Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
ich, und ich konnte die Bitterkeit in meiner Stimme hören. »Oder sind all diese Dinge geschehen, weil es Gottes Wille ist?«
Er warf mir einen warnenden Blick zu. »Wir müssen glauben, dass es so ist«, sagte er. »Was hat alles andernfalls für eine Bedeutung?«
Ich fingerte an dem Kreuz herum, das um meinen Hals hing. Ich wusste, dass er recht hatte. Für alles auf dieser Erde gab es einen Zweck, der von Gott bestimmt war, so schwierig er auch manchmal zu verstehen war. Zumindest daraus sollte ich einen gewissen Trost beziehen: dem Gedanken, dass Er einen Plan für mich hatte, trotz allem, was geschehen war.
»Und Er hat mich hierhergeführt«, murmelte ich. Ich schaute wieder hoch über den Obstgarten und zum Glockenturm hin, und zögerte, weil ich unsicher war, ob ich sagen sollte, was ich vorhatte. »Ich habe lange darüber nachgedacht«, sagte ich. »Mich gefragt, wie es wäre zurückzugehen.«
»Du würdest dein Schwert einmotten?«, fragte er mit schiefem Lächeln. »Die Gelübde ablegen?«
Er klang wie Radulf vor ein paar Stunden, dachte ich. Es war ein Fehler gewesen, es zu erwähnen. »Eines Tages vielleicht«, sagte ich und versuchte, meine Verärgerung nicht durchblicken zu lassen. »Nicht in den nächsten Jahren, aber eines Tages, ja.«
Das Lächeln verschwand von seinem Gesicht. Vielleicht hatte er zunächst nicht gewusst, wie ernst ich es meinte, aber verstand es jetzt. Bei Wace fand ich es oft schwer zu sagen, was er dachte, und es geschah selten, dass er irgendjemandem, selbst denen, die ihm am nächsten standen, seine wahren Gefühle zu erkennen gab.
»Ich habe mir auch Gedanken gemacht«, sagte er nach einer Weile. Er schaute hinter sich auf Burginda, die nur ein Dutzend Schritte von uns entfernt war, und sprach leiser weiter. »Über Malet und alles, worüber wir vorhin gesprochen haben. Und ich weiß, dass er kein Verräter sein kann, egal was für eine Freundschaft ihn mit Harold Godwineson verbunden haben mag.«
»Was bringt dich zu dieser Ansicht?«, fragte ich.
»Falls er einer wäre, würde er jetzt nicht von einer englischen Armee in Eoferwic belagert werden.«
Tatsächlich hatten wir das inmitten all unserer früheren Aufregung vergessen. Natürlich ergab es für Malet keinen Sinn, in irgendeine Art Verschwörung mit Eadgyth verwickelt zu sein, wenn er selber von ihren Landsleuten in Northumbria bedroht wurde – wenn sein eigenes Leben in Gefahr war. Hatten wir versucht, Verbindungen herzustellen, wo es keine gab, sondern nur eine vollkommen normale Erklärung?
Selbst wenn das zutraf, konnte ich nichts dagegen tun, dass mir immer noch unbehaglich zumute war. Es gab so viele Dinge, die wir noch nicht verstanden.
»Hast du mit Eudo gesprochen?«, fragte ich.
»Noch nicht«, erwiderte er. »Ich frage mich, ob wir dem Kaplan Abbitte leisten sollten.«
»Vielleicht.« Nach dem, was Ælfwold gestern Nacht gesagt hatte, war mir die Vorstellung nicht besonders angenehm.
»Er ist nicht unser Feind.«
»Woher wissen wir das?«, fragte ich. Und als ich sah, dass Wace darauf keine Antwort hatte, sagte ich: »Je länger wir in seiner Gesellschaft reisen, desto weniger traue ich ihm.«
Ich dachte an jene Nacht in Lundene, auf dieser Straße neben der Kirche St. Eadmund. Damals war ich mir so sicher gewesen, dass er es war; erst später hatte ich mich selbst davon überzeugt, dass ich mich geirrt haben musste. Aber jetzt hatte ich gesehen, wie viel der Priester vor uns verbarg, und ich fragte mich, ob vielleicht auch das gelogen war, was er über jene Nacht gesagt hatte. Was hatte es zu bedeuten, wenn mein Instinkt nun richtig gewesen war? Was hatte das alles zu bedeuten?
»Wir können nur das tun, worum Malet uns gebeten hat«, sagte Wace. »Danach, nachdem wir die Engländer von Eoferwic vertrieben haben, sind alle Verpflichtungen, die wir ihm gegenüber haben, abgegolten. Wir werden frei sein zu tun, was wir wollen, und was Malet dann tut, ist seine Sache, nicht unsere.«
» Falls wir sie aus Eoferwic vertreiben«, murmelte ich. Ich schloss die Augen. Mein Kopf war voller Möglichkeiten und unvollendeter Gedanken. Noch nie war ich mir meines Lebens so völlig unsicher gewesen: nicht nur, was die Sache mit Ælfwold und Malet betraf, sondern auch, was ich hier machte und wohin ich unterwegs war.
Manchmal dachte ich, wenn ich mich nur selber aus diesem Traum aufwecken könnte, dann fände ich mich wieder in Northumbria mit Oswynn und Lord Robert und all den anderen, und alles
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