Der parfümierte Todeshauch
stattgefunden haben während der drei (wenn man den heutigen Tag
dazuzählte, vier) Tage, in denen ich fast vollständig weggetreten gewesen war
und, wie man mir später sagte, zu ernster Besorgnis Anlaß gegeben hatte.
Die Szene, wie man so etwas nennt, spielte im
Hospital von Fontainebleau, in einem weißgestrichenen Krankenzimmer, dessen
hospitaltypischer Geruch durch die gemeinsamen Anstrengungen meiner Pfeife
(seit ein paar Stunden durfte ich wieder rauchen) und der gedrehten
Glimmstengel von Florimond Faroux vertrieben wurde.
«Schön», fuhr mein Freund, der Kommissar, fort
und strich sich den angegrauten Schnurrbart mit seinem nikotingelben
Zeigefinger glatt, «da ist Ihnen also wieder mal etwas zugestoßen, Ihnen und
all denen, die in Ihre Nähe gekommen sind. Einem gewissen Paul Grillat zum
Beispiel, dem Bankier Buard, seiner Patentochter usw. Und vielleicht noch
anderen. Aber die Genannten reichen vollkommen zu unserem Glück. Kurz und gut,
Sie sind jetzt so gut wie wieder hergestellt, und man wird Sie hier bald
entlassen... Ich würde es begrüßen, wenn Sie sich aus der Sache heraushalten
würden. Sie haben in dieser Geschichte nichts zu suchen, mein lieber Nes!»
«Sind Sie sicher?»
«Überzeugt!»
«Ich sollte mir trotzdem eine eigene Meinung
bilden.»
«Davon möchte ich Ihnen abraten», mischte sich
der Kerl von der Rue des Saussaies ein, durch und durch ein Flic, trotz seines
Äußeren. «Haben Sie Zeitung gelesen?»
«Nicht mehr seit meiner Schwimmeinlage mit
anschließender Zwangspause.»
«Hab Ihnen ein paar mitgebracht, damit Sie sich
selbst überzeugen können.»
Er hatte eine Aktenmappe aus Maroquin bei sich.
So eine Art Flic war das! Er holte ein halbes Dutzend Tageszeitungen hervor,
darunter den Crépuscule von Freund Covet, und legte sie auf mein Bett.
«Es sind alle politische Richtungen vertreten»,
erklärte er. «Überfall auf einen Bankier, Kidnapping, Mordversuch an einem...
Privatdetektiv...»
Das Wort kam ihm nur schwer über die Lippen, es
mußte ihm wohl quer im Hals sitzen.
«Wenn Sie auch nur die kleinste Notiz darüber
entdecken, haben Sie verdammt gute Augen.»
Ich machte mir nicht die Mühe, seine These
nachzuprüfen, und schob die Blätter zur Seite. Eines segelte auf den
Linoleumboden.
«Hab schon verstanden», seufzte ich. «Die Sache
wird vertuscht.»
«Keine großen Worte», mahnte Faroux mit einem
warnenden Seitenblick an die Adresse seines Kollegen, der verstehen sollte,
daß, wenn er, Faroux, sich schon einmal mit der Sache befaßte, er sie auch nach
seinem Geschmack, ohne unangebrachte Einmischung, zu Ende führen wollte. «Keine
großen Worte! Nichts wird vertuscht. Man geht nur behutsam vor, das ist alles.
Flaben Sie von Austro-Balkans gehört?»
«Buard hat dort Geld in den Sand gesetzt.»
«Dieser Bankrott hält noch einige Überraschungen
bereit. Besser gesagt: Er würde sie bereithalten, wenn man dem keinen Riegel
vorschieben würde. Zwei Leute haben sich bereits umgebracht. Die Verhaftung
eines Verwaltungsmitglieds konnte man zwar nicht verhindern, aber es ist im
allgemeinen Interesse, den Schaden zu begrenzen... Na ja, erwarten Sie nicht
von mir, daß ich Ihnen den Fall lang und breit auseinanderlege! Von meinem
Gehalt abgesehen habe ich mit der Welt der Finanzen nicht viel am Hut, wissen
Sie... Nur soviel: Im Augenblick darf nicht der Schatten eines Skandals auf den
Namen Buard fallen. Geld ist empfindlich...»
«Ich weiß, immer wenn ich es anfasse...»
«Ein Skandal, welcher Art auch immer, in den
Buard verwickelt ist, könnte nach dem von Austro-Balkans Staub
aufwirbeln, der auf eine Menge ehrenwerter Staatsbürger niederrieseln würde.»
«Ist dieser Buard denn eine so große Nummer?»
«Buard? Er ist so was wie das fünfte Rad am
Wagen. Aber durch seine Beziehungen hat er einen ziemlich langen Arm. Zum Beispiel
Durocher, der Chef der Métropolitaine...»
«Es ist doch immer wieder dasselbe!» schimpfte
ich. «Ich habe keine solchen Beziehungen, also kann ich für alles mögliche
büßen. Wissen Sie, was mir passiert ist? Ich werd’s Ihnen erzählen, für den
Fall, daß Sie nicht auf dem laufenden sind. Man hat mich als Punchingball
benutzt, als ich Monsieur Buard zu Hilfe eilen wollte... Nebenbei bemerkt: Er
hätte ruhig mal vorbeischauen können, um sich nach meinem Befinden zu
erkundigen. Wissen Sie, wie seines ist?»
«Vielleicht war er ja hier, aber man hat
niemanden zu Ihnen reingelassen. Ja, wir wissen, wie sein Befinden
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