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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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dagegen habe. So geschah es dann auch.
    Nachdem wir eine Kleinigkeit bei dem Griechen in
der Rue Grégoire-de-Tours gegessen hatten, machten wir uns auf die Suche nach
ihrem geliebten Grillat. Angefangen vom Drugstore bis hin zum Montana ,
über die Brasserie Lipp, das Deux Magots , das Flore und
ein paar andere, weniger bekannte Bistros besuchten wir alle Lokale, in denen
er, Janine zufolge, verkehrte. Das Ergebnis war negativ. Hier war Grillat
unbekannt, dort glaubte man ihn am Abend zuvor gesehen zu haben, und wieder
woanders war er vor mehreren Tagen zum letzten Mal gewesen. So auch im Café
Flore, wo Pascal, der allseits bekannte Kellner, Janine wie eine alte
Bekannte begrüßte. Boubal, der Wirt, ließ seine Kasse im Stich, um mir die Hand
zu schütteln. Nach kurzem Geplänkel nahm er mich mit scheinbar gleichgültiger
Miene beiseite.
    «Wenn du meine Meinung hören willst, Burma»,
raunte er mir zu, «dieser Grillat ist ein blödes Arschloch. Hab ihn häufiger
mit dem Mädchen hier zusammen gesehen. Und jetzt hör ich von dir, daß die
beiden so gut wie verlobt waren. Man muß wirklich schon ziemlich blöd sein, um
so einen Schatz laufenzulassen.»
    «Du bestärkst mich in meiner Meinung,
Bezeichnung eingeschlossen. Ich glaube nämlich auch, daß er die Kleine
sitzengelassen hat. Aber was veranlaßt denn dich zu dieser Annahme?»
    Er sagte mir, er wolle zwar nicht sein letztes
Hemd darauf verwetten, aber er habe den Kerl seit mehr als einer Woche nicht
mehr gesehen, und sein Verschwinden falle mit der Reise eines gewissen Lebrun
oder Lenoir zusammen, eines ziemlich suspekten bärtigen Kerls, der mit einem
Haufen junger Mädchen nach Saint-Trop’ gefahren sei. Na ja, also... nicht wahr?
    Zusammen mit Janine verließ ich das Flore. Unsere Tour durch die Cafés hatte Zeit gekostet. Es war bald Mitternacht. Immer
noch war die Luft feucht und gewittrig und es herrschte eine drückende Hitze.
Die Menge, die über die Boulevards schlenderte, schmorte im eigenen Saft.
    «Bleibt noch der Club-Vert », stellte
Janine fest. «Paul ist Mitglied. Ich war öfter mit ihm dort. Einmal haben wir
sogar meinen Patenonkel mitgenommen. Kennen Sie das Lokal?»
    Ich kannte es. Der Club-Vert in der Rue
Saint-Benoît war der älteste «Keller» im Viertel, fast so etwas wie ein
Kulturdenkmal. Seit seiner Gründung im Jahre 1945 hatten sich alle möglichen
Berühmtheiten hier herumgetrieben, von Orson Welles bis Alexandre Astruc, neben
weniger herausragenden Persönlichkeiten und den «gekrönten Häuptern» der
Pariser Hautevolée. Und noch immer war der Club mit seinem New Orleans-Jazz in
Mode.
    Ich war überzeugt davon, daß wir unseren
«Unsichtbaren» im Club-Vert genausowenig wie anderswo antreffen würden;
aber da Janine darauf bestand, auch noch diese letzte Möglichkeit zu überprüfen...
    Die niedrige Tür, hinter der eine schmale Treppe
zu dem berühmten Kellerlokal hinunterführte, wurde von einem stämmigen Rausschmeißer
bewacht. Er lutschte an einer stinkenden Zigarettenkippe und versperrte uns mit
seinem keulenartigen Uniformarm den Weg, als wir schon unsere Köpfe einzogen,
um durch die Tür zu treten.
    «Ausweis, bitteschön», knurrte er.
    «Ausweis wofür?» knurrte ich zurück.
    «Mitgliedsausweis.»
    «Mitglied von was?»
    «Vom Club...»
    Er sprach das Wort wie «Klupp» aus.
    «...Das ist nämlich ‘n Klupp hier, der Klupp
Wär.»
    «Bin kein Mitglied», sagte ich.
    «Aber vielleicht ‘ne Einladungskarte?»
    «Auch nicht.»
    In diesem Augenblick kreuzten zwei Männer auf,
die lebhaft miteinander diskutierten. Sie rempelten uns an, was wohl dazu
gehört, wenn man als reich und «aktuell» gelten will, wie diese Blödmänner
sagen, und stiegen dann in den Keller hinunter. Mit der Andeutung eines gönnerhaften
Grußes waren sie an dem Wachhund vorbeigerauscht wie ein Brief durch die Post.
Zerberus schloß hinter ihnen die Tür und brachte so den klagenden Ton einer
Trompete, der zu uns gedrungen war, zum Verstummen.
    «Was soll der Scheiß?» rief ich künstlich
erregt. «Sie haben die beiden durchgelassen, ohne sie nach irgend etwas zu
fragen!»
    «Geht Sie ‘n Scheißdreck an!» fauchte Zerberus
und spuckte die widerliche Kippe auf den Boden. «Wen ich nach ‘m Ausweis frag,
ist meine Sache! Soll nicht Ihre Sorge sein. Ich kenn meinen Job, und ich kenn
alle Kluppmitglieder. Ich weiß, wer seinen Ausweis bei hat.»
    «Und wenn ich dir ‘n Tausender zustecke, so
heimlich, still und leise, könntest du dir

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