Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
uns vergessen.«
»Wir haben uns töricht benommen«, sagte Philippe traurig, und neben ihm nickte Godefroi zustimmend. Aber Radulfs Gesichtsausdruck änderte sich nicht; seine Lippen blieben unbewegt.
»Es war mehr als das«, sagte ich. »Was ihr getan habt, war unverantwortlich. Aber jetzt sind wir hier, und das ist alles, was zählt.«
Holzdielen knarrten und gedämpfte Schritte waren aus dem Zimmer über uns zu hören – der Kaplan, der dort umherging, dachte ich. Mein Blick fiel wieder auf die Nonne, und als sie das bemerkte, wandte sie sich schnell ab und stieß einen Stuhl hinter sich um. Er fiel klappernd zu Boden.
»Warum ist sie immer noch hier?«, fragte Wace, als die Nonne sich bückte, um den Stuhl wieder hinzustellen.
»Warum stört dich das?«, fragte Radulf. »Sie hat bestimmt nichts von dem verstanden, was wir gesagt haben.«
»Das wissen wir nicht«, sagte Wace, als er auf sie zuging. »Die Äbtissin sprach sehr gut Französisch, erinnerst du dich? In diesen Klöstern lernt man viele Sprachen.«
Die Nonne stand da und betrachtete ihn mit herausforderndem Blick, obwohl sie zumindest anderthalb Kopf kleiner war. Ob sie genau verstand, was gesagt wurde, oder nicht, konnte ich nicht erkennen, aber sie wusste eindeutig, dass wir über sie sprachen.
»Vielleicht sollten wir uns anderswo unterhalten«, schlug Philippe vor.
»Das wäre wohl am besten«, sagte ich. »Obwohl wir vermutlich über nichts gesprochen haben, was sie nicht schon wusste.« Sie wusste schon, dass wir hier waren, um Eadgyth eine Botschaft zu überbringen. Und falls sie einige Zeit hier gelebt hatte, wusste sie wahrscheinlich auch über die Verbindung der Lady mit dem Usurpator Bescheid.
»Aber warum ist sie hier?«, fragte Eudo.
»Das ist einfach so üblich«, sagte ich. »Ein Mitglied des Konvents ist dazu abgestellt, bei den Gästen zu bleiben und über sie zu wachen. Sie ist zu unserer Betreuung hier und vermutlich zu unserer Sicherheit.«
Wace zog die Augenbraue über seinem gesunden Auge hoch. »Zu unserer Sicherheit?«, fragte er, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er drehte sich wieder zu der Nonne um, die stehen blieb, wo sie war, wachsam und ungerührt.
»Wenigstens wurde es da so gehalten, wo ich aufgewachsen bin«, sagte ich achselzuckend.
»Was meint Ihr damit?«, fragte Radulf.
»Ich bin selber in einem Kloster aufgewachsen, bevor ich ein Ritter wurde.«, sagte ich.
Er machte ein Geräusch zwischen Schnauben und Lachen. »Ihr wart ein Mönch?«
»Nur ein Laienbruder«, sagte ich scharf und starrte ihn an, bis er wegsah. »Ich wurde ins Kloster gegeben, als ich sieben war, mit dreizehn bin ich geflohen. Das Gelübde hab ich nie abgelegt.«
Wace trat zurück von der Nonne, ließ sie aber nicht aus den Augen.
»Lass sie in Ruhe, Wace«, sagte Eudo, der zur gleichen Zeit gähnte und grinste. »Was soll sie schon tun? Sie ist nur eine alte Frau.«
Nachdem sich Wace von ihr zurückgezogen hatte, begann Burginda ein Feuer zu machen. Neben dem Kamin stand ein rußgeschwärzter Eimer, der voll mit Stöcken und Scheiten war, die sie auf dem Feuerrost anordnete.
Ich stellte mir vor, wie frisches Fleisch über dem Feuer gebraten wurde, und mein Magen knurrte. Die Komplet musste bald zu Ende sein; ich hoffte, es würde nicht mehr lange dauern, bis das Essen eintraf. Wir hatten dem Wirt frisches Brot und Wurst abgekauft, als wir das Gasthaus am Morgen verließen, aber das war noch in unseren Satteltaschen, und die hatten wir mit den Tieren im Stall gelassen.
»Frag sie, wann wir unsere Taschen gebracht bekommen«, sagte ich zu Eudo.
Er wartete einen Moment, vermutlich um sich die richtigen Worte zurechtzulegen, und hockte sich dann neben die rundliche Gestalt der Nonne, die einen der kleinsten Zweige an der Laterne entzündet hatte und jetzt versuchte, das restliche Holz in Brand zu stecken. Sie schaute ihn nicht an, sondern konzentrierte sich auf den Kamin, während er mit ihr sprach und sie ihm leise antwortete.
Eudo stand auf. »Sie werden uns die Sachen nach der Komplet bringen, sagt sie.«
Dann würde mein Magen warten müssen. Wie sich herausstellte, dauerte es nicht lange, bis die Äbtissin eintraf. Sie kam zusammen mit vier Nonnen, die unsere Taschen brachten, wie Burginda es versprochen hatte, und außerdem Brot und Krüge mit Wasser – offensichtlich alles, was zu dieser Stunde angeboten werden konnte. Es war nicht gerade ein Festschmaus, aber trotzdem willkommen. Ælfwold
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