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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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sagen! Hör mal, was ich dir zu
erzählen habe... Dauert nicht lange. Du hältst dich für wer weiß wie schlau,
aber du hast dich geirrt! Buard ist nicht der Wiederholungstäter, für den du
ihn hältst. Ich hab Bodin und Marité kaltgemacht, kein anderer! So was ist
nicht Béberts Art. Er hätte lieber diskutiert und diskutiert. Hat nicht
kapiert, daß dieser Waschlappen von Bodin uns eines Tages nichts als Ärger
eingebracht hätte... wenn er am Leben geblieben wäre! Genauso wie Marité. Die
hätte nämlich alles für sich selbst gewollt. Nein, so was ist nichts für Albert.
Sonst hätte er nämlich auch mich ins Gras beißen lassen. Vor ein paar Tagen wär
das kinderleicht gewesen! Aber nein, das ist nicht seine Art. Dafür ist er
nicht kaltblütig genug. Er hat’s zwar versucht, aber nicht geschafft. Genauso
wie bei Grillat, dem Blödmann. Er wollte ihn bestechen, sein Schweigen
erkaufen, wie es so schön heißt. Für mich hatte er kein Geld, aber für den da
hatte er welches! Ich habe das auf meine Art geregelt. Bin in diesen Scheißclub
gegangen und hab darauf gewartet, daß der Junge auftauchte. Und dann, hopp! ...
Aber genug gequatscht jetzt...»
    Wie ein Westernheld hielt er die beiden Revolver
an die Hüfte.
    In diesem Augenblick hörte man das Geräusch
eines Wagens vor dem Haus. Ich nutzte die Überraschungssekunde zu einem Szenenwechsel.
    Buard war kein nachtragender Mensch. Er hatte
mir die Fesseln nicht zu stramm angelegt. Zum Tanzen reichte es zwar nicht,
aber ich hatte genügend Bewegungsfreiheit. Ich sprang auf und warf mich gegen
Legrand. Im Fallen schoß er auf mich, traf aber nicht mich, sondern die
Deckenlampe. Die Dunkelheit kam mir sehr gelegen. Ich brachte mich außer
Reichweite des Gangsters, der sicherlich nicht aufstehen würde, um ein
Friedensangebot zu machen. Doch nachdem er wieder auf die Beine gekommen war,
gab es Wichtigeres für ihn zu tun, als sich um mich zu kümmern.
    In dem Wagen, der wie durch Vorsehung vor dem
Haus gehalten hatte, hatten Leute gesessen. Diese Leute waren ausgestiegen,
während wir unsere geräuschvolle Zirkusnummer absolviert hatten. Von Natur aus
neugierig, waren sie die Treppe hinaufgestürmt, und nun waren sie da.
    «Polizei!» brüllte einer von ihnen.
    Derselbe — oder ein anderer — schickte den
Lichtkegel seiner Taschenlampe durch den Raum.
    Legrand hätte sich mit einem Sprung aus dem
Fenster retten können. Doch er zog es vor, sich der Situation zu stellen. Ein
Ende mit Schrecken war ihm wohl lieber als ein Schrecken ohne Ende. Um den
Anfang zu machen, schoß er auf die Taschenlampe.
    Das war der Auftakt zu einer exzellenten
Ton-Licht-Show.
    Ich machte mich ganz klein in meiner Ecke. Die
Kugeln pfiffen aneinander vorbei. Die Mündungsfeuer sahen aus wie Irrlichter.
Es stank nach Kordit, daß es nur so eine Freude war.
    Plötzlich schien das ganze Haus in Flammen zu
stehen und zu explodieren. Doch es waren nur Blitz und Donner. Als hätte das
Gewitter nur darauf gewartet, daß die Schießwütigen hier im Arbeitszimmer den
Zeigefinger krümmten, tauchte es die ganze Szene in wilde Pracht und
Herrlichkeit.
    Stille und Licht — beides sehr relativ — kehrten
gleichzeitig zurück. Im Nebenzimmer waren alle Lampen angeknipst worden, dazu
die Schreibtischlampe, die nur am Schirm etwas Schaden genommen hatte. Man sah
jetzt ein wenig besser; Im Arbeitszimmer war ganze Arbeit geleistet worden.
    Mitten in der Arena lag Legrand auf dem Rücken.
Wenn er nicht schon tot war, so war er auf halbem Wege. Buard dagegen war
verschwunden.
    Unter den interessierten Blicken der Flics stand
ich auf. Sie waren alle gekommen, alle Kategorien und Abteilungen: Faroux von
der Tour Pointue, Ribes von der «Sicherheit» und zwei, drei untere
Dienstgrade, darunter Rosetti.
    «Befreien Sie mich doch endlich von meinen
Fesseln, ihr lieben Leute», bat ich.
    Auf Veranlassung von Faroux widmete sich Rosetti
dieser Aufgabe. Er gebrauchte dazu ein Messer Marke Vendetta, das er
bestimmt gar nicht bei sich tragen durfte. Die Fußfesseln nahm ich mir
eigenhändig ab.
    Über den Wald rollte der Donner hinweg, der
Regen fiel monoton und trostlos, der Wind blähte die Vorhänge vor dem Fenster.
Einer der Metallringe rutschte quietschend auf der Gardinenstange hin und her.
    «Und nun», sagten die beiden Kommissare wie aus
einem Mund zu mir, «werden Sie uns einiges erklär...»
    Das Motorengeräusch eines Wagens mischte sich
unter das des Regens und schnitt ihnen das Wort ab.
    «He!»

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