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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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Nacken. Es war also doch noch etwas möglich. »Sagen Sie, wissen Sie wirklich nicht, warum Gaitonde sich selbst den Garaus gemacht hat?«
    »Nein, Saab, ich weiß es nicht. Wirklich nicht.«
    »Wußten Sie, daß er wieder in Bombay war?«
    »Ja. Aber ich hatte ihn seit Wochen nicht mehr gesehen. Wir haben nur telefoniert. Er hatte sich in diesem Ding versteckt.«
    »Diesem Haus?«
    »Ja. Und er kam nicht mehr raus.«
    »Warum nicht?«
    »Ich weiß es nicht. Er war immer sehr vorsichtig.«
    »Wie klang er am Telefon?«
    »Wie er klang? Wie Bhai eben.«
    »Ja, aber war er traurig? Oder glücklich?«
    »Vielleicht ein bißchen ... khiskela 336 . Aber so war er immer.«
    »Khiskela?«
    »Als hätte er den Kopf voll mit tausend Dingen. Manchmal hat er mir eine Stunde lang irgend etwas erzählt, das überhaupt nichts mit dem Geschäft zu tun hatte. Er hat einfach geredet und geredet.«
    »Worüber zum Beispiel?«
    »Alles mögliche. Einmal ging's um Computer in früheren Zeiten. Er meinte, im Mahabharata 386 kämen Computer und Superwaffen vor, und hat sich endlos über Ashvatthama 031 ausgelassen. Ich hab am Ende gar nicht mehr hingehört. Schon früher, auf seinem Schiff, hat er gern stundenlang telefoniert. Eine gigantische Geldverschwendung war das. Aber er war nun mal Bhai, da sagt man eben haan, haan und läßt ihn weiterreden.«
    »Wer war die Tote, die bei ihm war?«
    »Jojo. Sie hat ihm Frauen geliefert.«
    »Geliefert?«
    »Ja. Klassefrauen für Bhai. Er hat sie nach Thailand einbiegen lassen oder wo immer er gerade war. Jungfrauen.«
    »Jungfrauen, von so weit her?«
    »Ja, er stand auf indische Jungfrauen.«
    »Wie viele waren es?«
    »Ich weiß nicht, eine im Monat vielleicht.«
    »Und Jojo war auch seine Freundin?«
    »Sie war eine Zuhälterin. Wahrscheinlich hat er sie auch entjungfert. Das war eins seiner Hobbys.«
    »Warum ist er nach Mumbai zurückgekommen, Bunty?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Sie waren sein wichtigster Mann, Bunty. Natürlich wissen Sie's.«
    »Ich war nur einer von mehreren.«
    »Man hat mir gesagt, Sie hätten ihm am nächsten gestanden.«
    »Ich bin bei ihm geblieben.«
    »Und die anderen haben ihn verlassen? Warum?«
    Ein Knistern von Zellophan war zu hören, und Sartaj wartete, bis Bunty sich eine Zigarette angezündet und daran gezogen hatte.
    »Einige sind gegangen. Das Geschäft lief nicht mehr.«
    »Wieso?«
    »Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?«
    Sie waren zum Kern der Sache vorgedrungen. Sartaj schloß es aus Buntys Widerstreben, seiner gewollten Lässigkeit. Vorsichtig und gedehnt sagte er: »Sie haben recht, Bunty, es spielt keine Rolle mehr. Also können Sie's mir genausogut sagen.«
    Bunty zog an seiner Zigarette und stieß leise keuchend den Rauch aus. Sartaj wartete.
    »Das Geschäft läuft im Moment nirgends gut, Saab.«
    »Aber bei der Gaitonde-Company lief es noch schlechter als anderswo. Seien Sie kein Chutiya. Wenn Sie mir gegenüber offen und ehrlich sind, kann ich es umgekehrt auch Ihnen gegenüber sein. Sagen Sie's mir.«
    »Bhai hat sich nicht mehr aufs Geschäft konzentriert. Er hat uns ständig hierhin und dorthin geschickt.«
    »Wieso?«
    Plötzlich lachte Bunty. »Wegen eines Sadhu. Wir sollten einen weisen Mann suchen.«
    »Was für einen Sadhu 545 ? Wo sollten Sie den suchen?«
    »Genaugenommen ging es um drei Sadhus, einer von ihnen war der Anführer. Mehr kann ich Ihnen wirklich nicht sagen, Saab.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich nicht viel mehr weiß.«
    »Sagen Sie mir, was Sie wissen.«
    »Nicht am Telefon, Saab.«
    »Dann treffen wir uns.«
    »Reden Sie mit Parulkar-saab.«
    »Worüber?«
    »Ich will mich stellen. Aber sie werden mich in eine Schießerei verwickeln, Saab.«
    Das klang plausibel. In Haft wäre Bunty sicherer als draußen, das Gefängnis würde ihn vor seinen vielen Feinden schützen. Aber er hatte Angst, erschossen zu werden, bevor sein Name auf einer Häftlingsliste auftauchte. »Wenn Sie was Gutes für uns haben«, sagte Sartaj, »wird sich Parulkar-saab mit Sicherheit um Sie kümmern.«
    »Ich habe alles, was Sie wollen, Saab. Ich war ja lange genug mit Bhai zusammen.«
    »Okay, ich spreche mit Parulkar-saab. Und danach will ich wissen, was es mit dem Anführer dieser Sadhus auf sich hat.«
    »Sobald ich in Sicherheit bin, werde ich sagen, was ich weiß, Saab. Ich werde Ihnen den Namen des Sadhu nennen. Ich bin der einzige, der ihn kennt.«
    »Gut. Geben Sie mir eine Telefonnummer.«
    »Ich rufe von einem öffentlichen

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