Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
konnte.
Meine Augen fielen auf einen Satz in der Mitte des Briefs. » Ic gecnawe thone gylt the the geswencth, and hit mæg geweorthan thæt thu thone tholian wille «, sagte ich langsam, während ich versuchte, die fremden Wörter auszusprechen. Die Schrift war nicht so deutlich wie die Messbücher, die ich gelesen hatte, als ich jünger war; die Buchstaben waren kleiner und schwerer zu erkennen. Ich wandte mich zu Eudo um. »Weißt du, was das heißt?«
Er zuckte mit den Achseln. Wenn es Englisch war, sprach ich es offenbar falsch.
»Gibt es denn nicht irgendetwas, was du verstehst?«, fragte Wace.
»Nichts, das uns etwas nützt«, erwiderte ich. »Malet wird erwähnt und Harold ebenfalls. Das ist alles, was ich sagen kann.«
»Es gibt wenigstens einen Mann, der uns sagen könnte, was da steht«, stellte Eudo fest.
»Ælfwold«, sagte ich grimmig. Vor allem anderen war eines klar geworden: Früher oder später mussten wir mit ihm sprechen. Abgesehen von Malet selber, der zweihundert Meilen entfernt in Eoferwic war, konnte allein er eine Vorstellung davon haben, was das alles bedeutete. Er hatte Eadgyth vorher wegen dieser oder einer ähnlichen Angelegenheit besucht; so viel wussten wir. Und es gab niemanden, der dem Vicomte näherstand. Falls wir herausfinden wollten, was wirklich geschah, war er der, den wir zu Rede stellen mussten.
Die Frage war nur, wann.
Wir brachen beim ersten Tageslicht auf. Die Äbtissin Cynehild war da, ihr Gesicht so streng wie immer, und außer ihr noch ein halbes Dutzend andere Nonnen, die in ihren Ordenstrachten zusammengedrängt standen. Unter ihnen befanden sich Burginda sowie das blonde Mädchen, das uns bei unserer Ankunft im Haus der Äbtissin begegnet war. Nur Eadgyth fehlte. War das ihre Entscheidung, fragte ich mich, oder hatte die Äbtissin ihr gesagt, dass sie sich fernhalten solle?
Unsere Pferde und Waffen wurden uns ohne ein Wort gebracht, und wir stiegen gleichfalls schweigend in den Sattel. Es war gut, dass ich mein Schwert wieder an meiner Seite hatte – nicht dass ich glaubte, wir wären im Kloster in Gefahr, aber ich hatte mich so daran gewöhnt, dass ich mich unwillkürlich schutzlos fühlte, wenn ich es nicht dabeihatte.
Ich war erleichtert, dass wir Wiltune verließen, auch wenn es weitere drei Tage auf der Straße bedeutete, weil ich nun wenigstens wieder mein eigener Herr war und mich nicht mehr nach den Regeln des Klosters und seiner Äbtissin richten musste. Doch ich war zufrieden, Ælfwold vorerst die Leitung zu überlassen, ihn die Entscheidungen treffen zu lassen, sodass wir als Diener erschienen, weil er so vielleicht keinen Verdacht schöpfen würde, was auf ihn zukam.
Der Regen fiel wie auf unserem Ritt nach Wiltune, bitterkalt und gnadenlos, jeden Tag heftiger als an dem zuvor. Unten in den Tälern waren die im Sommer trocken gefallenen Bachbetten gut gefüllt; einige der größeren Flüsse waren über die Ufer getreten, und viele Felder waren überflutet. An einem Punkt war das Wasser so hoch gestiegen, dass wir den Fluss unmöglich überqueren konnten, und wir mussten mehr als eine Meile stromaufwärts reiten, bis wir die nächste Furt fanden und wieder auf unsere Straße trafen.
Unsere einzigen Ruhepausen hatten wir, wenn wir zur Nacht einkehrten, aber selbst dann hörten wir Nachrichten von neuen Aufständen in der Nähe. Normannische Händler waren auf dem Markt in Reddinges überfallen worden; in Oxeneford war die ganze Besatzung eines Schiffs bei einem Streit in einer Schänke getötet worden, als ihre flämische Unterhaltung irrtümlich für Französisch gehalten wurde. Und deshalb verließen wir kurz vor Stanes die alte Straße, weil wir es für besser hielten, quer durchs Land zu ziehen und uns Lundene von Süden zu nähern, als zu riskieren, dass wir auf der Straße in Schwierigkeiten gerieten. Selbst dann hatten wir unsere Hände in der Nähe unserer Schwertgriffe. Auf den Pfaden, denen wir folgten, waren nicht viele unterwegs. Die Art von Wegen wurde oft von Räubern ausgesucht, um sich in den Hinterhalt zu legen. Aber falls sich welche versteckten, bekamen wir sie nicht zu Gesicht, und nach dem Mittag des dritten Tages im März erblickten wir die Stadt, die sich an das nördliche Ufer der grauen Temes klammerte.
Von dem Feldlager, das sich auf dem Hügel oberhalb von Westmynstre befunden hatte, war kein einziges Banner oder Zelt mehr zu sehen. Der König und seine Armee waren auf dem Marsch, genau wie wir es in den Wirtshäusern
Weitere Kostenlose Bücher