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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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bestickter Teppich lag auf dem Boden; auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers standen zwei Stühle, die links und rechts neben einer geschnitzten Flügeltür aufgestellt waren.
    »Ist Eure Mutter hier?«, fragte ich.
    »Sie liegt noch im Bett«, erwiderte Beatrice und warf einen Blick zur Tür. »Sie macht sich Sorgen um meinen Vater.«
    »Wie wir alle, Mylady.« Ich stellte mir nicht gerne vor, was sie sagen würde, wenn sie wüsste, dass ich ihn zunächst beschuldigt hatte, mit Harolds Witwe zu verkehren, und dann, gegen den König zu konspirieren.
    »Sie hat seit mehreren Tagen Bauchschmerzen. Seit Robert aufgebrochen ist, schläft sie nachts kaum noch, und tagsüber isst sie immer weniger. An manchen Tagen verlässt sie kaum ihr Zimmer.«
    »Ich bin mir sicher, dass Ælfwold sich jetzt, wo er hier ist, um sie kümmern wird.« Es fiel mir nicht leicht, das zu sagen, ich musste mich regelrecht dazu zwingen. Wenn es um den Priester ging, war ich mir kaum einer Sache noch sicher.
    »Ich weiß«, sagte sie.
    »Ihr kennt ihn schon lange, nicht wahr?«
    »Fast mein ganzes Leben«, erwiderte sie. »Er trat in den Dienst meines Vaters, als ich sehr jung war.«
    »Wie jung?«
    »Fünf, vielleicht sechs Sommer alt«, sagte sie. »Nicht mehr. Warum?«
    »Woran erinnert Ihr Euch aus dieser Zeit?«
    Bei dieser Frage runzelte sie die Stirn. »Ich verstehe nicht, was …«
    »Bitte«, sagte ich. »Ich würde es gern wissen.«
    Sie zögerte einen Moment und sah mich mit ihren braunen Augen forschend an, bevor sie den Kopf neigte. »Er hat sich oft um mich gekümmert, als ich klein war und mein Vater unterwegs auf Feldzügen«, sagte sie. »Er hat mir gerne Dinge beigebracht: Englisch sprechen, Lateinisch lesen, Schach spielen. Auch als ich älter war, war er immer bereit zuzuhören, wenn ich etwas zu sagen hatte, und hat über mich gewacht.«
    »Dann vertraut Ihr ihm?«, fragte ich.
    Sie starrte mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Es gibt wenige, denen ich mehr vertraue«, gab sie zurück. »Warum fragt Ihr?«
    »Weil er Engländer ist.«
    »Das sind viele der Männer meines Vaters«, sagte sie mit erhobener Stimme. »Und seine Mutter war auch Engländerin, das müsst Ihr bereits wissen.« Sie starrte mich weiter an, aber ich sagte nichts, und schließlich wandte sie sich ab, dem offenen Fenster zu, und schaute auf den Hof und die Männer und Pferde hinaus. Ihr Haar bewegte sich in der Brise und fing das Licht ein wie Goldfäden. Ihre Brüste hoben und senkten sich, während sie seufzte.
    »Wie ich sehe, verlasst Ihr uns wieder«, sagte sie.
    »Wir müssen aufbrechen, wenn wir das Heer des Königs einholen wollen, bevor es Eoferwic erreicht.«
    Sie trat vom Fenster zurück und drehte sich wieder zu mir um. »Ihr müsst mir versprechen, dass Ihr alles tut, was Ihr könnt, um meinem Bruder zu helfen und meinen Vater zu befreien.«
    »Mylady, natürlich …«
    »Hört mir zu«, sagte sie scharf und schnitt mir das Wort ab. Ihre Wangen leuchteten rot, aber sie wandte den Blick nicht ab, als ich sie ansah und darauf wartete, dass sie fortfuhr. »Robert ist tapfer, aber er kann auch tollkühn sein. Er ist ein guter Reiter, aber er hat erst wenige Schlachten hinter sich. Er wird Eure Hilfe brauchen. Ich möchte, dass Ihr dafür sorgt, dass ihm kein Leid geschieht.«
    Ich wollte ihr erklären, dass es im Wirrwarr einer Schlacht mit dem Feind auf allen Seiten unmöglich war, auf andere zu achten. Wenn ihr Bruder sich nicht selber behaupten konnte, gab es wenig, was ich für ihn tun konnte. Aber das würde sie nicht verstehen.
    »Ich werde es versuchen, Mylady«, sagte ich stattdessen.
    Sie schien damit nicht ganz zufrieden zu sein, aber es war die einzige Antwort, die ich ihr geben würde.
    »In Eoferwic hat Euch mein Vater gebeten, uns zu beschützen«, sagte sie. »Jetzt bitte ich Euch, dass Ihr das Gleiche für ihn und Robert tut. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie geschickt Ihr mit der Waffe seid. Und ich habe von meinem Vater erfahren, wie Ihr in Hæstinges gekämpft habt, wie Ihr das Leben Eures Herrn gerettet habt. Ich möchte, dass Ihr ihnen mit der gleichen Überzeugung und Ehre dient, mit der Ihr ihm gedient habt.«
    Ehre, dachte ich bitter. Nach dem, was in den letzten Tagen geschehen war, war mir nicht mehr viel davon übrig geblieben.
    Sie schaute mich erwartungsvoll an. In diesem Blick lag etwas von ihrem Vater, dachte ich: ein Selbstvertrauen in ihrer Körperhaltung, eine Willensstärke, die ich

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