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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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daß man taub werden konnte. Hin und wieder grölte
oder trompetete ein Besoffener, um sich nicht so allein zu fühlen.
    «Hör mal», sagte ich zu Henri, als er mal zwei
Sekunden Pause hatte, «die junge Dame und ich, wir suchen Paul Grillat. Weißt
du, wen ich meine? Ein junger Mann...»
    «Ja, ja, den kenn ich», unterbrach mich der Barkeeper,
indem er seine dicke Brille mit dem Zeigefinger zurechtschob. «Mademoiselle
kenne ich auch...»
    Lächelnd reichte er ihr über die Theke hinweg
die Hand, die sie ergriff.
    «Ich habe ein gutes Personengedächtnis», fügte
er augenzwinkernd hinzu. «Sie waren häufiger mit ihm hier, stimmt’s?»
    «Stimmt», antwortete sie. «Ist er heute abend
nicht gekommen?»
    «Nein. Aber vielleicht kommt er noch.»
    «War er in den letzten Tagen hier?» fragte ich.
    «Ich glaube, ja. Aber weißt du, an mir ziehen so
viele Gesichter vorbei...»
    Diesmal zwinkerte er mir zu, und zwar so, daß
Janine es nicht merkte. Darauf eilte er ans andere Thekenende, so als riefe ihn
die Pflicht dorthin.
    Erschöpft legte Janine ihre Hände an die
Schläfen und strich ihre Haare zurück.
    «Müde?» fragte ich sie.
    «Ja. Ich will aber nicht gehen. Vielleicht kommt
Paul doch noch.»
    «Okay. Bestellen Sie sich noch was zu trinken.
Sie entschuldigen mich einen Moment?»
    Ich ging zur Toilette, auf die ein Leuchtschild
hinwies, das über einem schweren Vorhang angebracht war. Wie ich geahnt hatte,
trat Henri kurz nach mir durch den Vorhang. Er hatte mir etwas mitzuteilen.
    «Du kennst mich, was?» lachte er, als wir vor
indiskreten Blicken und Ohren geschützt waren. Er war schnell von Begriff und
diplomatisch. «Ich wollte vor der Kleinen nichts sagen. Schließlich weiß ich
nicht, ob sie Grillat sucht, um ihm Vitriol ins Gesicht zu schütten. Obwohl sie
eigentlich nicht aussieht, als wär das so ihre Art. Aber man kann nie wissen...
Andererseits, wenn sie verrückt nach ihm ist... Na ja, bei dem Spektakel hier
leg ich keinen Wert darauf, daß sie noch zusätzlich ‘ne Ner-venkrise aufs
Parkett legt. Es ist nämlich so: Dieser Grillat hat sich, seit sagen wir einer
Woche hier nicht mehr blicken lassen. Sieht so aus, als hätte er ‘ne Neue, und
der Wechsel hat sich ziemlich merkwürdig auf ihn ausgewirkt. Meiner Meinung
nach war irgendwas mit ihm nicht in Ordnung.»
    «Gib deinen Nouveau-Roman-Stil auf und fang noch
mal von vorne an, aber jetzt der Reihe nach!» forderte ich ihn auf.
    Henri kam meiner Aufforderung nach.
    «Rekapitulieren wir», sagte ich, nachdem er
geendet hatte.
    «Also, wann genau hast du ihn das letzte Mal
gesehen?»
    «Dienstag oder Mittwoch vergangener Woche. Weißt
du, bei dem Leben, das ich führe, bringe ich die Tage und Nächte ein wenig
durcheinander. Sagen wir, das war vor rund einer Woche.»
    «Und irgendwas war nicht in Ordnung mit ihm?»
    «Tja, das heißt... Ach, das hätte ich beinahe
vergessen! Stell dir vor, er hat nach dir gefragt!»
    «Also, das erstaunt mich wirklich.»
    «Warum?»
    «Weil ich den Jungen seit mehr als einem Jahr
aus den Augen verloren habe. Und man kann nicht behaupten, daß wir enge Freunde
waren, auch wenn ich ihm zwei oder drei kleinere Aufträge gegeben habe.»
    «Ach! Ich kann nur sagen, daß... Kurz und gut,
er hat mich gefragt, wann ich dich das letzte Mal gesehen hätte... Die gleiche
Frage, die du mir eben gestellt hast... Er habe dich angerufen, aber es habe
niemand abgehoben... Sogar bei dir zu Hause sei er vorbeigegangen, aber
umsonst...»
    «Ich war verreist, in der Provinz. Hat er dir
sonst noch was gesagt? Oder ‘ne Nachricht für mich hinterlassen?»
    «Nein, nichts. Wenn er dir ‘ne Nachricht
hinterlassen hätte, wüßtest du’s schon.»
    «Natürlich. Irgend etwas mit ihm war also nicht
in Ordnung, sagst du?»
    «Er benahm sich ganz merkwürdig... Blau wie ‘n
Veilchen, aber irgendwie komisch... du weißt ja, ich kenne mich da aus...
Nervös war er. Wie einer, der sich besäuft, um zu vergessen, aber ohne Erfolg...
Also, er war voll, aber da war noch was anderes... nervös, überdreht... Hör
mal, die Kleine mit ihrem Madonnengesicht, vielleicht ist das ja nur ‘ne Masche!
Vielleicht hat er sie mit einem anderen Kerl überrascht, und er wollte dich
damit beauftragen, dir die Sache mal genauer anzusehen. Er findet dich nicht,
und deswegen knallt er sich die Hacken voll.»
    «Vielleicht. Sonst noch was?»
    «Nein. Außer daß er abgehauen ist, ohne zu
bezahlen. In Zukunft sollte ich nervöse Trinker besser im Auge

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