Der parfümierte Todeshauch
ist. Die
Kerle haben ihn nicht geschont, aber er schwebte nicht in Lebensgefahr, und so
langsam erholt er sich wieder.»
«Ich schon, ich schwebte in Lebensgefahr.
Nachdem man mich nämlich bewußtlos geschlagen hatte, warf man mich in die
Seine. Genauso wie Buridan, der sich soeben aus den duftenden Armen von
Marguerite de Bourgogne gelöst hatte. Und wenn sich beherzte Zeitgenossen nicht
in den Fluß gestürzt hätten, um mich wieder herauszufischen, müßten Sie mich
jetzt nicht auffordern, mich nicht mehr um Dinge zu kümmern, die mich nichts
an-gehen. So weit, so schlecht! Sie werden doch zugeben müssen, daß man aus der
Haut fahren könnte, wenn man hört, daß der oder die Täter laufengelassen
werden, nur weil kein Staub aufgewirbelt werden soll und ‘ne Handvoll Geldsäcke
was ab kriegen könnten!»
«Reden Sie keinen Blödsinn», erwiderte Faroux.
«Niemand wird laufengelassen. Man geht nur behutsam vor. Das heißt nicht, daß
wir pennen. Man wird Ihre Schläger schon noch einlochen, keine Angst! Die
werden es sich nämlich nicht verkneifen können, mit dem Geld um sich zu
schmeißen.»
«Sehr richtig!» lachte ich hämisch.
Er hielt mich wirklich für blöd, der Herr
Kommissar!
«Ich hatte rund 20 000 Francs bei mir. Alte
Francs natürlich! Die hat man mir geklaut. Am besten, Sie nehmen mal die
Flipper-Freunde in den Kneipen unter die Lupe.»
«Ich rede nicht von Ihrem Geld, ich rede von
dem, das Buard abgedrückt hat.»
«Buard hat Geld abgedrückt?»
«Er leugnet es, aber wir sind ganz sicher, daß
er gezahlt hat.»
«Um sich eins auf die Rübe geben zu lassen?»
«Um seine Patentochter wiederzukriegen. Janine
Valromay ist nämlich gekidnappt worden.»
Ich hatte also recht. Janine war wirklich eine Katastrophen-Maus.
Immer was Neues, und das mit steigender Tendenz. Das Mädchen mit der
Wundertüte, an jeder Ecke ‘ne Überraschung! Die Frage war nur, wie das enden
würde.
«Und wann soll das passiert sein?» fragte ich,
als ich wieder ruhig atmen konnte.
«In derselben Nacht.»
«Eine milde Nacht, in der Tat! Aber Janine lag
doch in der Klinik von Dr. Arrelet, nach ihrem Autounfall...»
«Eine Klinik ist keine Festung.»
«Und ist sie nicht zu Schaden gekommen? Ich
meine Mademoiselle Valromay.»
«Sie ist so gut wie heil geblieben. Allerdings
hat sie das Ganze etwas mitgenommen. Sie ist zu Freunden aufs Land gefahren, um
sich zu erholen. War nicht in der Lage, uns Einzelheiten von ihrer... Flucht zu
erzählen», schloß Faroux mit einem merkwürdigen Unterton.
«Ach! Sie hat fliehen können?»
Kommissar Ribes von der Sicherheitspolizei
hüstelte, paroux ignorierte es. Schließlich waren wir Freunde, er und ich, was
ihm soeben wieder eingefallen sein mußte. Sollte er doch zur Hölle fahren,
dieser Ribes, samt seiner Rue des Saussaies. Oder die Bücher von Léon Daudet
lesen. Das würde seiner Bildung auf die Sprünge helfen!
«Das behauptet sie jedenfalls», antwortete
Faroux auf meine Frage. «Aber das ist dummes Zeug. Buard hat geblecht, ohne uns
einzuweihen. Und schneller, als wir dachten. Dabei hatten wir gar nicht die
Absicht, ihn davon abzuhalten; aber wir hätten die Nummern der Banknoten
registrieren können.»
«Und wer hat gekidnappt?»
«Ein Butler, den er rausgeworfen hat, zusammen
mit einem Komplizen. Der Butler muß ein berüchtigter Gangster sein. Bei seiner
Einstellung vor etwa einem Monat gab er an, von einem Kollegen des Bankiers zu
kommen. Aber dieser Kollege hat seinen Namen noch nie gehört. Möchte wissen,
warum Buard den Kerl eingestellt hat, ohne Erkundigungen einzuholen. Allerdings
ist Buard ein ziemlich komischer Kauz.»
«Und ein alter Geizkragen noch dazu, wenn ich
mich nicht sehr irre. Der Butler kann seine Forderung nicht besonders
hochgeschraubt haben... Aber, sagen Sie mal... Wenn ich Sie recht verstehe,
dann waren es dieselben Kidnapper, die Buard und mich verprügelt und mich
danach in die Seine geworfen haben?»
«Ja. Das Ganze hat sich folgendermaßen
abgespielt: Baptiste Blanchard — das ist der Name des Butlers, wahrscheinlich
falsch — wurde vor die Tür gesetzt... Sie wissen ja, warum, oder?»
«Ja. Weil er das gnädige Fräulein vergewaltigen
wollte. Und da Sie eben den Namen Paul Grillat erwähnten und mir im
Zusammenhang mit seinem Tod sicher ein paar Fragen stellen wollen, gebe ich die
Antworten schon mal im voraus. Es würde mich allerdings sehr wundern, wenn ich
Ihnen etwas zur Kenntnis bringen würde —
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