Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)
»Unsichtbar-in-der-Masse-Prinzip«, seine Überheblichkeit und mangelnde Sorgfalt im Allgemeinen. Es war nur ein Strohhalm, aber etwas anderes blieb ihr nicht mehr.
»Haben Sie etwa die Überwachungskamera auf dem Weg herein übersehen? Sie haben den Strom abgeschaltet, aber sind Sie sicher, dass es keine Notstromversorgung gibt?«
Eine Pause entstand. »Sie bluffen.«
»Ach ja? Dann nur zu, erschießen Sie uns. Aber Sie sollten besser hoffen, dass Ihre Leute diese Aufzeichnung sicherstellen können, wo immer der Back-up hingeht, bevor jemand unsere Leichen findet. Natürlich werden Sie auch erklären müssen, warum Sie das Problem selbst geschaffen haben, in dem Sie etwas so Offensichtliches übersahen.«
»Ich glaube wirklich nicht …«
»Und selbst wenn Sie die Aufzeichnung in die Hand bekommen, sind die Londoner Polizisten wirklich nur Schoßhündchen Ihrer Organisation? Das hoffe ich für Sie. Denn zwei nackte Frauen mit Schusswunden könnten das Gewissen des ein oder anderen Detective wachrütteln. Oder eines Staatsanwalts. Glauben Sie, dass Ihre Leute Ihnen dann immer noch den Rücken decken? Oder werden sie Sie nicht vielmehr zum Sündenbock machen, weil sie etwas so Offensichtliches wie eine Überwachungskamera in einer ganz normalen Wohnung übersehen haben?«
Er sagte nichts, aber sie hätte schwören können, dass er unter der Nachtsichtbrille beinahe grinste.
»Das Verteufelte ist, ich möchte Ihnen wirklich gern glauben. Und ich nehme an, Sie werden mich auch irgendwie davon überzeugen, dass mir trotz dieser zwei Leichen auf der Straße nichts passieren kann?«
»Ich könnte mir vorstellen, dass die beiden auf verschiedensten Beobachtungslisten stehen. Vielleicht sind es sogar Illegale. Ich bezweifle, dass jemand sich für sie interessiert. Wenn Sie schnell genug sind, können Sie und Ihre Leute die Sauerei beseitigen. Sie müssen jemanden vor Ort haben, die Person, die den Strom abgeschaltet hat, ja? Aber Sie verschwenden Zeit.«
Einen Augenblick, der sich zu einer Ewigkeit zu dehnen schien, stand er völlig regungslos, und die Mündung des Schalldämpfers zeigte unbeirrt auf sie. Dann senkte er die Waffe, ging zum Schreibtisch und nahm den Laptop.
»Ich werde meinen Leuten sagen, dass niemand hier war«, meinte er. »Es wäre eine Schande, wenn irgendetwas meiner Geschichte widersprechen würde.«
Delilah antwortete nicht. Sie hatte Angst, er würde merken, dass sie die Luft angehalten hatte.
Er ging zur Tür, öffnete sie und wandte sich dann noch einmal zu ihnen um. »Wissen Sie, mein ganzes Leben lang habe ich davon geträumt, einmal in genau so eine Szene hineinzuplatzen. Daher hoffe ich, Sie werden mir glauben, wenn ich sage, ich wünschte, wir hätten uns alle unter anderen Umständen kennengelernt.«
Er ging. Delilah wartete einen langen Moment ab, hatte Angst, es zu glauben, Angst, er versuchte einfach, sie von Fatima wegzulocken, damit er für einen sicheren Schluss zurückkehren konnte.
Als sie überzeugt war, dass er wirklich verschwunden war, stand sie auf. Sie sah aus dem Fenster. Er ging die Straße entlang und sprach in ein Handy, beorderte vermutlich ein Reinigungsteam an den Schauplatz. Er hob die Hand und winkte, als wüsste er, dass sie ihn beobachtete.
Delilah begann, sich anzuziehen. »Du musst hier weg«, sagte sie, zog ihren Slip hoch und stieg mit einem Bein in die Hose. »Du kannst nicht länger bleiben.«
»Wer bist du?«
Delilah bekam auch das andere Bein in die Hose, zog den Reißverschluss hoch und schloss den Knopf. »Was glaubst du, wer ich bin?«
»Meine Leute glauben, du bist vom französischen Geheimdienst. Stimmt das?«
»Wegen der Sache, die vor dem Momtaz geschehen ist?«
»Das auch. Und sie sagen, du bist unmöglich zu verfolgen. Nach dem Momtaz sagten Sie mir, ich solle den Kontakt abbrechen.«
»Warum hast du es nicht getan?«
Fatima gab keine Antwort.
»Warum bist du mit nach Bora Bora gekommen, wenn du dachtest, ich sei vom französischen Geheimdienst?«
Fatima sah sie an. »Was denkst du denn?«
»Du hast es nicht geglaubt?«
»Ich wollte ihnen nicht glauben.«
Die Bemerkung tat weh. Delilah schob das Gefühl beiseite.
Fatima ergriff ihre Hände. »Wer immer du bist, bitte. Imran ist jetzt mein einziger Bruder. Bitte.«
Delilah entzog ihr die Hände. »Verstehst du nicht? Es hieß, du oder er.«
»Nein, du verstehst nicht. Es wird uns beide treffen! Ich kann nicht einfach …«
»Du wusstest, dass diese Männer heute Nacht
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