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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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Kailashpada. Der morgendliche Anrufer, von dem der Tip stammte, hatte sofort wieder aufgelegt. Sartaj war aus dem Bett gesprungen, hatte im Revier angerufen, während er in seine Hose schlüpfte, und ein Polizeitrupp war in einem waffenstarrenden Transporter mit aufheulendem Motor nach Kailashpada gerast.
    »Keine Ahnung«, sagte Sartaj. »Jedenfalls ist er jetzt hier, und er gehört uns.«
    »Ein guter Fang, ja, Sir«, sagte Katekar mit dem hochnäsigen Gesichtsausdruck, den er immer aufsetzte, wenn Sartaj eine seiner Meinung nach naive Äußerung tat. »Aber wollen Sie ihn wirklich für sich haben? Warum nicht warten, bis ein Vorgesetzter kommt?«
    »Das dauert zu lange. Und die haben anderes zu tun.« Sartaj hoffte inständig, es möge kein Kommissar auftauchen und ihm die Beute wegschnappen. »Außerdem gehört Gaitonde schon mir, er weiß es nur noch nicht.« Er setzte sich in Bewegung, um zum Eingang des Gebäudes zurückzugehen. »Okay. Wir stellen ihm den Strom ab.«
    »Sardar-ji 297 «, sagte Gaitonde, »sind Sie verheiratet?«
    »Nein.«
    »Ich war mal verheiratet -«
    Seine Stimme brach ab, wie mit dem Messer durchgeschnitten.
    Sartaj wandte sich von der Tür ab. Jetzt hieß es warten. Eine oder zwei Stunden in der glühenden Junisonne würden das stromlose, unbelüftete Gebäude in einen Backofen verwandeln, und es würde dann selbst für Gaitonde, der viele Gefängnisse, Schleichwege und Slums kennengelernt hatte, so unerträglich werden wie die Hallen der Hölle. Zudem war Gaitonde in letzter Zeit sehr erfolgreich gewesen und daher ein wenig verweichlicht; er würde eher schon nach einer Stunde aufgeben. Doch Sartaj war noch keine drei Schritte gegangen, da fühlte er ein tiefes Brummen durch seine Zehen in seine Knie aufsteigen, und Gaitonde war wieder da.
    »Wie - haben Sie im Ernst geglaubt, das geht so leicht?« fragte er. »Einfach den Strom abstellen? Halten Sie mich für blöd?«
    Es gab also einen Generator in dem Kubus. Gaitonde war auch der erste in den Gefängnissen der Stadt, vielleicht sogar der erste in ganz Bombay gewesen, der ein Handy besaß. Von seiner sicheren Zelle aus hatte er damit die wichtigsten Drogen-, Spekulations-, Schmuggel- und Baugeschäfte getätigt.
    »Nein, nicht im geringsten«, sagte Sartaj. »Dieses ... dieses Gebäude ist sehr beeindruckend. Wer hat es entworfen?«
    »Wer es entworfen hat, tut nichts zur Sache, Sardar-ji. Die Frage ist: Wie kommen Sie rein?«
    »Warum kommen Sie nicht raus? Das würde uns viel Zeit sparen. Es ist wirklich heiß hier draußen, und ich kriege langsam Kopfschmerzen.«
    Stille trat ein; nur das Gemurmel der Schaulustigen war zu hören, die sich am Ende der Gasse versammelten.
    »Ich kann nicht rauskommen.«
    »Warum nicht?«
    »Ich bin allein. Außer mir ist niemand hier.«
    »Ich dachte, Sie haben überall Freunde, Gaitonde. Jeder ist doch ein Freund von Gaitonde-bhai. Überall - in der Regierung, bei der Presse, sogar bei der Polizei. Wieso sind Sie allein?«
    »Wußten Sie, daß ich Bewerbungen bekomme, Sardar-ji? Ich bekomme mehr Bewerbungen als ihr Polizei-Chutiyas. Sie glauben mir nicht? Dann lese ich Ihnen eine vor. Moment. Hier ist sie. Aus Wardha. Hier steht -«
    »Gaitonde!«
    »›Geschätzter Shri 592 Gaitonde.‹ Haben Sie das gehört, Sardar-ji? »Geschätztere Also: ›Ich bin zweiundzwanzig Jahre alt und wohne in Wardha, Maharashtra. Ich studiere Betriebswirtschaft und mache zur Zeit meinen Master, den Bachelor habe ich mit einundsiebzig von möglichen hundert Punkten bestanden. Ich bin außerdem der beste Sportler an meinem College und Kapitän der Kricket-Mannschaft.‹ Dann kommt lauter Gefasel, wie stark und mutig er ist und daß alle im Ort Angst vor ihm haben. Okay, und dann: ›Ich bin sicher, daß ich Ihnen nützlich sein kann. Ich verfolge seit langem Ihre kühnen Taten in unseren Zeitungen, in denen ständig von Ihrer großen Macht und Ihrem starken politischen Einfluß berichtet wird. Sie sind der Größte in Mumbai. Meine Freunde und ich reden oft von Ihren berühmten Abenteuern. Bitte, Shri Gaitonde, ich erlaube mir, meinen Lebenslauf und einige kleine Zeitungsausschnitte über mich beizulegen. Ich mache jede Arbeit. Ich bin sehr arm, Shri Gaitonde. Ich glaube fest daran, daß Sie mir eine Chance geben werden, meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Hochachtungsvoll, Amit Shivraj Patil‹. Haben Sie das gehört, Sardar-ji?«
    »Ja, Gaitonde. Klingt nach brauchbarem Nachwuchs.«
    »Klingt nach Lodu 375 ,

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