Der Pate von Bombay
ewig dicke miteinander.« Parulkar und Suleiman waren zusammen aufgestiegen oder zumindest zeitgleich. Viele von Parulkars berühmten Festnahmen gingen auf Informationen von Suleiman zurück, und die Männer, die im Gefängnis gelandet oder in irgendeiner Gasse verblutet waren, waren alle Feinde von Suleiman gewesen, seine Rivalen oder einfach Männer, die stark genug geworden waren, um von ihm als Konkurrenten betrachtet zu werden. Er und sein Clan hatten viele in dieser Stadt geschluckt, waren dadurch dick und fett geworden und zogen entsprechend selbstbewußt durch die Straßen. Suleiman Isa und seine vielen Brüder, die Navabs von Bombay. »Ich bring sie alle um«, sagte ich.
Über uns lief, schräg gestellt und auf der höchsten Stufe, der Ventilator und gab ein gelegentliches Quietschen von sich. Es war das einzige Geräusch. Die Lage war sehr ernst. Die Pathans hatten Krieg gegen Suleiman geführt, hatten einen seiner Brüder und viele seiner Jungs getötet, aber er hatte zurückgeschlagen und die Company ausgeblutet. Schließlich war ein Waffenstillstand ausgerufen worden, und die Schießereien hatten aufgehört, keine Pistolen ballerten mehr in Restaurants los, keine AK-47 an Tankstellen, die Pathans waren kampfunfähig gemacht worden. Es wäre purer Wahnsinn gewesen, an Suleimans Willenskraft, seiner Intelligenz, seinem Reichtum oder seinen Verbindungen zu Polizei und Ministerien zu zweifeln. Daher schwiegen meine Freunde. Schließlich sagte Paritosh Shah: »Es gibt keine Alternative.«
Der Krieg ereilt uns Menschen. Auf verschlungenen Wegen werden wir zum Schlachtfeld geführt. Man kann versuchen auszuweichen, doch dann stellt man fest, daß einen die letzte blumengesäumte Abzweigung, die man genommen hat, direkt in eine blutgetränkte Arena führt. Hier waren wir nun also. »Gut«, sagte ich. »Fangen wir an.«
Zunächst waren wir siegreich. Wir hatten den Vorteil des Überraschungsmoments. Gleich an diesem ersten Tag ließ ich Khot dingfest machen. Seine Frau war immer noch in Delhi, so daß ein paar meiner Jungs einfach nachts zu ihm gingen, ihn aus dem Bett holten und zu mir brachten. Ich wollte ihn nicht im Haus haben, deshalb nahmen wir uns seiner draußen an, hinter dem Haus. Zuerst versuchte er mir weiszumachen, er wisse nichts über Suleiman Isa - wie ich denn auf die Idee komme, er könne auch nur versuchen, etwas so Schäbiges und Verrücktes zu tun, jeder wisse doch, daß er Ganesh-bhai schon seit vielen Jahren treu diene, er schwöre es beim Leben seiner Kinder. Schließlich versuchte es dieser schamlose Bhenchod auf die religiöse Tour.
»Warum sollte ich mich denn mit diesem miesen Kattu 323 einlassen?« fragte er. »Ganesh-bhai, denken Sie doch mal nach. Ich bin ein gottesfürchtiger Mann wie Sie. Ich spende jeden Monat für den Tempel. Das ist doch nur ein islamisches Komplott, um unsere Freundschaft zu zerstören.«
Ich schlug so fest zu, daß ich mir einen Fingerknöchel aufschürfte. »Hör zu, du Scheißkerl«, sagte ich, und dann sah ich rot. »Schlagt ihn zusammen«, mehr brachte ich nicht mehr über die Lippen. »Schlagt ihn zusammen«, und dann wandte ich mich ab.
Er gab hustende, keuchende Laute von sich und rief nach seinem Vater. »Papa, Papa«, jammerte er. Das war interessant. Fast alle Männer werden durch Schmerzen zu Babys, aber normalerweise rufen sie nach ihrer Mutter. Vielleicht hatte Khot keine Mutter. Ich ging zurück, schaute zu und rieb mir dabei die Hand. Als ich auf den zweiten Fingerknöchel der rechten Hand drückte, strahlte ein heißer Schmerz in meine Hand aus. Ich drückte fester. Jetzt war es ein kaltes Reißen, schnell und stechend, bis ins Handgelenk. Ein schlüpfriger, scharfer Zahn direkt unter der Haut. Khot wand sich unter dem Hagel von Fußtritten auf dem Boden. Ich drückte fester. Doch sein Widerstand war schon gebrochen.
Er erzählte uns alles. Viel war es allerdings nicht. Er und Masood Meetha kannten sich schon seit ihrer Jugend. Ihre Familien stammten aus benachbarten Dörfern nahe der Küste. Masood hatte sich vor anderthalb Jahren in Bombay an ihn gewandt, er hatte ihn angerufen und zum Tee in sein Büro in Dongri eingeladen. Khot hatte ein Treffen in Dongri abgelehnt, also waren sie auf einen Chai in ein billiges Restaurant in Ghatkopar gegangen. Bei diesem ersten Mal hatten sie sich nur über Ortschaften in Konkan und das Essen dort unterhalten und was eigentlich aus Soundso geworden sei, dessen Vater Briefträger gewesen war. Etwa
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