibt zweifellos noch andere.«
Das war richtig, und es war ein weiterer Teil des Rätsels. Aber es gab noch eine größere Frage in meinem Kopf, die beantwortet werden wollte: Warum hätte Ælfwold mir das alles anvertrauen sollen, wenn er wusste, dass Malet ein Verräter war? Es ergab keinen Sinn. Nichts davon ergab einen Sinn.
»Wenn wir wüssten, wie die Botschaft lautet, wüssten wir es genau«, sagte ich. »Aber der Priester will es nicht sagen.«
»Er muss einen Brief bei sich tragen«, sagte Eudo. »Oder in seinem Zimmer.«
»Es sei denn, er hat die Botschaft nur in seinem Kopf«, sagte Wace. »Falls das so ist, haben wir keine Möglichkeit, sie herauszufinden.«
Dann fiel mir plötzlich wieder die Schriftrolle ein, die er an dem Tag hatte fallen lassen, als wir in Lundene aufgebrochen waren, wie unvermittelt sich sein Benehmen geändert hatte, als ich sie aufgehoben hatte. »Nein«, sagte ich. »Es gibt einen Brief.«
»Bist du dir sicher?«, fragte Wace.
Je mehr ich darüber nachdachte, desto überzeugter wurde ich. Was konnte es sonst sein? »Ich habe gesehen, wie er ihn auf dem Weg hierher hat fallen lassen.«
»Wenn wir ihn uns nur ansehen könnten, bevor er ihn dieser Eadgyth aushändigt«, sagte Eudo.
»Er würde ihn gewiss nicht unbewacht lassen«, sagte Wace.
»Aber würdest du den Brief wiedererkennen, wenn du ihn siehst?«, fragte Eudo.
»Wahrscheinlich«, sagte ich und stellte ihn mir vor, mit seinen rauen Rändern und dem Lederriemen, der darum gebunden war. Sonst hatte es nichts gegeben, was ihn besonders ausgezeichnet hätte. »Warum?«
»Der Priester schläft wahrscheinlich inzwischen«, sagte Eudo mit leiser Stimme. »Wir müssten nur in sein Zimmer schleichen und den Brief finden …«
»Willst du, dass wir ihn stehlen?«, fragte ich. Obwohl ich wütend auf Ælfwold war, erfüllte mich der Gedanke mit Abscheu. Malet hatte schließlich sein Vertrauen in mich gesetzt. Ich hatte ihm einen Eid geschworen, einen Eid, bei dem Gott als Zeuge angerufen worden war und den man deshalb nicht auf die leichte Schulter nehmen durfte.
Eudo zuckte mit den Achseln.
»Was ist, wenn wir uns in dem Priester, in Malet und in allem irren?« Wenn wir seinen Vorschlag in die Tat umsetzten, und unser Verdacht entpuppte sich als falsch, dann hätte ich dieses Vertrauen missbraucht – diesen Eid gebrochen. »Nein, es muss eine andere Möglichkeit geben.«
»Wissen die anderen über Eadgyth Bescheid, was meinst du?«, fragte Wace. »Ich meine Godefroi, Radulf und Philippe. Hast du gesehen, ob sie auf ihren Namen reagiert haben?«
»Ich habe sie nicht beobachtet«, gab ich zu.
»Ich auch nicht«, sagte Eudo.
»Falls sie schon einige Zeit in Malets Diensten stehen«, überlegte Wace laut, »ist es durchaus möglich, dass sie wissen, wer sie ist und in welcher Verbindung sie zu ihm steht. Und wenn sie das wissen, haben sie vielleicht auch eine Idee, worum es bei der Botschaft geht.«
»Das ist möglich«, stimmte ich zu. »Aber erinnere dich, in Lundene wollten sie nur zurück auf die Straße nach Eoferwic. Wenn sie gewusst hätten, dass es in irgendeiner Hinsicht wichtig ist, nach Wiltune zu kommen, hätten sie das gesagt.«
»Das stimmt«, sagte Eudo. »Es war der Kaplan, der sie daran erinnert hat, dass wir zuerst diesen Auftrag erfüllen müssten.«
»Und ich«, sagte ich.
»Und du«, fügte
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