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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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für die Augen und den Mund freihielt.
    Aus einer am Arm befestigten Lederscheide zog die Killerin ein schmales Kampfmesser vom Typ KM2000, das zur Standardaus­rüstung der Bundeswehr gehörte. Fast zärtlich strich sie mit dem Finger über die Klinge, ehe sie es vor sich auf den Tisch legte. Ihr Mund verzog sich zu einem zufriedenen Lächeln.
    Alles war bereit für ihren Einsatz.
    Sie hoffte, dass die junge Frau schnell verschwinden würde, wenn der Richter mit ihr fertig war. Vor allem sollte sie besser nicht auf die Idee kommen, noch einmal das Wohnzimmer zu betreten. Denn dann würde sie sterben müssen, genau wie er. Für die Killerin war dies nur ein bedeutungsloses Detail ihres Plans. Aber immerhin, tief in ihrem Herzen, verspürte sie so etwas wie Mitgefühl mit dem unbekannten Mädchen, das einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war.

7
    Axel Gruber war wütend. So wütend, dass sich auf seinen feisten Wangen große rote Flecken bildeten. Der Abgeordnete des Bundestagswahlkreises Stralsund – Nordvorpommern – Rügen stand in Bermudashorts und Hawaiihemd in der Lobby des Renais­ sance Phuket Resort & Spa. Fassungslos starrte er einen Mann im marineblauen Anzug an. »Was soll das heißen, Sie können das Gespräch nicht absagen? Wissen Sie eigentlich, wen Sie hier vor sich haben?«
    »Unsere Gastgeber würden es als unhöflich ansehen, wenn ein langfristig vereinbarter Termin so plötzlich abgesagt wird, Herr Abgeordneter«, erwiderte sein Gegenüber in leicht geduckter Haltung. »Zumal Senator Meepien sich den heutigen Nachmittag extra freigehalten hat. Auch der Bürgermeister würde sich zweifellos brüskiert fühlen.«
    »Das ist Ihr Problem! Ich habe doch von Anfang an gesagt, dass unser Besuch nicht mit dienstlichen Terminen überfrachtet werden darf. Die Leute wollen ja auch was sehen vom Land.«
    »Die Leute« waren neun Mitglieder des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestages, die unter Führung ihres Vorsitzenden Axel Gruber eine zehntägige Dienstreise nach Thailand angetreten hatten. Offiziell ging es um Modellprojekte in Tourismusregionen, den rasant ansteigenden Güterkraftverkehr und um einen Erfahrungsaustausch zum Bangkok Skytrain. Nichts von alldem interessierte Gruber. Aber natürlich musste der Reiseanlass amtlich klingen. Für den Flug in der Businessclass und die Fünfsternehotels kam schließlich der Steuerzahler auf. Das hieß jedoch nicht, dass Gruber diese zehn Tage an Konferenztischen verbringen wollte. Er hatte sich auf ausgedehnte Shoppingtouren gefreut, einen Bummel durch die Tempel Bangkoks und ein paar Golfnachmittage im exklusiven Blue Canyon Country Club auf Phuket.
    Leider war es unvermeidlich, zumindest einige Alibitermine zu absolvieren. Ein Frühstück mit dem thailändischen Verkehrsminister zum Beispiel. Gespräche mit Abgeordneten des Repräsentantenhauses. Ein Routine-Grußwort vor deutschen Ingenieuren, die an irgendeinem Seekanalprojekt mitarbeiteten. Gruber hatte gute Miene zum bösen Spiel gemacht.
    Aber nun langte es ihm. Das Flugzeug von Bangkok nach Phuket hatte gestern zwei Stunden Verspätung gehabt. Obendrein war auch noch seine Golfausrüstung in der falschen Maschine gelandet. Stinksauer war Gruber abends im Hotel angekommen. Beim Essen hatte er mit seinen Kollegen vereinbart, sich zum Ausgleich den heutigen Tag freizunehmen.
    Und den morgigen auch.
    Grubers Gegenüber im blauen Anzug war ein Mitarbeiter der Deutschen Botschaft, die den Besuch vorbereitet hatte, ein subalterner Beamter aus der politischen Abteilung. Nervös knetete der Mann seine Finger. »Ich finde es ein wenig befremdlich …«, begann er.
    »Es interessiert mich nicht, was Sie befremdlich finden«, unterbrach Gruber ihn barsch. »Sagen Sie den Herren, dass wir leider kurzfristig verhindert sind. Ein Darmvirus oder so etwas.«
    »Aber …« Der Mann im Anzug ließ den Blick über Grubers Frei zeitlook gleiten. Aus der unerträglich bunten Bermudahose ragten die dicken Beine des Abgeordneten wie weiße Baumstämme heraus.
    »Noch ein einziges Wort, und ich lassen Sie nach Nowosibirsk versetzen!« Gruber war lange genug in der Politik, um selbst in Badeschuhen einschüchternd wirken zu können. Plötzlich klingelte sein Handy. Er nestelte es aus der Tasche. »Nun verschwinden Sie endlich!«, schnauzte er den Beamten an. Dann strebte er in Richtung Ausgang. Routiniert klappte er das Telefon auf.
    »Toni, na endlich! Hat alles geklappt?«
    »Hören Sie selbst!«, ertönte

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