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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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nach dem Grab fragen.«
    »Wo ist es denn?«, fragte Eudo. Er hielt das Schwert immer noch in der Hand, richtete es allerdings nicht mehr auf den Priester.
    »Das kann ich nicht sagen«, erwiderte Ælfwold. »Es war die letzten zwei Jahre verborgen. Außer dem Vicomte weiß niemand, wo es liegt.«
    »Verborgen?«, sagte Wace. »Was meint Ihr damit?«
    »Versteht Ihr denn nicht?« Der Priester stand auf und starrte jeden von uns der Reihe nach an. »Es gibt viele, die Harold immer noch die Treue halten, auch noch so lange nach seinem Tod – viele, die ihn jetzt als Märtyrer betrachten. Wenn der Ort seiner Beerdigung weithin bekannt gemacht würde, könnte sein Grab zum Zentrum eines Kults, zum Sammelpunkt einer Rebellion werden. Dazu darf es der König nicht kommen lassen. Niemand darf wissen, wo der Leichnam ist, nicht einmal Eadgyth.«
    Mir wurde klar, dass der Priester recht hatte. Es gab schon viele, die uns nicht mehr in diesem Land haben wollten. Ich dachte an das Heer, das uns in Dunholm angegriffen hatte und das in diesem Moment die Burg in Eoferwic belagerte – Tausende von Männern. Wie viele mehr würden es wohl sein, wenn König Guillaume den Engländern erlaubt hätte, den Usurpator offen zu verehren?
    »Wisst Ihr es?«, wollte ich von Ælfwold wissen.
    »Nein!«, sagte er. »Ich habe es Euch gesagt. Nur der Vicomte weiß es. Sogar mir wird solches Wissen nicht anvertraut.«
    Das überraschte mich kaum, aber ich sagte es nicht. Nach all dem, was im Verlauf unserer Reise geschehen war, würde ich ihm kaum Vertrauen schenken. Auch wenn Malet es für sicher genug gehalten hatte, ihm den Brief überhaupt erst zu geben. Aber andererseits hatte auch nichts von großer Bedeutung drin gestanden, selbst wenn man wusste, worauf es sich bezog …
    Und plötzlich verstand ich, wie die Stücke zusammenpassten. »Das also hatte er im Sinn«, sagte ich zu Eudo und Wace gewandt. »Er konnte es nicht riskieren, ihr zu sagen, wo die Leiche liegt, falls sich die Nachricht verbreitet, und deshalb war das alles, was er sagen konnte. Tutus est. ›Sie ist sicher.‹«
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte Ælfwold. Sein Gesicht war ergrimmt, als er sich zu mir umdrehte.
    Ich machte den Mund auf, um zu sprechen, aber ich hatte keine Antwort. Im Stillen verfluchte ich mich, weil ich mich verraten hatte.
    »Der Vicomte wird hiervon hören«, sagte Ælfwold, und es war nicht das erste Mal, dass ich diese Worte von ihm hörte. »Ihr habt ihm einen Eid geschworen.«
    »Wir dachten, dass er mit Eadgyth gegen den König konspiriert«, sagte Wace.
    Der Kaplan schaute ihn streng an. »Und deshalb verratet Ihr das Vertrauen, das er in Euch gesetzt hat. Ihr seid Narren, allesamt. Ihr denkt, Ihr wüsstet, was Ihr tut, aber Ihr mischt Euch nur in Dinge ein, die über Euren Verstand gehen. Lord Guillaume ist kein Verräter und ist nie einer gewesen.«
    Ich blieb still. Neben mir steckte Eudo sein Schwert in die Scheide.
    »Was ist mit den anderen drei?«, fragte Ælfwold. »Haben sie hiermit etwas zu tun?«
    »Nein«, sagte ich. »Haben sie nicht.«
    »Das ist vielleicht auch gut so.« Der Kaplan seufzte. »Also, ich habe Euch alles gesagt, was ich weiß. Ihr habt, was Ihr wolltet. Lasst mich bitte allein.«
    Er schloss die Augen wie zu einem stillen Gebet. Der Mann, der nach meiner Verwundung in Dunholm so viel für mich getan hatte. Was war mit unserer Freundschaft geschehen, dass sie so schnell eine Wendung zum Schlechteren genommen hatte – mit so viel Misstrauen, so viel Feindseligkeit?
    Ich nickte Wace und Eudo zu, und wir verließen das Zimmer, schlossen die Tür, während er mit gebeugtem Kopf und vor sich gefalteten Händen auf dem Bett saß. Wir hatten erhalten, weshalb wir gekommen waren, was bedeutete, dass wir mit gutem Gewissen nach Eoferwic zurückkehren konnten. Wir konnten Malet vertrauen.
    Und trotzdem fühlte ich mich aus irgendeinem Grund unbehaglich, auch wenn ich nicht genau sagen konnte, woran es lag. Vielleicht an irgendetwas von dem, was der Priester gesagt hatte: Irgendwas, das keinen richtigen Sinn ergab. Ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte. Bis jetzt waren alle meine Verdächtigungen unbegründet gewesen. Wir hatten Ælfwold mit dem Schwert bedroht. Wir hatten alles von ihm bekommen, was im Bereich des Möglichen lag. Doch gab es da sonst noch etwas?
    Auf jeden Fall hatten wir jetzt andere Sorgen. Die Rebellen erwarteten uns in Eoferwic, und ob wir nun für Malet kämpften, im Namen der Normandie oder um

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