Der Paladin
Titel.
»
Beijun!
«
»Shoka!« schrie der Kaiser – und taumelte neben der Tür hervor, in verrutschten Gewändern, verloren in dem Gewicht des Brokats und des Goldes.
Genau wie die verrückten Pferde, die sich in einem brennenden Gebäude versteckten, obwohl das offene Tor vor ihnen lag.
»Meister!« schrie Taizu hinter ihm. Er wandte sich um, warf sich zur Seite, während sich ein Dutzend Männer durch sein Gesichtsfeld drehten, schlug mit den Schultern auf dem Boden auf, kam wieder hoch und griff die Männer an, die sich ihm vom Hof her näherten.
Es war aussichtslos, dachte er, während er das Schwert schwang, es waren zu viele, und er steckte in der Falle. Er vertraute darauf, daß Taizu Beijun vom Portal wegschaffte, daß sie ihm zum Tor folgte, und er hoffte, daß er nicht bloß weiteren von ihnen den Weg frei gemacht hatte. Dann hörte er auf zu denken. Er tötete, alles und jedes, das sich ihm in den Weg stellte.
Das war alles und das äußerste, was er tun konnte, mit einem Knie, das zu versagen drohte, während seine Lunge brannte und seine Schulter von der Anstrengung und den wiederholten Stößen taub wurde.
Er mußte das Tor erreichen.
Den Weg frei machen.
Für Taizu und Beijun...
Jemand rief ihn von hinten an. Anhalten ging nicht. Das war
ihre
Angelegenheit. Er wurde von zwei Seiten angegriffen, verausgabte sich völlig, um einen Mann kampfunfähig zu machen, dessen Kameraden zu erledigen, zurückzuspringen und nach dem Mann zu schlagen, der ihm die Kniesehnen durchtrennen wollte...
Aus der Bewegung heraus wirbelte er herum, sah aus den Augenwinkeln Beijun und Taizu vor einer Gruppe Männer herrennen, die um die Ecke des Portals bogen.
Er wirbelte weiter herum, duckte sich wieder und tötete seinen Mann mit einem verzweifelten Verlegenheitsschlag, vollkommen aus dem Gleichgewicht geraten. Er fand es wieder, als er sich mit einem rasenden Schmerz im Bein drehte, während Beijun ihn packte und sich an ihn hängte und Taizu zusammen mit drei Gegnern zurückblieb, die ihr vom Portal nachstürzten.
Um Taizu von hinten anzugreifen. Er rannte und schrie, doch sie wandte sich bereits um – mit einer Parade fing sie einen Angriff mit der Klinge ab, jedoch ohne festen Stand zu haben.
Sie ging zu Boden – und führte diesen verdammten Konterstoß aus, von unten geradewegs unter das Panzerhemd ihres Gegners.
Shoka erledigte den nächsten, mit kaum größerer Anmut. Und den nächsten. Auf der Terrasse lagen vier tote Männer. Ihr Werk. Er taumelte zu Taizu und packte ihre Schulter, während sie sich hochrappelte und den Mann beobachtete, der sich auf dem Boden wand.
»Gitu«, sagte sie und schüttelte seine Hand ab.
Und trennte dem Wesen, das immer noch leben wollte, mit einem simplen Schlag den Kopf ab.
Shoka hielt den Atem an, packte sie beim Arm.
Reiter näherten sich, Hufe auf Pflastersteinen, Schattengestalten erschienen im Tor und strömten herein. »Beijun!« brüllte Shoka und stieß Taizu auf den Garten, aufs Dunkel und den Dienstboteneingang zu.
Sie hielt sich an seinem Ärmel fest, zerrte daran, weil sie wollte, daß er mitkam.
Die Fahnen der Eindringlinge waren jedoch schwarz und weiß. Reidis Lotus-Wappen. Shoka ließ seinen Schwertarm herabsinken, entspannte die Finger. Das Gehen überforderte ihn, er konnte nur noch dastehen, doch er ging weiter, verneigte sich vor seinem Kaiser, verneigte sich vor dem Fürsten Reidi, alles in tadelloser Haltung.
Reidi saß ab und verneigte sich ehrerbietig. Beijun plapperte irgend etwas über Fürst Gitu, über Verrat und den Affront gegen seine Person. Das Feuer und die Schatten verschwammen in Shokas Augen, und er gestattete sich nur kleine, vertraute Bewegungen, schlug sein Schwert ab, wischte das Heft sauber und steckte es in die Scheide.
Gütiger Himmel, wie blutig er war.
Und Taizu – weiß, mit dunklen Flecken gesprenkelt...
Ein brennendes Geländer fiel auf der Terrasse krachend in sich zusammen, und alle schreckten auf. Eine Säule folgte. Reidi befahl einer Abteilung, Eimer und Äxte zu besorgen und die weitere Ausbreitung des Feuers zu unterbinden.
Beijun kam und bedankte sich bei ihm: »Sie haben mich gezwungen, sie zu begleiten«, sagte er, »sie haben mich belogen – Shoka, glaubt mir...«
Er wollte ein Bad nehmen. Er wollte sich setzen. Er wollte irgendwo anders sein.
Als sich ihm die Gelegenheit bot, den Blick schweifen zu lassen, ohne den Kaiser zu beleidigen, sah er sich um. Taizu war nicht mehr dort, wo er sie
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