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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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er lächelnd hinzu. »Du und dein Pflichtbewusstsein.«
    Zu einer anderen Zeit hätte ich vielleicht gelacht, aber in jener Nacht war ich in keiner guten Stimmung. Ein Scheit verschob sich im Kamin, und Burginda schnaubte, als sie sich auf ihrem Schemel bewegte; ich sah, wie ihre Lider flatterten, als sie einen tiefen Atemzug machte und allmählich wach wurde.
    »Ich hoffe nur, dass wir bald klarer sehen«, sagte ich.

Sechsundzwanzig
    •
    W iltune lag im Dunkeln ruhig und still da. Ich stand an einen der Zaunpfähle vor dem Gästehaus gelehnt. Eine dünne Mondsichel ragte zwischen Wolkenfetzen heraus; die Sterne waren zu Hunderten wie Samenkörner in einem blassen Streifen über den Himmel verstreut.
    Das einzige andere Licht kam aus dem Dormitorium der Nonnen, wo ein schwaches Glühen den Türdurchgang einrahmte. Einer der Grundsätze, die der heilige Benedikt in seiner Ordensregel festgelegt hatte, lautete: im Dormitorium solle die ganze Nacht hindurch ein Feuer brennen, ein Symbol des ewigen Lichts unseres Herrn. Und diejenigen, die ihre Pflicht missachteten – die einschliefen, wenn sie an der Reihe waren, das Feuer zu bewachen, und so die Flammen herunterbrennen und ausgehen ließen –, wurden auf die strengste Weise gezüchtigt, wie ich nur zu gut wusste.
    Ich erinnerte mich immer noch an jenen frostigen Wintermorgen, als ich vor den beiden stand: dem Circator mit seiner Laterne, der mich gefunden hatte, und neben ihm der Prior, dessen Gesicht dunkel war, als er seine Worte der Verdammung verkündete. Immer noch konnte ich mir die Menge der Mönche vor Augen rufen, die sich um mich versammelten, Zeugen meines Versagens. Und ich erinnerte mich an meine verzweifelten Bitten um Gnade und zu Gott, als sie zuschlugen und wieder zuschlugen, jedes Mal härter als zuvor, ihre Haselnussruten auf meinen entblößten Rücken niedersausen ließen – Schmerzen, wie ich sie nie zuvor kennengelernt hatte –, bis ich schließlich zitternd, blutend und allein auf der harten Erde lag.
    Es war nicht das erste Mal, dass ich für meine Sünden geschlagen worden war, aber ich war fest entschlossen, dass dies das letzte Mal gewesen war. Und deshalb floh ich.
    Natürlich musste ich auf die richtige Gelegenheit warten. Am nächsten Tag und in der folgenden Nacht wurde ich sorgfältig beobachtet, für den Fall, dass ich weitere Fehler machte, für die sie mich bestrafen konnten. Aber in der nächsten Nacht ließ ich es im Licht des vollen Monds darauf ankommen, ging leise an den anderen Mönchen in ihren Betten vorbei, überquerte schnell den Hof, vorbei an der Werkstatt des Schmieds und den Stallungen, und hoffte, dem Circator bei seinen nächtlichen Runden aus dem Weg zu gehen. Das Torhaus war bewacht, wie ich wusste, also ging ich zur Mauer im Norden und zu dem knorrigen alten Baum, der neben ihr wuchs – eine Eiche, die Gerüchten zufolge dort stand, seit das Kloster gegründet worden war, zweihundert Jahre zuvor.
    Ich hatte die Krankenstation erreicht, als ich in der Nähe Stimmen hörte. Mit klopfendem Herz duckte ich mich um die Ecke. Laternenlicht leuchtete sanft auf den Boden, und ich hielt den Atem an, weil ich auf keinen Fall gehört werden wollte. Ich erkannte den schroffen Tonfall des Circators, der sich mit einem der anderen Mönche unterhielt. Das Licht wurde heller; sie kamen offenbar näher.
    Ich hätte bestimmt besser gewartet, bis sie an mir vorbei waren, und sie hätten mich vermutlich auch nicht bemerkt. Stattdessen ergriff mich Panik. In dem Glauben, dass sie mich finden würden und alles verloren wäre, beschloss ich loszulaufen.
    Fast im gleichen Moment hörte ich Rufe hinter mir, warum ich so spät noch unterwegs sei, wollte man wissen, aber ich hielt nicht an, sondern rannte zu der alten Eiche und kletterte schnell an ihr hoch. Ich hörte ihre Füße im Gras, während ich auf einem der Äste entlangrutschte und über die Mauer krabbelte und mir dabei die Handflächen und die Knie aufschürfte, bevor ich auf der anderen Seite hinuntersprang. Und dann rannte ich weiter den Abhang hinab auf den Fluss und die Stadt Dinant zu. Sie verfolgten mich natürlich, aber ich war schnell, und einen Jungen von dreizehn Jahren kann man leicht in den Schatten verlieren, und nach kurzer Zeit waren ihre Rufe nicht mehr zu hören. Sobald ich den Wald erreicht hatte, brach ich zusammen. Meine ganze Kraft war verbraucht, und außerdem war ich halb verhungert, aber ich hatte es geschafft: Ich wusste, dass ich nie mehr dorthin

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