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Der Parasit: Kurzgeschichte

Der Parasit: Kurzgeschichte

Titel: Der Parasit: Kurzgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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hatte ich ihn schon öfter erlebt. Im Laufe der Jahre war seine Eifersucht schlimmer geworden; ihn zu beruhigen,wurde in letzter Zeit immer schwieriger. Ich versuchte es trotzdem. »Sie hat nichts gemacht, Kirk. Ich habe bloß den Film angeschaut und nicht mal …«
    »Hast du doch!« Er gab das Gezerre am Hosenladen auf und hielt dem Mädchen den Zeigefinger unter die Nase. »Du hast seine Brustwarze gerieben. Lüg mich nicht an!«
    »Kirk …«, sagte ich. Doch er hob die Hand und ich hielt den Mund.
    »Gib es zu!«, schrie er die Frau an. »Du hast an ihn gedacht, während du mich gevögelt hast.«
    Sie starrte ihn nur verwirrt an.
    »Gib’s zu!« Ich spürte den Ruck, mit dem wir auf die Knie gingen. Kirks Wut loderte neben mir auf wie ein Feuer. Bevor ich ihn aufhalten konnte, packte er den Kopf der Frau und stieß sie mit dem Gesicht gegen die Tür. »Ich wusste gleich, dass du eine Nutte bist.«
    »Klar bin ich eine.« Sie betastete ihr Gesicht. Ich sah, wie sich ein Bluterguss bildete. Die Frau rieb daran, als könnte sie ihn dadurch entfernen. »Wäre ich hier in dieser blöden Karre, wenn ich kein Geld dafür kriegen würde?«
    »Hau ab.« Kirk wühlte in seiner Tasche nach der Schlüsselfernbedienung. Sie fiel ihm aus der Hand. Mit einem leisen Klappern landeten die Schlüssel auf dem Teppich. »Scher dich raus, verdammt.«
    »Arschloch!«
    Viel Sprachwitz hatte Kirk nie gehabt. »Und du bist das, was aus einem rauskommt.«
    Sie schürzte angewidert die Lippen. »Wenn mein Bruder nicht im Knast säße, würde er deinen Arsch über den ganzen Parkplatz prügeln.«
    »Sag mir, wo er ist, dann trete ich ihn in seinen!«
    Sie verdrehte die Augen, sah mich plötzlich an und sagte: »Sorry.«
    »Du entschuldigst dich nicht bei ihm!«, brüllte Kirk. »Und jetzt raus, du dreckige Hure!«
    »Du scheinst ein netter Kerl zu sein«, sagte sie zu mir.
    »Danke«, presste ich hervor. Doch keine gute Tat bleibt ungestraft.Kirk zuckte so ruckartig mit der Schulter, dass mein Kopf gegen den Vordersitz knallte.
    »Mann, bist du ein Arschloch.« Sie packte den Türgriff, aber nichts geschah. »Mach die Tür auf, du Freak.«
    »Raus aus dem Van, verdammt!«
    »Ich versuche es ja, du Missgeburt.«
    »Nenn mich nicht Missgeburt!«, brüllte Kirk. Der Schauer, der durch unseren Körper jagte, ließ kalten Schweiß auf meinem Nacken und den Schultern ausbrechen. Unser Herz zuckte, als stünde es unter Strom. Wut hatte ich schon öfter erlebt. Und Zorn. Aber das hier war anders.
    »Kirk«, flehte ich. Meine Kehle zog sich um das Wort zusammen. Es war zu spät. Seine zur Faust geballte Hand sauste in einem Bogen über seinen Kopf. Und dann – Gemetzel.

ZWEI
    Ich schaute auf den Wecker auf dem Nachttisch. Es war 5:58 Uhr morgens. Kirks Beatmungsmaschine klang wie ein Ventilator. Er lag neben mir und schlief. Die aufgeschlagene Bibel hatte ich neben meinem Kopf, aber die Worte verschwammen immer wieder.
    Ein Mann vieler Freunde wird zugrunde gehen, doch es gibt keinen, der liebt und anhänglicher ist als ein Bruder.
    Ich sah meinen Bruder an. Kirk schnarchte leise. Der Luftschlauch lag über seinem Gesicht wie ein Plastikkrake. Wer behauptete, böse Taten würden einem den Schlaf rauben, kannte Kirk nicht. Er schlief wie ein Baby. Den Schlaf der Unschuldigen. Den Schlaf der Zufriedenen.
    Mindy Connor. Das war ihr Name. Wir hatten ihren Führerschein im Geldbeutel ihrer Handtasche gefunden. Aber die fanden wir erst, als wir die Sitze aus dem Van nahmen, damit wir den Teppich zurückschlagen und alles ausspritzen konnten.
    Der Wecker sprang auf 5:59 Uhr und dann auf 6:00 Uhr, was ein schrilles Piepsen auslöste. Kirk griff über mich hinweg und suchte nach der Schlummertaste. Ich schob seine Hand beiseite.
    »Wa…?« Die Atemmaske ließ seine Stimme dumpf klingen. Nach einem Blick in mein Gesicht verkniff er sich jeden weiteren Kommentar. Er nahm die Maske ab, dann setzten wir uns gemeinsam auf.
    Ich folgte ihm ins Badezimmer, wo wir unsere Blase leerten. Wortlos putzten wir uns die Zähne. Er beklagte sich nicht, als ich Zahnseide benutzte, sondern tat es ausnahmsweise auch mal selbst. Während wir das morgendliche Routineprogramm abspulten, war ich wie betäubt. Frühstück, Kaffee, duschen, rasieren. Kirk beschäftigte sich länger als sonst mit seinem Haar, aber das war mir egal. Vermutlich empfand er es als großzügig, dass er mich beim großen Geschäft nicht drängte. Anstatt mit dem Fuß zu wippen und sich immer wieder zu

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