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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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lachend. »Sie hat ihre Spione überall. Im Ernst, sie weiß alles.«
    Shalinis Schultern zuckten. Sartaj hatte sie noch nie so lachen sehen, nicht einmal als ihr Mann noch gelebt hatte. »Ja«, sagte sie. »Sie kommen nie drauf, woher ich das weiß.« Mit hochzufriedener Miene schwenkte sie einen bemehlten Teigroller in seine Richtung. »Nicht, daß es so einfach gewesen wäre. Von einem Polizisten hab ich's nicht.«
    Shalini würde sich nichts vormachen lassen, und Sartaj zog sich halbwegs mit Anstand, wie er hoffte, aus der Affäre. »Von wem dann?« fragte er.
    »Ich kann doch meine Khabaris nicht verraten. Nein, nein.«
    Sartaj überlegte, wer es sein könnte, wer von Mary wissen und geredet haben könnte. Kamble wußte Bescheid und hatte es vielleicht jemandem auf dem Revier gesagt, der es einem Zivilisten weitererzählt hatte. Oder Shalini hatte eine Freundin, die in der Nähe von Marys Haus arbeitete und Sartaj dort gesehen hatte. Oder aber es war jemand aus Marys Salon. Es gab tausend Möglichkeiten, wie Shalini von Sartaj und Mary erfahren haben konnte, tausend Verbindungen quer durch die Stadt, zwischen allen möglichen Personen. Sartaj hatte dieses allgegenwärtige Netzwerk selbst schon oft benutzt, und jetzt hatte es ihn verraten. »Deine Mutter ist wirklich absolut professionell«, sagte er zu Rohit. »Sie sollte bei der Polizei anfangen.«
    Shalini lachte wieder und warf eine Handvoll braune Gewürze in einen Topf, wo sie laut aufzischten. »Dann erzählen Sie uns mal von dem Mädchen.«
    »Aber Sie wissen doch schon alles.« Sartaj wollte noch etwas Allgemeines darüber sagen, daß man als Mann der Wachsamkeit einer Frau einfach nicht entgehen könne, da kam Mohit vom Ende der Gasse herangestolpert. Sein Hemd war blutbefleckt.
    »Was ist passiert?« fragte Rohit. Er kniete sich hin und faßte seinen Bruder an den Schultern. »Wer war das?«
    Mohits Nasenlöcher waren rot gerändert, und er hatte einen schwärzlichen Schmierer am Kinn. Shalini stürzte mit wirbelndem Sari an Sartaj vorbei. »Beta!« rief sie. »Was ist passiert?«
    Doch Mohit grinste. »Das waren diese Scheißkerle aus Nehru Nagar. Aber keine Sorge, die haben wir viel schlimmer zugerichtet«, sagte er triumphierend. »Denen haben wir's gezeigt. Die sind getürmt.«
    Shalini inspizierte Mohits Hemd: Ein Riß zog sich von der Schulternaht bis in den Rücken. »Du hast dich wieder mit diesen Jungen geprügelt?« Sie drehte sein Gesicht zu sich hoch. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich nicht mit denen anlegen! Ich hab dir gesagt, du sollst nicht mal in die Nähe von Nehru Nagar gehen!« Ihr Gesicht war wutverzerrt, und ihre Fingernägel gruben sich in Mohits Wangen. Aber der Junge zeigte keine Angst. »Ich sag Saab, er soll dich ins Jugendgefängnis bringen.« Sie drehte ihn zu Sartaj hin. »Dann kannst du was erleben!«
    Sartaj stand auf. »Mohit, du solltest nicht -«
    »Maderchod Sardar!« schrie Mohit. »Ich bring dich um! Ich geh mit dem Messer auf dich los!«
    Shalini schnappte nach Luft, dann schlug sie Mohit heftig auf den Hinterkopf. Sie zog ihn ins Haus, vorbei an den Zuschauern, die sich bereits versammelten, und knallte die Tür zu. Doch Sartaj hörte ihn drinnen weiterpoltern.
    »Ich muß gehen«, sagte er zu Rohit und faßte ihn am Ellbogen. »Ich hab noch einen Termin.«
    »Sorry«, sagte Rohit. Er fingerte nervös an dem Schlüssel, den er an einer Schnur um den Hals trug. »Es wird immer schlimmer mit Mohit, obwohl wir so viel für ihn tun. Er hat schlechte Freunde, eine Bande von vier oder fünf Jungen. Ständig prügeln sie sich mit diesen älteren Taporis aus Nehru Nagar. Ich hab ihn sogar schon geschlagen, aber das nützt alles nichts. Seine Noten sind miserabel.«
    »Er ist noch so jung«, sagte Sartaj. »Er ist jetzt in einer schwierigen Phase, aber das wächst sich aus.«
    Rohit nickte. »Ja, das glaub ich auch. Tut mir trotzdem sehr leid.«
    Sartaj klopfte Rohit auf die Brust und sagte: »Mach dir nichts draus. Er hat noch so viel Zeit. Früher oder später fängt er sich wieder.« Er startete sein Motorrad. Während er sich vorsichtig zwischen den Schlaglöchern durchschlängelte, kam ihm der Gedanke, daß Mohit vielleicht nie aus dieser blutigen Spirale herausfinden würde, auch wenn noch so viel Zeit verging. Vielleicht war er schon verloren, für seinen Bruder, für seine Mutter, für sich selbst. Und Sartaj hatte sein Teil dazu beigetragen, daß Mohit auf diesen harten Weg geraten, daß er in dieses Loch

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