Der parfümierte Todeshauch
bin schon wie Sie», brummte er. «Ich habe
Halluzinationen... Mir war so, als hätte ich einen Wagen gehört...»
Ich lauschte ebenfalls. Ein richtiges Stilleben,
wie wir zwei unsere Ohren spitzten, er das rechte, ich das linke... Der Wind
rauschte durch den Wald. Nur der Wind, sonst nichts. Vom Winde verweht...
«Werd wohl geträumt haben», seufzte Buard
achselzuckend.
Er hob das Glas an seine Lippen, ließ es jedoch
sogleich wieder sinken.
«Können Sie Kaffee kochen?»
«Ja.»
«Guten, starken Kaffee?»
«Ja.»
«Würden Sie jetzt für uns welchen kochen?»
«Danach werden Sie noch weniger schlafen
können», gab ich zu bedenken.
«Ich habe auch nicht die Absicht zu schlafen.
Ich habe nachgedacht. Je eher ich die Sache zu Ende bringe, desto besser... Die
Ereignisse heute nacht... Besser, ich rede jetzt sofort mit Ihnen darüber.»
Erschöpft ließ er sich aufs Bett sinken.
«Einverstanden», sagte ich.
Ich ging hinunter, um den bestellten Kaffee zu
kochen. Konnte ihn ebenfalls gut gebrauchen. Die Küche war leicht zu finden.
Ich setzte Wasser auf, schnappte mir die Kaffeemühle und machte mich ans
Mahlen.
Plötzlich sprang ich auf und warf alles von mir.
Irgendwo oben in der ersten Etage gab es ein
Mordsspektakel. Ein spitzer Schrei übertönte alles andere.
Ich stürzte hinauf, tastete nach dem «Engländer»
in meiner Tasche. Verflucht! Ich hatte ihn auf dem Schreibtisch liegenlassen.
Pech für mich. Um mir eine andere Waffe zu besorgen, war es zu spät. Schon
stand ich in der Tür im Arbeitszimmer. Es war dunkel, aber durch die
Verbindungstür...
In Monsieur Buards Schlafzimmer brannte Licht,
genauso wie eben. In dem großen Spiegelschrank spiegelte sich das Bett wider.
Es war umgestoßen. Falls der Bankier noch drin lag, dann lag er jetzt drunter.
Seine mageren Beine hingen schlaff heraus, in einer Art und Weise, die mir gar
nicht gefallen wollte.
Doch ob es mir gefiel oder nicht, um meine
Meinung schert sich ja doch niemand. Ich konnte froh sein, daß ich das alles
sehen durfte, denn...
Siehst du, Nestor? Einen Schlag auf den Hinterkopf
hast du bereits kassiert. Was hältst du von einem zweiten? Noch ein Schlag mit
einem stumpfen Gegenstand gefällig? Also, Jungs, ihr wiederholt euch! Aber
Nestor will mal nicht so sein. Stets zu Diensten de usted!
Übelkeit stieg in mir hoch. Ich drehte mich um
die eigene Achse und tauchte in eine klebrige Nacht ohne Ende ein.
Ruhe im Hospital!
Was mit mir geschah, nachdem ich das Bewußtsein
verloren hatte, erfuhr ich später.
Man hatte mich niedergeschlagen. Dann warf man
mich frühmorgens gegenüber dem Bois de Barbau in die Seine, ganz in der Nähe
des Tatorts. Zwei Männer, die verbotenerweise — für mich allerdings
glücklicherweise — dort angelten, sahen, wie ich hineinplumpste, und fischten mich
wieder heraus. Und ab ins Hospital nach Fontainebleau! Die Aufregung war groß,
denn meine unfreiwillige Kunstspringernummer hatte Aufsehen erregt.
Wenig später nahm Mutter Ravier ihre Arbeit in
der Villa Mogador auf. Als erstes entdeckte sie ihren Chef, dem es auch nicht
besser ergangen war als mir. Während sie ihn pflegte, jammerte sie ihm etwas
über die Verrohung der Sitten vor. Es wimmle von Ganoven, eben habe man einen
Mann aus dem Fluß gefischt, den man hineingeworfen habe — vorher natürlich! — ,
und es sei ein Wunder, daß er noch am Leben sei. Sie habe den Ärmsten gesehen,
nein, sie täusche sich nicht, es sei der Herr, mit dem Monsieur gestern
zusammengewesen sei.
Sobald Buard wieder auf dem Damm war,
informierte er die zuständige Stelle über die mögliche Identität des
Geretteten.
Und nun...
«Und nun haben wir darauf gewartet, daß Sie
wieder auftauchen würden», sagte Kommissar Faroux von der Kripo. «Auftauchen
ist ja in diesem Fall das richtige Wort...»
«Um mir wieder eins aufs Dach zu geben, ja?»
«So ungefähr. Kennen Sie Kommissar Ribes von der
Sicherheitspolizei? Nein, natürlich nicht: Also, das ist Kommissar Ribes.»
Der Mann wirkte jugendlich, beinahe
distinguiert, gar nicht wie ein Sicherheitsbeamter. Die Brille mit den grünen
Gläsern schien auf seiner etwas zu breiten Nase wie festgeklebt. Das legte die
Vermutung nahe, daß er nichts dagegen hatte, mit James Bond verwechselt zu
werden.
Zwei Flics von hohen Graden an meinem
Krankenbett, dazu noch von zwei rivalisierenden Dienststellen, die sich ständig
in den Haaren lagen, das war fast zuviel Ehre für mich! Es mußte eine
Revolution
Weitere Kostenlose Bücher