Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)
kommen würden?«
Fatima schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Ich schwöre es. Sie müssen … Ich weiß nicht. Sie müssen gewusst haben, dass ich nicht auf sie hören würde. Sie trauen mir nicht, und manchmal denke ich, sie halten mich unter Beobachtung. Vielleicht haben sie heute Abend meine Wohnung beschattet. Sie sahen dich kommen, aber nicht wieder gehen.« Für einen langen Augenblick trat Stille ein. Fatima sagte: »Glaubst du mir?«
»Das spielt keine Rolle. Es ändert nichts.«
Fatima ergriff wieder ihre Hände. »Glaubst du mir?«
Delilah sah in ihre flehenden Augen. Gott, sie war so schön. »Das möchte ich gerne«, sagte sie.
Fatima nickte. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen.
Delilah legte ihr sanft die Fingerspitzen auf die Lippen. »Aber ich tue es nicht.«
Fatima gab einen leisen Laut von sich, ein winziges Keuchen oder Wimmern.
Delilah wandte sich ab und hob ihren Baumwollpulli auf.
»Warte«, sagte Fatima. »Verstehst du denn nicht? Was sollen meine Leute denken? Sie vertrauen mir schon jetzt nicht. Ich habe mich weiter mit dir getroffen, obwohl sie es mir verboten hatten. Sie wissen, dass du heute Nacht hier warst, und die beiden Männer, die sie auf dich angesetzt haben, werden tot aufgefunden oder vermisst werden … sie werden denken, ich hätte sie in eine Falle gelockt!«
»Es spielt keine Rolle, was sie denken. Das geht mich nichts an.«
»Wie kannst du so etwas sagen?«, fragte Fatima mit zitternder Stimme.
Delilah streifte den Pullover über und hielt inne. Sie musste nachdenken. Im Moment ließ sie sich von ihren Emotionen beherrschen, das wusste sie. Denk nach .
Wenn es stimmte, dass Fatima nichts von diesen Männern gewusst hatte … dann konnte sie in Schwierigkeiten stecken. Ernsten Schwierigkeiten. Sie behauptete, ihre Leute trauten ihr nicht. Nach Delilahs eigenen Erfahrungen war das nicht schwer zu glauben. Und wenn sie tatsächlich dachten, dass Fatima in irgendeiner Weise mit Delilah zusammenarbeitete …
Plötzlich wurde ihr klar, dass das, was eine einfache Operation zur Informationsbeschaffung gewesen war, sich vielleicht unabsichtlich zu etwas Ähnlichem wie einem Anwerbungsversuch entwickelt hatte.
»Ich kann dir nicht helfen, Fatima. Meine Leute können es, aber ich nicht.«
»Was meinst du?«
»Ich meine, wenn du in Gefahr bist, dann gibt es Leute, die dich schützen können. Im Austausch gegen deine Kooperation.«
»Im Austausch gegen meine Kooperation … wovon redest du? Soll ich zu deiner Botschaft gehen?«
»Oder zum MI6, ja.« Delilah wusste, dass für Fatima eine Kooperation mit Frankreich oder England leichter zu schlucken war – falls überhaupt – als mit Israel. Inzwischen war es also auch noch eine Operation unter falscher Flagge.
»Das ist Wahnsinn. Das kann ich nicht tun, ich habe ein Leben! Und erwartest du wirklich, dass ich euch helfe, meinen Bruder zu ermorden? Den Sohn meiner Mutter und meines Vaters?«
»Deinem Bruder kann ich nicht helfen. Nur dir.«
»Doch, das kannst du. Halt sie zurück. Bitte. Delilah, bitte!«
Delilah zögerte, dachte nach und hasste sie sich selbst dafür, dass sie es auch nur in Erwägung zog. »Würde er überlaufen?«
Fatima warf sich die Hand vor den Mund, als müsste sie sich gleich übergeben. »O mein Gott. Es war eine Falle. Die ganze Geschichte. Jeder einzelne Punkt.«
Delilah hatte das schreckliche Gefühl, dass die Welt um sie herum sich verschob, sodass sie nicht alles zugleich im Auge behalten konnte, es einfach zu viel wurde. »Nein«, sagte sie. »Das ist nicht wahr.«
Fatima setzte sich schwer aufs Bett und legte den Kopf in die Hände. »Natürlich ist es wahr. Und ich war zu dumm, es zu erkennen. Außerdem … Mein Gott, ich war so vernarrt in dich. O mein Gott, Imran. Es ist meine Schuld. Es ist meine Schuld.«
Sie begann zu weinen. Delilah sah sie an und fühlte sich wie gelähmt. Sie musste lediglich Fatima eine Telefonnummer geben und gehen, das war alles. Dann wäre sie fertig. Sie wäre draußen.
Stattdessen setzte sie sich neben sie. »Fatima«, sagte sie. »Sieh mich an. Bitte.«
Fatima rührte sich nicht. Delilah ergriff ihre Hände und zog sie sanft von ihrem Gesicht weg. Sie fasste nach ihrem Kinn und drehte ihren Kopf so, dass sie sich ansehen mussten.
»Ich wurde geschickt, um einen Weg zu finden, an deinen Laptop heranzukommen. Denn dein Bruder ist an der Planung furchtbarer Anschläge beteiligt. Willst du denn, dass andere Menschen genau das durchmachen
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