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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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Krieg gegen Suleiman Isa, den sie nur um Haaresbreite überlebt hatten. Doch die anderen kamen alle in Frage, sie alle mußten uns für einen leckeren kleinen Snack halten, denn wir waren mit Abstand die jüngste und unerfahrenste Company und nur dürftig mit Beziehungen, Waffen und Geldmitteln ausgestattet. Welche war es gewesen?
    Parulkar war gerade als Additional Commissioner of Police in Bezirk 13 angetreten und hatte angeblich enge Beziehungen zu Suleiman Isa. Suleiman Isa und seine Brüder führten die größte, bestbewaffnete Gang mit den besten politischen Verbindungen an, die es in Bombay je gegeben hatte. Vielleicht betrachteten sie uns als wachsende Bedrohung, vielleicht wollten sie uns vernichten.
    »Mehr wissen wir nicht?« fragte ich.
    »Das ist alles, Bhai.«
    Ich hatte eine solche Wut, daß ich sie als Schmerz in meinen Gelenken spürte, als unregelmäßiges Pochen im Magen. Ich hätte am liebsten jemanden umgebracht. Aber gemach, gemach. Suleiman Isa war stark. Ich mußte meiner Sache sicher sein. »Ruf Samant an. Finde ihn, egal, wo er ist. Ich muß mit ihm reden.«
    Wer machte Jagd auf uns? Samant ermittelte innerhalb der Abteilung, ging Gerüchten nach, ließ hier ein bißchen Bargeld, dort eine Flasche Black Label springen. Er hatte überall Freunde, Polizisten aller Dienstgrade, und irgendeiner würde das Geheimnis schließlich durchsickern lassen. Aber es dauerte zu lange. Es gab einen Spion in meiner Company, jemanden, der mir relativ nah war, irgendeinen Chutiya, der das Geheimnis meiner Schiffslieferungen verkauft hatte, und die Gefahr wurde mit jeder Minute größer, ein langsam kippender Felsbrocken. Ich mußte ihn aus dem Weg räumen, sonst würde er umstürzen und mich unter sich begraben. Ich wußte, daß ich ihn stemmen konnte. Aber zuerst mußte ich die Schlange in meinem Haus finden, ihren Kopf zertrümmern. In meinem klimatisierten Zimmer schob ich die Fotos der Mädchen zu Mustern und Formationen zusammen und dachte nach.

    Am letzten Tag im Mai ging ich zu Paritosh Shah. »Ich will irgendwas tun!« schrie ich ihn an. »Ich sitze hier rum wie ein Chutiya und lasse mich von einem Haufen Bhenchods auslachen. Sogar meine Jungs lachen mich aus.«
    »Niemand lacht dich aus«, sagte er. »Hab Geduld. Das ist eine große Sache, so was erledigt man nicht an einem Tag.«
    Ich wollte gerade erneut meinem Ärger Luft machen, da klopfte es an die Tür. Bada Badriya linste herein und ließ dann einen schüchternen kleinen Schneider vortreten. Er sollte bei Paritosh Shah Maß für neue Safari-Anzüge nehmen. Der Schneider wand sein Zentimetermaß um Paritosh Shah, während dieser von seinem schnurlosen Telefon aus eine rasche Abfolge von Gesprächen tätigte. Ich saß daneben und schaute zu. Er war in letzter Zeit sehr beschäftigt gewesen, denn er lancierte gerade seine neue Fluggesellschaft. Mein fetter Freund wollte fliegen. Er hatte Dutzende von Geschäften laufen, war stolz auf seine Bauunternehmen und Restaurants, seine Mietobjekte und Plastikfabriken, seine Textilfabrik in der Nähe von Ahmedabad, doch er träumte davon, sich in die Lüfte zu erheben, und so war er nunmehr häufig in der Presse zu sehen, ein Bild strahlender Eleganz, vom glänzenden Haar über die Goldkette mit Krishna-Medaillon bis hin zur goldenen Rolex, die all die Monatssteine an seinen Fingern erst richtig zur Geltung brachte. Es hatte etwas Tröstliches, mir vorzustellen, daß er hoch über Bombays Gebäuden, dem braunen Tiefland der Bastis dahinflog, über alldem schwebte wie ein glatter, runder Ballon, daß er die lange, gezahnte Silhouette der Stadt in den gütigen Schatten seines blauen Safari-Anzugs tauchte, ein herrlicheres Blau als das des sonnengebleichten Himmels. Vielleicht würde sein Schatten eines Tages nach Westen und Norden fallen, bis nach Delhi und weiter. Er besaß die nötige Intelligenz und den Ehrgeiz und einen kalten klaren Blick. Fürs erste allerdings würde die Fluggesellschaft von Bombay nach Ahmedabad und Baroda fliegen. Er organisierte gerade die Feierlichkeiten und Formalitäten rund um den Jungfernflug.
    »Hören Sie mal«, sagte er, »jetzt hören Sie mir mal zu. Ich habe diese Randi schon gekannt, als sie einem für fünftausend Rupien die ganze Nacht den Lauda gelutscht hat. Und plötzlich ist sie so ein großer Star, daß sie drei Lakhs will, um eine Stunde in einem Flugzeug zu sitzen? Und ein Band durchzuschneiden? Sie machen wohl Witze.« Er verhandelte mit Sonam Bhandaris

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