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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krüger
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verliebt anstarrte. Miranda erinnerte sich, wie die beiden am Mittag in das zweite Taxi gestiegen waren. Die Kraft mit diesem Mann zu streiten hatte sie nun wirklich nicht mehr. Von Männern hatte sie vorerst wahrhaftig genug seit dieser verfluchten Woche.
    »Ich wollte ebenso nicht unhöflich sein«, sagte der Mann. »Verzeihung. Aber ich bin es leid, ständig von Fremden angestarrt zu werden, als wäre ich ein eitriges Gewächs.« Er nahm die Zeitung und faltete sie in der Mitte.
    »Ich habe gar nicht gestarrt.«
    »Was dann? Finden Sie es interessant einen indianischen Mann zu sehen? Sind Angehörige meiner Rasse nur interessante Objekte, die man sich anschauen kann wie bunte Bilder in einem Museum?«
    »Nein. Das wollte ich damit ganz bestimmt nicht ...« Mist. Miranda hielt erstarrt mitten in ihrem Satz inne, als er lächelte und den Kopf schüttelte.
    »Was?«
    »Ich habe nur einen Spaß gemacht.« Auf seinem Gesicht erschien ein schelmisches Schmunzeln. »Ich wollte nicht mit Ihnen streiten. Verzeihen Sie mir, Ms.?«
    »Miranda Reiley«, sagte Miranda. »Ja, schon gut. Sehr lustig.«
    »Ich bin Connor Arrington«, sagte der Mann. »Tut mir leid. Ich empfinde nur es von Zeit zu Zeit ganz amüsant, wenn Menschen bemerken, dass sich die indianische Rasse auch außerhalb ihrer Reservate ausbreiten kann. Es gibt noch immer ein Stück Hoffnung für uns.«
    Wie schön für ihn, dachte sie. »Wollen Sie mir davon erzählen?«
    »Wenn es Sie interessiert. Ich bin in einem Reservat in Washington geboren. Mein Vater war weiß, ein Engländer, meine Mutter die Tochter eines Häuptlings der Nooksack.«
    »Und dann hat er sie mit ... zwei Jahren nach England geholt?«
    Connor lächelte. »Ja. Er dachte, ich hätte etwas besseres verdient, als ... naja, Sie wissen schon. In einem Reservat aufzuwachsen.«
    »Und Ihre Mutter?«
    »Sie ist tot.«
    »Oh, das ... tut mir leid. Ich wollte nicht ...«
    »Nein. Das ist kein Problem. Wie ich sagte, ich bin Engländer. Kein Indianer.«
    Aber er hatte gesagt, es gebe noch Hoffnung für uns. Wenn er sich nicht als Indianer (oder wenigstens Halbblut sah), wieso verwendete er dann eine solche Formulierung?
    Miranda trank einen Schluck und spürte, wie der Alkohol in ihrer Kehle prickelte. Durch den Boden ihres Glases bemerkte sie, wie der zweite freie Platz am Tisch eingenommen wurde.
    »Alle Räder noch dran?«
    Ah, der ehemalige Mitarbeiter. »Ich glaube schon«, antwortete Miranda. Sie beobachtete, wie er Kartoffelsalat in sich hineinschaufelte und mit Kaffee nachspülte. Flüchtig blickte sie aus dem Fenster in das dichte Schneetreiben. Hier, gleich neben der Heizung, die zufrieden gluckerte, war es richtig gemütlich. Der Mann holte eine Schachtel Zigaretten hervor, und als er ihr eine anbot, griff Miranda zu. Alte Laster. Jetzt war eine gute Zeit wieder mit ihnen anzufangen.
    »Möchten Sie auch eine?« fragte er den Indianer.
    Connor Arrington griff zu. »Danke.«
    Für eine Weile rauchten sie alle. Miranda sah, wie Connor sich zurücklehnte und die Augen schloss.
    Nach einigen Minuten fragte sie: »Also, raus mit der Sprache. Was haben Sie hier denn nun früher gemacht?«
    Der Mann blies eine dünne blaue Wolke in die Luft. Er antwortete nicht gleich. Überhaupt schien er schnelle Antworten nicht zu mögen. Connor schlug die Augen wieder auf, sagte aber nichts.
    Der Schneefall zog Mirandas Blick zum Fenster hinüber. Wieder sah sie hinaus in das dichte Treiben. In einiger Entfernung konnte sie die dunklen Umrisse der Kiefern und Steineichen erkennen, die den Vorplatz säumten. Am Boden sammelte sich der Schnee im kleinen Haufen. Dahinter, zwischen den Stämmen, huschte ein Tier entlang und verschwand, so schnell wie es erschienen war.
    Ein Fuchs?
    Nein, kein rotes Fell.
    Ein Iltis?
    Zu groß.
    Vielleicht ein Wiesel. Oder ein Waschbär.
    Aber es war verdammt schnell gewesen, als wollte es nicht, dass es gesehen wird. Oder, als rannte es in panischer Angst vor irgendetwas davon. Einem Raubtier. Miranda, du bist wirklich verrückt. Sie schüttelte den Kopf über ihre eigenen Gedankengänge. Der Mann ihr gegenüber steckte sich eine zweite Zigarette an, auch Connor nahm sich eine zweite. »Ich war Koch«, sagte er nun. »Ich bin ein guter Koch, übrigens.«
    »Sie haben hier gearbeitet?« fragte Connor.
    »Ja.«
    »Und ... jetzt nicht mehr?« fragte Miranda.
    »Ich bin immer noch ein guter Koch«, wiederholte er. Dann streckte er Miranda die Hand hin. »Jack Carver. Fahre jetzt den

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