Der Pakt - Rügen Thriller

neben seinem Computer hatte sie die Plastiktüte entdeckt. Mehr noch, der kleine Umweg wurde auch in anderer Hinsicht belohnt. Denn gerade, als sie zu der Unterhaltung im Wohnzimmer hinzustoßen wollte, war plötzlich diese Staatsanwältin aufgetaucht, mit einem Mann, den Juli für einen Bullen hielt.
    Juli hatte es vorgezogen, die Bühne als Letzte zu betreten.
    Aber auch dieser Einsatz war nicht wie geplant verlaufen. Juli gestand sich selbstkritisch ein, dass sie daran nicht ganz unschuldig war. Sie hatte Nora unterschätzt. Unter den gegebenen Umständen konnte sie mit den Ergebnissen der letzten Tage dennoch zufrieden sein. Kirijenko war tot, die Pistole wieder in ihrem Besitz und sie selbst dank Simons Hilfe entkommen.
    Simon.
    Als sie aufsah, merkte sie, dass er sie beim Grübeln beobachtet hatte.
    Er lächelte mit einer Traurigkeit, die ihr einen Stich versetzte. Auch wenn es ihm schwerfiel, er musste diese Frage stellen. Jetzt. »Wie geht es nun weiter?«
    »Was meinst du?«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Wie soll es denn weitergehen?«
    Er wurde rot. »Ich … ich möchte, dass du hierbleibst. Oder mich mitnimmst. Egal wohin. Du und ich, das … das darf nicht einfach enden.«
    »Trotz allem, was heute geschehen ist?«
    Nervös strichen seine Finger über die Bettdecke. »Auch trotz allem, was gestern passiert ist, Juli.«
    Verwirrt sah sie ihn an. »Trotz? Du meinst doch unsere …«
    »Ich meine das Windwood«, sagte er sanft.
    Ihr Gesicht blieb regungslos, lediglich das Flackern ihrer Augen verriet, wie sehr seine Antwort sie aufwühlte. »Seit wann …«
    Er zuckte die Schultern. »Seit heute Nachmittag. Im Radio wurde nicht nur von der Ringfahndung in Stralsund berichtet. Viel mehr hieß es, dass die kahlköpfige Frau auch für die Ereignisse in Binz verantwortlich sei.« Sein Blick hielt ihren fest.
    »Diese dunkle Seite von dir macht mir Angst, Juli. Aber ich kann mich vor meinen Träumen nicht verstecken. Die Vorstellung, dass du morgen zur Tür hinausgehst und einfach aus meinem Leben verschwindest …« Tränen lagen in seinen Augen. »Bitte gib uns nicht auf!«
    Juli spürte, wie ihr Herz schlug. Es war eine naive, absurde Vor stellung. Und dennoch eine, die sie wärmte. Ihr gefiel der Gedan­ke, mit jemandem sprechen zu können, der den Weg kannte, den sie gewählt hatte. Der nicht ihrer Welt angehörte, aber akzeptierte, dass sie in dieser Welt lebte. Der um ihre Geheimnisse wusste und trotzdem da war, wenn sie sich anlehnen wollte. Jemanden, den sie als ebenbürtig ansehen konnte, weil sie ihn nicht belügen musste .
    So weit waren sie und Simon natürlich noch nicht. Und vielleicht würden sie auch nie dahin gelangen. Aber schon die bloße Möglichkeit versetzte sie in ein seltsames Hochgefühl.
    Sie griff nach seiner Hand. „Kann ich erst einmal hierbleiben?“

    E N D E

Der Autor
    Kai Leuner, Jahrgang 1974, arbeitete bereits während seines Jura studiums für verschiedene Tageszeitungen und ein Sportmagazin. Nach dem Examen führte ihn sein beruflicher Weg unter anderem nach Washington D.C. und nach Tokio. Der langjährige Berater eines Abgeordneten und spätere Wirtschaftsstaatsanwalt lebt in der Nähe von Dresden. Neben den Büchern gehört seine Liebe den Vereinigten Staaten, die er regelmäßig bereist. Zuletzt erschien im Prolibris Verlag sein Thriller »Jagd auf den Anwalt«.

    Mehr unter: www.kai-leuner.de
 
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    Lektorat: Anette Kleszcz-Wagner
    Korrektur: Christiane Helms
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    E-Book: Prolibris Verlag
    ISBN: 978-3-95475-028-3
    Dieses Buch ist auch als Printausgabe im Buchhandel erhältlich. 978-3-935263-96-2

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