Der Pakt
Deutschen derzeit wollen, ein Attentat auf Präsident Roosevelt. Schon seit Wochen führt unser Mann in Ankara Geheimgespräche mit dem dortigen deutschen Botschafter. Ich nehme an, die Deutschen wollen nicht, dass irgendetwas diese Annäherungsversuche in Sachen Kompromissfrieden gefährdet. Sie hätten besser zuhören sollen.«
»Aber das erklärt doch alles nicht die Sache mit Thornton Cole, mit den Schmidts, Brutus –«
»Ich würde meinen, Sie haben doch im Moment genügend Sorgen«, sagte Donovan. »Was die Briten angeht, meine ich. An Ihrer Stelle, Professor, würde ich mir einen Anwalt nehmen. Sie werden einen brauchen.«
440
FREITAG, 26. NOVEMBER 1943
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TEHERAN
DIE LEITUNG DER OPERATION in Teheran hatten Berija, der Chef des NKWD, und General Abramow von der Regionalverwaltung Naher Osten inne. Berija war an diesem Freitag mit Stalin aus Baku gekommen. Auch General Arkadiew war an Bord der SI-47 gewesen und hatte mit beträchtlichem Vergnügen verfolgt, wie der Marschall seiner extremen Flugangst dadurch Luft machte, dass er Berija auf das Spektakulärste herunterputzte. Natürlich war Stalin betrunken gewesen. Nur so hatte er überhaupt den Mut aufgebracht, in das Flugzeug zu steigen. Bis obenhin voller Angst und Wodka hatte Stalin einen wüsten Schwall von Beschimpfungen gegen seinen georgischen Landsmann losgelassen, als die Maschine über dem Kaspischen Meer in Turbulenzen geraten war.
»Wenn ich in diesem Flugzeug draufgehe, dann wird es meine letzte gute Tat sein, Sie zur Tür hinauszuwerfen, Schlangengesicht. Haben Sie gehört? Wir haben so lange in diesem Zug nach Baku gesessen, nur um nicht fliegen zu müssen, und landen am Ende doch in einem verfluchten Flugzeug? Das ist doch idiotisch!«
Berija hatte die Farbe von Roter Bete angenommen. Arkadiew hatte es vermieden, Berija anzusehen. Es war nicht ratsam, sich anmerken zu lassen, dass man sich über die Demütigung des NKWD-Chefs freute.
»Haben Sie gehört, was ich sage, Schlangengesicht?«
»Ja, Genosse Stalin«, sagte Berija. »Vielleicht ist dem Genossen Stalin ja entfallen, dass wir den Reiseplan in Moskau gemeinsam durchgegangen sind. Es war von Anfang an 441
ausgemacht, dass wir die letzte Etappe per Flugzeug zurücklegen würden.«
»Ich kann mich nicht erinnern, so was gebilligt zu haben«, knurrte Stalin. »Ist doch idiotisch! Churchill und Roosevelt kommen mit Kriegsschiffen übers Meer. Warum konnte ich kein Kriegsschiff nehmen? Das Kaspische Meer ist doch nicht größer als das Schwarze Meer. Hat die russische Flotte nicht genug Kriegsschiffe? Ist das Kaspische Meer gefährlicher als der Atlantik? Wohl kaum, Berija, Sie verfluchter Scheißkerl!«
»Roosevelt und Churchill kommen von Kairo aus auch mit dem Flugzeug«, insistierte Berija.
»Nur weil sie müssen. Sie können nicht anders hinkommen, Schlangengesicht!«
Jetzt, mehrere Stunden nach dem Flug, in einem großen Raum im ersten Stock des NKWD-Hauptquartiers in der Syroos Street im Ostteil der Stadt, merkte Arkadiew, dass Berija äußerst schlechter Laune war, wahrscheinlich, weil ihn Stalins Beschimpfungen noch immer wurmten. Berija und sein Sekretär Wiktor Abakumow sprachen mit General Merkulow, Berijas Stellvertreter, noch einmal die Sicherheitsvorkehrungen für Stalins Aufenthalt durch. Anwesend waren außerdem General Krulew, der Kommandeur der 3300 Mann starken Gardetruppe Stalins, die schon seit Ende Oktober in Teheran stationiert war, General Melamed, Chef des lokalen NKWD, und Melameds Stellvertreter, Oberst Andrej Michailowitsch Wertinskij. Es besserte Berijas Laune nicht gerade, hören zu müssen, dass noch immer mindestens ein Dutzend SS-Fallschirmagenten auf freiem Fuß waren. Eine der beiden Gruppen war binnen Stunden nach ihrer Landung nahe der heiligen Stadt Qom gefangen genommen worden. Weitere vierzig Mann, die in einem Haus in der Kakh Street umstellt worden waren, hatten sich auf ein Feuergefecht eingelassen. Keiner hatte es überlebt. Doch von einigen SS-Leuten fehlte noch immer jede Spur.
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»Sie wurden zwar von deutschen Offizieren und Unteroffizieren geführt, aber die meisten sind Ukrainer«, erklärte Melamed Berija. »Aus General Wlassows Armee, die wir 1942 an der Wolchow-Front verloren haben.«
»Verräter«, fauchte Berija. »Elende Verräter, das sind sie.«
»Verräter, ja, gewiss«, stimmte ihm Melamed zu. »Aber nicht leicht zu knacken. Wir haben die ganze Nacht mit diesen Kerlen
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