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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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der Kaplan und beobachtete uns nervös, als wäre er unsicher, was von uns zu erwarten sei. Und das durfte er auch sein, denn diese Information war sehr viel gravierender, als wir angenommen hatten.
    Eudo streckte ihm wieder sein Schwert entgegen. »Falls Ihr uns belügt …«
    »Bei Gott und den Heiligen, ich schwöre, es ist die Wahrheit!«, sagte Ælfwold. Er hatte die Augen weit aufgerissen, und seine Stimme zitterte noch stärker als zuvor.
    »Aber warum sollte Malet wissen, wo Harolds Leiche ist?«, fragte ich.
    »Ich dachte, sie wäre nie gefunden worden«, sagte Wace. »Ich habe gehört, niemand hätte sie unter den Gefallenen herausfinden können, so zertrampelt und zerrissen waren die Leichen an jenem Tag.«
    Ich hatte die gleiche Geschichte gehört. Wir waren alle in Hæstinges dabei gewesen, aber es hatte so viel Verwirrung geherrscht, dass nur wenige genau wussten, wann der Usurpator getötet worden war und das Schlachtfeld uns gehörte. Manche sagten, er sei bereits verstümmelt gewesen, als ihn ein Pfeil ins Auge traf; andere behaupteten, es habe der Anstrengungen von vier berittenen Männern bedurft, unter ihnen auch Herzog Guillaume, um ihn zu besiegen, da er sich bis zum bitteren Ende an die Reste seiner Macht klammerte und alleine weiterkämpfte. Mit Sicherheit wussten wir nur, dass es dazu gekommen war.
    Von seiner Leiche war jedoch nie die Rede gewesen. Wie die meisten hatte ich angenommen, dass sie nie gefunden worden war: dass sie einfach liegen geblieben war, um von den Wölfen und Krähen gefressen zu werden, genauso wie die von Tausenden von Engländern, die an jenem Tag erschlagen wurden. Denn solange er tot war, war es nicht wichtig, was aus seiner Leiche wurde. In den Augen Gottes war er ein Meineidiger und Sünder, und selbst wenn seine Leiche geborgen worden wäre, hätte ihm niemals ein christliches Begräbnis gewährt werden können.
    »Das ist wenigstens die Geschichte, wie König Guillaume sie gerne erzählt haben möchte«, sagte Ælfwold. »Aber das ist nicht, was geschehen ist. Die Leiche ist tatsächlich gefunden worden – seht Ihr nicht ein, dass es so sein musste? Ohne sie konnte er nicht sicher sein, dass Harold wirklich tot war. Zuerst hat er meinen Herrn damit beauftragt, unter den Erschlagenen nach ihm zu suchen, weil er dachte, dass er aufgrund der Freundschaft, die einst zwischen ihnen bestanden hatte, die Leiche wiedererkennen könnte. Aber als Lord Guillaume nicht dazu in der Lage war …«
    »Ließ er Eadgyth holen«, beendete ich den Satz für ihn. Mir fielen ihre Worte aus der Nacht wieder ein, als wir in der Kirche von Wiltune miteinander gesprochen hatten, und ich verstand, was sie gemeint hatte. Sie war nach der Schlacht dort gewesen, das hatte sie mir selber erzählt. Und sie hatte die übel zugerichtete Leiche ihres Mannes gesehen. »Das ist richtig, nicht wahr?«
    Ælfwold, der uns immer noch argwöhnisch betrachtete, nickte zustimmend. »Sie haben sich darauf geeinigt, dass man ihr sagt, wo ihr Mann begraben würde, wenn sie seinen Leichnam identifiziert.«
    »Dann war es das, was Malet ihr versprochen hat«, murmelte ich. Mein Herz schlug schneller; endlich ergab alles einen Sinn. »Und sie hat ihren Teil der Vereinbarung erfüllt.«
    »Das hat sie«, sagte er. »Sie konnte ihn an bestimmten körperlichen Merkmalen erkennen: Merkmale, von denen nur eine Ehefrau wissen kann. Sobald sie das allerdings getan hatte, war die Ähnlichkeit auch für uns andere kaum mehr zu übersehen. Sein Kopf war abgetrennt worden und wurde ein ganzes Stück entfernt von seinem übrigen Körper gefunden, dem man außerdem noch ein Bein am Oberschenkel abgehackt hatte. Aber er war es trotzdem.«
    »Ihr habt den Leichnam gesehen?«, fragte ich. »Ihr wart auch dort?« Es war für einen Kaplan nicht ungewöhnlich, in der Gefolgschaft seines Herrn zu reisen, selbst in den Krieg, aber ich hätte nicht gedacht, dass er die Veranlagung dazu hatte.
    »Das war ich«, sagte er mit einer gewissen Ungeduld. »Und ich war damals genauso auf Eurer Seite wie jetzt.«
    »Vielleicht.« Ich war mir noch nicht sicher, ob ich ihm schon glaubte. »Was ist anschließend mit Harolds Leiche geschehen?«
    »Anschließend hat der Herzog sie Lord Guillaumes Obhut anvertraut. Er erhielt den Auftrag, sich um das Begräbnis zu kümmern.«
    »Nur hat er sein Versprechen offenbar nicht eingelöst«, stellte Wace fest. »Er hat Eadgyth nicht gesagt, wo er die Leiche begraben hat, sonst würde sie nicht mehr

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