Der Pakt
halben Jahr in Solowki sind. Holt mir einen der Gefangenen her, sofort. Den Stärksten. Damit ihr seht, wie man so was macht.« Er schüttelte resigniert den Kopf. »Es ist immer dasselbe«, erklärte er Abakumow. »Wenn man etwas ordentlich gemacht haben will, muss man es selbst machen.«
Berija forderte einen der NKWD-Offiziere auf, ihm seine Waffe zu geben. Der Mann gehorchte ohne Zögern. Berija vergewisserte sich, dass der Revolver, ein siebenschüssiger Nagant, geladen war. Dieser alte Pistolentyp war bei manchen NKWD-Leuten nach wie vor beliebt, weil man ihn mit einem Bramit-Schalldämpfer versehen konnte. Daher war Berija sofort klar, dass dieser Offizier Exekutionserfahrung hatte.
»Haben Sie die Gefangenen verhört?«, fragte er den Mann.
»Ja, Genosse Vorsitzender.«
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»Und?«
»Sie sind sehr stur, Genosse Vorsitzender.«
»Wie heißen Sie?«, fragte ihn Berija.
»Hauptmann Alexander Koltsow«, sagte der Offizier, wobei er die Hacken zusammenschlug und vor dem Genossen Vorsitzenden strammstand.
»Ich kannte mal einen Koltsow«, sagte Berija zerstreut und unterließ es zu erwähnen, dass das ein Journalist gewesen war, den er im Suchanow-Gefängnis zu Tode gefoltert hatte. Das Suchanow war Berijas Privatgefängnis in Moskau. Dorthin kamen diejenigen, denen er eine Extraportion Grausamkeit angedeihen lassen wollte, und auch Frauen, die er zu vergewaltigen gedachte, ehe er sie zur Erschießung freigab.
Die Wachen schleiften einen nackten Mann in Handschellen herein und stellten ihn vor den NKWD-Chef. Berija musterte den Gefangenen, der mit unverhohlenem Hass zurückstarrte.
»Aber man sieht ja kaum etwas an ihm«, kritisierte er. »Wer hat ihn denn verhört?«
»Ich, Genosse Berija«, sagte Koltsow.
»Womit haben Sie ihn denn geschlagen? Mit einem Staubwedel?«
»Ich versichere Ihnen, Genosse Vorsitzender, ich bin mit äußerster Härte vorgegangen.«
Berija befühlte ein paar blaue Flecken im Gesicht und an den Armen des Gefangenen und lachte. »Mit äußerster Härte?
Koltsow, Sie haben ja keine Ahnung, was äußerste Härte ist. Sie verstehen vielleicht etwas von Exekutionen, aber nicht von Verhören.«
Berija sah dem Gefangenen fest in die Augen und fuhr fort:
»Das ist ein großer Unterschied. Es braucht nämlich eine bestimmte Sorte Mann, um jemanden dreißig Minuten mit einem Stock zu schlagen. Ich sehe, du weißt, wovon ich rede.
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Ich sehe es an deinen Augen. Jemanden zu töten, ihm eine Pistole an den Kopf zu setzen und abzudrücken, das ist gar nichts. Na gut, beim ersten Mal mag es sich noch anfühlen, als wäre es etwas. Aber wenn man hundertmal, tausendmal getötet hat, dann weiß man, wie einfach es ist. Wie die Arbeit in einem Schlachthof. Einfach nur Töten, das ist gar nichts, das kann jeder Idiot.«
Noch im Sprechen drehte Berija sich rasch um, hob den Revolver und schoss Hauptmann Koltsow in den Kopf. Noch ehe der Hauptmann umgefallen war, fixierte Berijas kalter, erbarmungsloser Blick bereits wieder den ukrainischen Gefangenen.
»Siehst du, was ich meine? Nichts. Es ist nichts. Gar nichts.«
Berija streckte die Waffe Wertinskij hin, der sie mit zitternder Hand nahm. Dann deutete Berija mit dem Kinn auf den toten Hauptmann und befahl dem Ukrainer: »Sieh ihn dir an. Los, sieh ihn dir an.« Er packte den Ukrainer am Haar und zog seinen Kopf herab. »Denk dran. Er war einer von meinen Leuten. Kein Verräter wie du.« Berija schnaubte verächtlich, drehte sich dann zur Seite und spuckte dem Toten auf den Kopf. »Nein, er war einfach nur unfähig.«
Berija ließ das Haar des Mannes los, trat einen Schritt zurück, krempelte sich die Ärmel noch ein paar Zentimeter weiter auf und wählte eine Hartgummirute aus, die an einem Nagel an der Wand hing. »Ich verspreche dir etwas, mein Freund. Bevor ich mit dir fertig bin, wirst du diesen« – Berija stieß dem Toten verächtlich die Stiefelspitze ins Gesicht – »diesen Haufen Scheiße hier beneiden.«
Berija sah Melamed und Wertinskij bedeutungsvoll an.
»Diesen Clown, der viel zu weich war. Denn es gibt nur eine Methode, mit einem Tier aus der Ukraine umzugehen. Man schlägt es. Und schlägt es immer wieder.«
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»Sie da«, wandte sich Berija an einen der anderen NKWD-Offiziere in der Folterkammer und schnippte mit dem Finger.
»Stellen Sie den Stuhl da auf den Tisch.« Dann befahl er mit erneutem Fingerschnippen den beiden Männern, die den Ukrainer festhielten: »Setzt ihn auf den Stuhl und bindet seine
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