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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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es der ehemalige britische Außenminister Neville Chamberlain mit seiner Appeasement-Politik Hitler gegenüber getan hatte.
    »Dieser Bericht, den Sie da erstellen«, sagte Pulnarowicz. Er zündete sich eins seiner Zigarettchen an und blies mir den Rauch ins Gesicht. Es sollte nach Gedankenlosigkeit aussehen, nicht nach Absicht. »Heißt das, die Amerikaner werden dem, was bei Katyn geschehen ist, mehr Beachtung schenken als die Briten?«
    Ich hatte keine Lust, ihm zu erzählen, dass mein fertiger Bericht bereits auf direkten Befehl des Präsidenten zu den Akten gelegt worden war, genau wie der Oberst vermutete.
    »Ich erstelle nur einen Bericht. Politische Entscheidungen zu treffen, ist nicht mein Job.«
    »Wenn Sie einen Bericht erstellen, was machen Sie dann hier in Kairo?«, wollte Skomorowski wissen.
    »Sie sind Pole. Ich rede doch mit Ihnen, oder?« Ich grinste ihn an. »Es wäre doch schrecklich, wenn mir die Gelegenheit entgangen wäre, Sie alle heute Abend hier zu treffen. Außerdem muss ich nicht in Washington sein, um einen Bericht zu schreiben.« Ich hielt einen Moment inne. »Wobei ich mich nicht 356

    im Mindesten verpflichtet fühle, mich in dieser Runde zu rechtfertigen.«
    Skomorowski sagte achselzuckend: »Oder ist es vielleicht so, dass Sie, indem Sie sich mit dem Bericht Zeit lassen, Roosevelt eine hochwillkommene Ausrede liefern, die ganze Sache auf die lange Bank zu schieben?«
    »Steht Katyn überhaupt auf der Tagesordnung für Teheran?«, fragte Pulnarowicz. »Werden Sie auch nur darüber reden?«
    »Ich weiß wirklich nicht, was auf der Tagesordnung für Teheran steht«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Aber selbst wenn ich es wüsste, würde ich es ganz sicher nicht mit Ihnen erörtern.
    Solche Gespräche sind nicht gerade sicherheitsdienlich.«
    »Sie haben doch gehört, was die Prinzessin gesagt hat«, sagte Pulnarowicz. »Es geht doch in ganz Kairo herum.«
    Elena drückte meinen Arm. »Willy-Darling, wenn du länger hier wärst, würdest du merken, wie wahr das ist. In Kairo kann man einfach nichts geheim halten.«
    »Das sehe ich«, sagte ich pointiert. Dennoch fiel es mir schwer, ihr böse zu sein. Es war mein Fehler, nicht bedacht zu haben, was für eine Klatschbase sie war.
    »Aber Polen gibt es sowieso nicht«, setzte Pulnarowicz mit einem bitteren Lächeln hinzu. »Nicht mehr, seit Stalin im Januar verfügt hat, dass alle polnischen Staatsbürger ab sofort als Sowjetbürger zu behandeln seien. Sie behaupten, die Polen sollten die gleichen Rechte haben wie die Sowjetbürger.«
    »Das gleiche Recht, ohne Prozess erschossen zu werden«, sagte Skomorowski. »Das gleiche Recht, in ein Arbeitslager verschleppt zu werden. Das gleiche Recht zu verhungern.«
    Alle lachten. Es war offensichtlich ein einstudiertes Stück, das die beiden Polen schon öfter zum Besten gegeben hatten.
    »Der Schlüssel zu dem ganzen Problem ist Stalin selbst«, sagte Skomorowski. »Wenn Stalin beseitigt würde, dann würde der 357

    ganze Sowjetkommunismus in sich zusammenbrechen. Das ist der einzige Weg, den ich sehe. Solange Stalin am Leben ist, werden wir nie ein freies, demokratisches Polen haben. Er gehört umgebracht. Ich würde es selbst tun, wenn ich je nur den Hauch einer Chance hätte.«
    Es folgte ausgedehntes Schweigen. Selbst Hauptmann Skomorowski schien einzusehen, dass er zu weit gegangen war.
    Er nahm die Brille ab und putzte sie wieder.
    »Also, ich weiß nicht«, sagte Major Sernberg. »Wirklich nicht.«
    »Sie müssen Hauptmann Skomorowski entschuldigen«, erklärte Pulnarowicz dem Major. »Er hielt sich gerade in Moskau auf, als die Russen in Polen einmarschierten, und war daraufhin eine Zeit lang Gast des NKWD. Im Ljubjanka-Gefängnis. Und dann in einem ihrer Arbeitslager. In Solowki. Er weiß alles über die sowjetische Gastfreundschaft, nicht wahr, Josef?«
    »Ich glaube«, sagte Elena im Aufstehen, »es reicht jetzt mit diesem Gespräch.«
    Danach hörten wir zu, wie einer der britischen Offiziere Klavier spielte. Das besserte die allgemeine Laune auch nicht.
    Kurz vor Mitternacht hörten Elenas Bedienstete auf, Alkohol nachzuschenken. Und nach und nach gelang es ihr, die Gäste hinauszukomplimentieren. Ich wäre auch gegangen, aber sie bat mich, noch ein Weilchen zu bleiben, um über die alten Zeiten zu reden. Unsere alten Zeiten. Das klang gut. Also ging ich hinaus und erklärte Corporal Coogan, ich würde noch etwas bleiben und dann wohl zu Fuß zum Hotel gehen.
    »Seien Sie vorsichtig,

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