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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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dann nicht vorstellen, daß ich den
Ausweis in der Tasche hab?»
    «Tja, dann...»
    Er zwinkerte mir zu.
    «...Dann ließe sich vielleicht was machen.»
    «Tja, dann...» imitierte ich ihn, «dann sieh mal
zu, wo du ihn herkriegst, den Tausender! Ich hab nämlich die Schnauze voll von
dem Theater! Werd schon irgendwie anders in diesen Affenschuppen reinkommen...»
    Damit ließen wir ihn stehen und dem verlorenen
Tausender nachtrauern.
    Wir gingen zurück ins Flore, von wo aus
ich Henri anrief, den Barkeeper des Club-Vert, einen alten Freund von
mir. Ich bat ihn, uns Zugang zu dem Club zu verschaffen. Hilfsbereit wie immer
versprach er mir, das Nötige zu veranlassen. Zehn Minuten später marschierten
wir an dem Zerberus vorbei — der machte vielleicht ein Gesicht! — und setzten
uns an die Theke, hinter der Henri gerade einen Shaker tanzen ließ.
    Seine Bewegungen verteilten zwar den
Zigarettenrauch, konnten aber einen Ventilator nicht ersetzen. Janine und ich
saßen auf unseren Hockern, eingeklemmt zwischen einem Möchtegern-Playboy mit
stumpfem Kuhblick und einem Mädchen mit nackten Schultern. Beide schwitzten
reichlich. Das Mädchen war ja noch zu ertragen, aber der Adonis von der Weide
war wirklich kein Vergnügen!
    Weiter weg unter einem hallenden Gewölbe mühte
sich eine Jazzkapelle ab. Ein paar Tollkühne tobten sich auf der Tanzfläche
aus, die die Ausmaße einer Briefmarke hatte. Das übrige Volk quatschte, lachte
und schrie durcheinander, daß man taub werden konnte. Hin und wieder grölte
oder trompetete ein Besoffener, um sich nicht so allein zu fühlen.
    «Hör mal», sagte ich zu Henri, als er mal zwei
Sekunden Pause hatte, «die junge Dame und ich, wir suchen Paul Grillat. Weißt
du, wen ich meine? Ein junger Mann...»
    «Ja, ja, den kenn ich», unterbrach mich der
Barkeeper, indem er seine dicke Brille mit dem Zeigefinger zurechtschob.
«Mademoiselle kenne ich auch...»
    Lächelnd reichte er ihr über die Theke hinweg
die Hand, die sie ergriff.
    «Ich habe ein gutes Personengedächtnis», fügte
er augenzwinkernd hinzu. «Sie waren häufiger mit ihm hier, stimmt’s?»
    «Stimmt», antwortete sie. «Ist er heute abend
nicht gekommen?»
    «Nein. Aber vielleicht kommt er noch.»
    «War er in den letzten Tagen hier?» fragte ich.
    «Ich glaube, ja. Aber weißt du, an mir ziehen so
viele Gesichter vorbei...»
    Diesmal zwinkerte er mir zu, und zwar so, daß
Janine es nicht merkte. Darauf eilte er ans andere Thekenende, so als riefe ihn
die Pflicht dorthin.
    Erschöpft legte Janine ihre Hände an die
Schläfen und strich ihre Haare zurück.
    «Müde?» fragte ich sie.
    «Ja. Ich will aber nicht gehen. Vielleicht kommt
Paul doch noch.»
    «Okay. Bestellen Sie sich noch was zu trinken.
Sie entschuldigen mich einen Moment?»
    Ich ging zur Toilette, auf die ein Leuchtschild
hinwies, das über einem schweren Vorhang angebracht war. Wie ich geahnt hatte,
trat Henri kurz nach mir durch den Vorhang. Er hatte mir etwas mitzuteilen.
    «Du kennst mich, was?» lachte er, als wir vor
indiskreten Blicken und Ohren geschützt waren. Er war schnell von Begriff und
diplomatisch. «Ich wollte vor der Kleinen nichts sagen. Schließlich weiß ich
nicht, ob sie Grillat sucht, um ihm Vitriol ins Gesicht zu schütten. Obwohl sie
eigentlich nicht aussieht, als wär das so ihre Art. Aber man kann nie wissen...
Andererseits, wenn sie verrückt nach ihm ist... Na ja, bei dem Spektakel hier
leg ich keinen Wert darauf, daß sie noch zusätzlich ‘ne Nervenkrise aufs
Parkett legt. Es ist nämlich so: Dieser Grillat hat sich, seit sagen wir einer
Woche hier nicht mehr blicken lassen. Sieht so aus, als hätte er ‘ne Neue, und
der Wechsel hat sich ziemlich merkwürdig auf ihn ausgewirkt. Meiner Meinung
nach war irgendwas mit ihm nicht in Ordnung.»
    «Gib deinen Nouveau-Roman-Stil auf und fang noch
mal von vorne an, aber jetzt der Reihe nach!» forderte ich ihn auf.
    Henri kam meiner Aufforderung nach.
    «Rekapitulieren wir», sagte ich, nachdem er
geendet hatte.
    «Also, wann genau hast du ihn das letzte Mal
gesehen?»
    «Dienstag oder Mittwoch vergangener Woche. Weißt
     
    Beide schwitzten reichlich. Das Mädchen war ja
noch zu ertragen, aber der Adonis von der Weide war wirklich kein Vergnügen!
    Weiter weg unter einem hallenden Gewölbe mühte
sich eine Jazzkapelle ab. Ein paar Tollkühne tobten sich auf der Tanzfläche
aus, die die Ausmaße einer Briefmarke hatte. Das übrige Volk quatschte, lachte
und schrie durcheinander,

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