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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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Räder haben sich noch gedreht, als wir kamen. Da gibt es einen Knopf, mit dem kann man sie abstellen. Wir nehmen das Ding mit. Irgendwann wird einer von diesen Gaandus sicher angeschossen und zum Krüppel, dann fahren wir ihn damit zum Gericht.«
    »Sehr clever.« Sartaj tippte sich an die Stirn. »Was hat Bunty eigentlich hier gemacht?« Evergreen Valley bestand aus drei wuchtigen Bauten auf einem rechteckigen, von kleinen zweistöckigen Häusern umgebenen Gelände. Das einzige Grün, das Sartaj sah, waren ein paar wahllos zwischen den Gebäuden verstreute Hecken.
    »Das wissen wir noch nicht. Vielleicht hat er jemanden besucht. Vielleicht hatte er hier eine Wohnung.«
    »Sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn Sie was rausfinden, Sir.«
    »Ja.« Samant ging mit Sartaj zum Tor. »Wenn Sie sich jetzt für diese Company-Geschichten interessieren, Sartaj, dann können wir ja zusammenarbeiten. Das wäre hervorragend, beruflich und auch sonst. Wir könnten Informationen austauschen.« Samant gab Sartaj eine Karte.
    »Sicher.« Samant wollte, daß Sartaj ihn, den Spezialisten für Schießereien, hinzuzog, wenn er wieder einmal einen Tip zu einem guten Fang wie Ganesh Gaitonde bekam. Wer einem großen Company-Bhai eine Kugel in den Leib jagte, erhielt nicht nur Belobigungen und eine gute Presse, sondern konnte damit auch eine Menge Geld machen. Andere Companys würden gut dafür zahlen. Samant, so erzählte man sich, hatte in seinem Dorf bei Ratnagiri 233 auf eigene Kosten ein hochmodernes Krankenhaus gebaut. »Ich rufe Sie an, wenn ich etwas erfahre.«
    »Meine Privatnummer steht auch drauf. Sie können mich jederzeit erreichen, rund um die Uhr.«
    Sartaj verließ Evergreen Valley und Samant, Bunty und den Rollstuhl und fuhr zum Revier zurück. An seinem Schreibtisch besah er sich Samants Karte genauer. »Dr. Prakash V. Samant« stand da in kunstvollen goldenen Lettern. Neben seiner Tätigkeit bei der Polizei - er war Träger des Polizei-Verdienstordens - war er außerdem noch »Staatlich geprüfter Homöopath«. Sartaj seufzte über seine unspektakuläre eigene Karriere und rief dann Anjali Mathur an, um ihr vom bedauerlichen Ableben seines Informanten zu berichten.
    »Alles, was wir wissen, ist also, daß Gaitonde nach einem Sadhu gesucht hat?«
    »Ja, Madam.«
    »Das ist interessant, aber nicht genug.«
    »Ja, Madam.«
    »Aber so etwas kommt vor. Halten Sie sich an die Schwester, da bekommen Sie zumindest Hintergrundinformationen.«
    »Ja, Madam.«
    »Shabash«, sagte sie und legte auf.
    Anjali Mathur hatte Verständnis dafür, daß so etwas nun einmal vorkam, und Sartaj war froh darüber. Auf Gewährsleute war kein Verlaß; auch wenn sie redeten, war die Information oft unvollständig. Allenfalls konnte man Mutmaßungen über das Geschehen zusammenstückeln. Und wenn der Informant ein Bhai war, der ständig seine Berufsrisiken umgehen mußte, endete er zwangsläufig irgendwann mit einer Kugel im Kopf. Da konnte man - oder er - nichts machen. Ein Polizist feuerte die Kugel ab, ein Feind oder auch ein Freund. Und wenn der Gewährsmann bis zu dem Augenblick die Information nicht ausgespuckt hatte, da sich sein Schädel unter der Einwirkung von fliegendem Metall zusammenpreßte, um dann zu explodieren, dann war das eben Kismet, und zwar ein ganz übles. Bunty war erledigt und der Fall ebenso.
    Doch Sartaj war sich bewußt, daß er sich mit dieser Da-kann-man-nichts-machen-Tour nur selbst trösten wollte. In Wahrheit hatte er sich nie an den gewaltsamen Tod gewöhnt. Er hatte Bunty gar nicht gekannt, er hatte nur einmal ein paar Minuten mit ihm geredet, aber nachdem er nun erschossen worden war, würde er, Sartaj, ihn tagelang nicht wieder loswerden. Nachts würde Bunty vor ihm auftauchen und ihm mit seiner Adlernase zuwinken. Sartaj hatte sein Leben lang mit dieser Schwäche zu kämpfen gehabt, und sie hatte ihn daran gehindert, beruflich jene Wege zu gehen, auf die Leute wie Samant so erpicht waren. Sartaj hatte in seiner Laufbahn nur zwei Menschen getötet, und er wußte, daß er keine hundert oder auch nur fünfzig hätte töten können. Er war dazu einfach nicht robust oder auch nicht mutig genug.
    Er lehnte sich zurück, legte die Füße auf den Tisch und wählte Iffat-bibis Nummer.
    »Sie hatten ein Bunty-Darshan?« sagte sie.
    Sartaj grinste. Allmählich machten ihm ihre schroffen Äußerungen Spaß. »Ja, ich hab ihn gesehen. Besonders glücklich sah er nicht aus.«
    »Verrotten soll er und seine ganze Sippe dazu. Er

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