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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Sir«, riet er mir.
    »Mir passiert schon nichts«, sagte ich. »Ich habe ja meine Pistole.«
    »Falls Sie noch allein irgendwohin wollen, Sir, die hübschesten Tänzerinnen von ganz Kairo gibt es bei Madame 358

    Badia, Sir. Zum Beispiel eine erstklassige Bauchtänzerin, Tahia Carioca, falls Sie so was mögen.«
    »Nein, danke.«
    »Oder wenn Sie mit einer Dame ausgehen, Sir, gibt’s da ein neues Lokal an der Mena Road, auf dem Weg zu den Pyramiden. Auberge des Pyramides heißt es. Hat erst im Sommer aufgemacht. Der junge König Faruk geht da oft hin, also muss es gut sein, denn der Bursche versteht sich zu amüsieren.«
    Ich grinste. »Coogan, fahren Sie nach Hause.«
    Drinnen waren die Dienstboten längst verschwunden, wie es gute Dienstboten tun, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.
    Elena machte uns einen Pfefferminztee, nur um zu beweisen, dass sie immer noch Wasser kochen konnte, und führte mich dann wieder in den Salon.
    »Wie kommst du nur an diese Kerle?« Ich war irgendwie noch eingeschnappt.
    »Wladislaw kann manchmal ganz charmant sein«, sagte sie.
    »Aber ich gebe zu, heute war er’s nicht.«
    »Neben ihm zu sitzen, hat mir schon genügt, um mir eine Lebensversicherung zu wünschen.«
    »Er war eifersüchtig auf dich, weiter nichts.«
    »›Er war eifersüchtig, weiter nichts‹? Elena, wenn so einer eifersüchtig wird, stehen die Chancen gut, dass du mit einem Kopfkissen auf dem Gesicht endest. Und dass ich ein frühmorgendliches Bad im Nil nehme.«
    Sie nippte an ihrem Teeglas, schmiegte sich in die Ecke des Sofas, auf dem wir saßen, und legte höchst unsittsam ein Bein übers andere.
    »Hast du das mit ihm auch gemacht?«
    »Wer ist denn jetzt eifersüchtig?«
    359

    »Das heißt ja. Kein Wunder also, dass er sauer ist. Wenn du mein Mädel wärst, wäre ich auch sauer.«
    »Ich bin niemands ›Mädel‹, Willy. Und das weiß er.
    Außerdem ist alles, was zwischen mir und Wladislaw war, hier auf diesem Sofa passiert. Meine Schlafzimmertapete hat er nie gesehen. Die hat seit Freddys Tod niemand mehr gesehen.«
    »Eine ganz schön lange Zeit, um immer nur auf dem Sofa herumzulümmeln. Selbst in Ägypten.«
    »Ja, eine lange Zeit.« Sie seufzte, und einen Moment schwiegen wir beide. »Warum bist du aus Berlin weggegangen?«
    »Ich bin Halbjude, schon vergessen?«
    »Nein, aber das wussten die Nazis doch nicht.«
    »Mag sein, aber ich wusste es. Es hat eine Weile gedauert, bis meine jüdische Hälfte meine katholische Hälfte niedergerungen hatte. Vielleicht ein bisschen zu lange.«
    »Es war also nicht meinetwegen.«
    Ich sagte achselzuckend: »Ohne dich wäre ich wahrscheinlich schon viel früher weggegangen. Du bist an allem schuld.«
    »Klingt, als wolltest du mich dafür bestrafen.«
    »Der Gedanke reizt mich ziemlich.«
    Für einen Moment bekam Elenas Blick etwas Abwesendes, als ob sie sich ein inneres Bild zu machen versuchte. »Wie ist sie?
    Deine Freundin in Washington?«
    »Sagte ich etwas von einer Freundin?«
    »Nicht konkret. Aber ich spüre, dass es da eine gibt. Das konnte ich bei dir immer spüren.«
    »Na gut. Es gibt sie und es gibt sie nicht. Nicht mehr.«
    »Du klingst wie Wladislaw.«
    »Wir beide sind weiter gekommen als nur bis aufs Sofa.«
    »Was ist passiert?«
    360

    »Sie wollte Gefühle sehen, als ich gerade so getan habe, als hätte ich keine.«
    »Klingt kompliziert.«
    »Ist es eigentlich nicht.«
    »Erzähl’s mir. Und glaub nicht, dass du es ins Witzige ziehen musst. Ich seh dir an, dass es immer noch wehtut.«
    »Ist das so offensichtlich?«
    »Nur, wenn ich dir in die Augen schaue.«
    Also erzählte ich ihr von Diana. Alles. Einschließlich meiner unrühmlichen Rolle in der ganzen Geschichte. Es dauerte eine ganze Weile, aber danach ging es mir besser. Eine Last war von meinen Schultern genommen. Hundert Tonnen Selbstmitleid.
    Natürlich half es auch, dass sie mich küsste. Ziemlich ausgiebig sogar. Wie es alte Freunde eben manchmal tun. Aber für den Moment beließen wir es beim Sofa.
    »Möchtest du hier bleiben?«, fragte sie gegen zwei Uhr morgens. »Es gibt jede Menge Gästezimmer.«
    »Danke, aber ich muss in mein Hotel zurück. Für den Fall, das ich irgendwelche Botschaften von meinem Boss habe.«
    »Soll Ahmed dich hinfahren?«
    »Nein, danke, ich werde laufen. Wird ein schönes Gefühl sein, mal einen Fuß vor den anderen zu setzen, ohne dass einem der Schweiß ausbricht.«
    »Morgen Abend«, sagte sie. »Lass uns irgendwas machen.«
    »Irgendwas machen

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