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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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ganz und gar nicht wie das in dem Gästehaus in Wiltune, das eher einem königlichen Schlafgemach ähnlich gesehen hatte. Ælfwold lag schlafend auf seinem Bett, die Decken um sich gewickelt und das Gesicht auf ein mit Stroh gefülltes Kissen gepresst. Ich trat langsam und so leise wie möglich ein. Die Wände waren dünn, und ich wollte die anderen im Haus nicht stören. Wigods Zimmer lag neben diesem hier, und auf der anderen Seite von ihm lagen die Zimmer der Familie Malet.
    Ich packte Ælfwold an der Schulter und schüttelte ihn. Er grunzte, versuchte sich auf die Seite zu drehen und klammerte sich an die Decke, aber ich entriss sie ihm. Darunter trug er nur ein Unterhemd.
    »Wacht auf«, sagte ich und schüttelte ihn wieder, dieses Mal etwas fester.
    Er rollte zurück, tastete wieder nach der Decke und schlug die Augen auf. »Tancred«, sagte er mit trüben Augen und blinzelte. Er schaute zu Eudo und Wace hoch, die neben mir standen. »Was ist geschehen?«
    »Wir wissen Bescheid«, sagte ich. »Über Euren Herrn und Eadgyth und die Versprechungen, die er ihr gemacht hat.«
    »Was?«, fragte er, richtete sich abrupt auf und starrte uns drei an. »Was soll das?«
    »Was für Versprechungen hat er gemacht, Ælfwold?«
    »Warum sollte ich Euch das sagen?«, gab er zurück und begann aufzustehen. »Ich werde mir dieses Benehmen nicht bieten …«
    »Bleibt, wo Ihr seid«, sagte Eudo, und ich hörte das Kratzen des Stahls, als er sein Schwert zog. »Sonst wird Euer Hals meine Klinge spüren, das schwöre ich Euch.«
    »Das würdet Ihr nicht wagen«, sagte Ælfwold, aber er setzte sich schnell wieder, als Eudo ihm näher trat. »Ich bin ein Mann Gottes; wenn Ihr mich tötet, werden Eure Seelen in alle Ewigkeit im Höllenfeuer brennen.«
    Das hatte ich nicht vergessen, aber ich hatte auch nicht den Wunsch, ihn zu töten. Ich wollte ihm nur so viel Angst einjagen, dass er uns sagte, was wir wissen mussten.
    »Was wisst Ihr über eine Leiche?«, fragte ich.
    Sein Gesicht wurde rot. »Wer hat Euch davon erzählt?«
    Ich zog Eadgyths Brief aus meiner Tasche und warf ihn ihm in den Schoß. Er nahm ihn in die Hand, faltete ihn auseinander und begann ihn zu lesen.
    »Das ist Verrat«, sagte er nach einem Moment. »Ihr habt dem Vicomte einen Eid geschworen. Ihr habt kein Recht, Euch in seine Angelegenheiten einzumischen und sein Vertrauen zu missbrauchen!«
    »Es ist kein größerer Verrat als das, was Malet gemacht hat«, sagte Wace. »Mit der Witwe des Usurpators gemeinsame Sache zu machen.«
    »Wovon redet Ihr?«, sagte Ælfwold, der plötzlich wütend wurde. »Lord Guillaume ist kein Verräter. Er wird hiervon hören, das schwöre ich Euch. Er wird von Eurer Treulosigkeit erfahren …«
    »Hört auf, Euer Spiel mit uns zu treiben«, sagte ich. Ich verlor rasch meine Geduld mit ihm. »Was meint sie damit, wenn sie schreibt, dass an Malets Händen Blut klebt? Wessen Leiche ist das?«
    »Das geht Euch nichts an!«
    »Antwortet ihm«, sagte Eudo und berührte mit der Spitze seines Schwerts die Haut am Hals des Engländers, »oder ich werde Euch töten.«
    Ich hätte ihm fast einen warnenden Blick zugeworfen, ließ es dann aber, als Ælfwold steif wurde und plötzlich verstummte. Falls der Kaplan bisher an unserer Entschlossenheit gezweifelt hatte, tat er es jetzt bestimmt nicht mehr.
    »Wessen Leiche ist es?«, fragte ich wieder.
    Draußen hatte der Wind nicht aufgehört zu heulen; er rüttelte an den Fensterläden und raschelte im Dachstroh. Als ich auf den Priester zutrat, knarrten die Dielen unter meinen Füßen. Er versuchte mir auszuweichen, aber ich packte ihn am Kragen seines Unterhemds. Er starrte mich, in meinem Griff zitternd, wie es schien eine Ewigkeit lang an, und ich erkannte die Furcht in seinen Augen.
    »Es ist die Leiche von …«, begann er, bis seine Stimme zu beben anfing. Selbst in dem schwachen Licht sah ich, dass sich Schweißtropfen auf seiner Stirn bildeten.
    »Von wem?«, fragte ich.
    »Von dem Mann«, erwiderte er langsam, »der vor drei Jahren König gewesen wäre. Von dem Eidbrecher und Usurpator Harold Godwineson.«

Dreißig
    •
    I ch starrte ihn lange an. Damit hatte ich nicht gerechnet. Harold Godwineson. Seine Leiche war es, die Eadgyth sehen wollte.
    Ich ließ Ælfwolds Kragen los und machte einen Schritt nach hinten. Er sank zurück aufs Bett. Ich schaute die beiden anderen an, und sie erwiderten meinen Blick.
    Wace runzelte die Stirn. »Ist das wahr?«
    »Das ist die Wahrheit«, antwortete

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