Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)
Wanzendetektor bei sich. Wenn es drinnen ein Problem gab, würde sie es wissen.
Fatima kam sofort an die Tür, öffnete sie weit und trat zur Seite, damit Delilah eintreten konnte. Sie warf einen schnellen Blick nach links und rechts und sah sonst niemanden in der winzigen Wohnung. Fatima verriegelte sofort die Tür hinter ihr. »Tut mir leid«, sagte sie rasch. »Ich bekomme nicht oft Besuch, und wenn doch, sind die Nachbarn neugierig.«
Mag sein , dachte Delilah. Oder du hast das ungemütliche – und richtige – Gefühl entwickelt, dass du ein wenig mehr unter Beobachtung stehst, als du wahrhaben möchtest .
Fatima war barfuß, trug ausgeblichene Jeans und einen schwarzen baumwollenen Rollkragenpullover. Ihre Haare fielen ihr offen auf die Schultern, und sie trug kein Make-up, nicht einmal eine Grundierung über den dunklen Augenringen. Sie gab sich ganz ungezwungen, ohne glamouröses Drumherum und die Fassade, die sie der Welt präsentierte. Delilah gefiel es, dass sie ihr erlaubte, sie so zu sehen. Und sie genoss es, dass Fatima genauso aufgeregt wirkte, wie sie sich fühlte.
»Das macht nichts«, sagte Delilah. Sie sah sich in der Wohnung um. Es war ein Eckstudio, recht einfach, mit einem einzelnen Bucharateppich in der Mitte, einem Schreibtisch mit Stuhl, einer Couch unter dem einen Fenster und einem kleinen Bett mit Nachttisch unter dem anderen. Ein iPod war an eine kleine Stereoanlage auf dem Schreibtisch angestöpselt, und aus den Lautsprechern drang Sigur Rós’ Song Samskeyti , den Delilah liebte. Der Laptop stand ebenfalls auf dem Schreibtisch. Seltsam, das Objekt der Begierde wiederzusehen, das jetzt völlig irrelevant für sie war. Von ihrem Standpunkt aus hatte sie alles im Blick, selbst das Badezimmer und einen einzelnen Schrank, dessen Tür offen stand. Nirgendwo gab es eine Versteckmöglichkeit. Und der Wanzendetektor in ihrer Handtasche blieb stumm.
»Das gefällt mir«, sagte Delilah. »Es ist gemütlich.«
Fatima lächelte. »Du meinst klein.«
Sie sahen sich für eine lange Sekunde an. Delilah dachte: Ach, was soll’s . Sie trat auf Fatima zu und küsste sie sanft auf die Lippen. »Hey«, sagte sie.
Fatima lächelte. »Ich bin froh, dass du gekommen bist. Ich war nicht sicher, ob du es möchtest, als ich gefragt habe.«
»Ich wollte es.«
»Hast du Hunger?«
»Nicht besonders. Ich habe den ganzen Nachmittag geschlafen und dann nach dem Aufstehen etwas gegessen.«
»Jetlag. Mir ging es genauso.«
»Aber … ich habe Wein mitgebracht. Wenn du Lust hast.«
Sie tranken den Wein und unterhielten sich entspannt über das Leben in Covent Garden, wann Delilah vielleicht wieder nach London kommen würde oder Fatima nach Paris. Delilah hatte sich noch nie so durcheinander gefühlt, nicht einmal in den frühen Stadien ihrer Beziehung zu John, als sie beide dasselbe Ziel umkreist hatten und die Anziehung, die sie für ihn zu empfinden vorgab, damit er ihr bei dem Job nicht zuvorkam, zunehmend real geworden war. Was tat sie hier? Sie mochte diese Frau, mochte sie wirklich. Bewunderte sie. Verstand sie. Und fühlte sich wider alle Vernunft zu ihr hingezogen. Aber konnte es je eine echte Beziehung zwischen ihnen geben? Delilah hatte so etwas noch nie mit einer Frau in Betracht gezogen. Und natürlich war allein schon der Gedanke Irrsinn, alle Bedenken über Bord zu werfen. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde Fatima sehr bald niederschmetternde Nachrichten über ihren Bruder erhalten. Was dann? Sollte Delilah sie trösten? Sie anwerben? Schon bei dem Gedanken wurde ihr schlecht, und mit großer Mühe gelang es ihr, ihn zu unterdrücken.
Sie sprachen über Bora Bora. Delilah genoss es, zu hören, wie Fatima alles erlebt, welche Erwartungen sie gehabt hatte. Ja, sie hatte sich gefragt, ob Delilah einen Annäherungsversuch machen würde. Ja, sie hatte gehofft, sie würde es tun, ein Wunsch, den sie gleichermaßen als verwirrend, beglückend und furchterregend empfand. Über all das zu reden, sich an die Zweifel zu erinnern, die Nervosität, war ausgesprochen erregend. Es endete damit, dass sie sich auf Fatimas kleinem Bett liebten, lustvoller als zuvor, sich Zeit lassend, den Körper der anderen zu erforschen, während sie redeten, Zärtlichkeiten austauschten, miteinander lachten. Lange nach Mitternacht schliefen sie eng umschlungen ein.
Irgendetwas weckte Delilah. Sie wusste nicht, was es gewesen war – nicht direkt ein Laut; eher das Fehlen von Geräuschen. Die Musik, dachte sie. Die
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