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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Kohlebecken lag, und stieß es dem Hauptmann vor die Brust.
    Donato del Conte riss stöhnend und mit schmerzverzerrtem Gesicht die Augen auf. »Ich flehe Euch an, lasst mich vom Seil, Kanzler!«
    »Alles zu seiner Zeit, Hauptmann. Erst redet Ihr!«, forderte er ihn auf. »Und glaubt ja nicht, dass Ihr mir auch nur einen Namen oder sonst irgendetwas von Bedeutung verheimlichen könnt!«
    Der Hauptmann redete so schnell, dass Giovanni Mühe hatte, all die Namen mitzuschreiben, die dem Gefolterten über die Lippen sprudelten. Alles verriet er, denn die einzige Gnade, die er noch erhoffen konnte, war ein schneller Tod. Und so gestand er, dass die Sforza-Brüder einen Mordanschlag verüben wollten. Zur selben Zeit sollte Roberto da Sanseverino seine Söldner mit klirrenden Waffen durch Mailands Straßen marschieren lassen und das Kastell besetzen.
    Als sie alles erfahren hatten und sich in ihrem Wissen bestätigt sahen, wandte sich Simonetta an seinen Bruder. »Du weißt, was du zu tun hast?«
    Giovanni nickte. »Alles ist vorbereitet. Auch der Bote, den die Bande für einen von ihnen hält, steht bereit.«
    »Dann schick ihn los!«
    Giovanni zögerte. »Bist du dir immer noch sicher, dass es klug ist, sie nicht alle mit einem Schlag zu verhaften und einzukerkern?«
    »Ja, das bin ich. Man muss wissen, wann man die Macht hat, Männer von solchem Rang vernichten zu können, und wann man sich damit zufriedengeben muss, sie vorerst schachmatt zu setzen«, erwiderte Simonetta, der alte Fuchs, der sich nicht von ungefähr jahrzehntelang in seinem hohen Amt gehalten hatte. »Und nun geh! Ich muss ein Schreiben an Lorenzo de’ Medici aufsetzen und dann überlegen, wie ich Montefeltro doch noch dazu bringen kann, sich endlich für meine Interessen einzusetzen. Der Bursche ist ein raffinierter Taktierer. Ich muss gestehen, dass er mir fast das Wasser reichen kann!«
     
    Eine knappe Stunde später platzte Simonettas Spitzel in die Runde der Verschwörer, die in der ihnen überlassenen kleinen Festungsanlage gerade zu Tisch saßen und letzte Einzelheiten ihres Mordkomplotts besprachen.
    Entsetzen und Sprachlosigkeit waren die Folge, nachdem ihr angeblicher Gewährsmann mit gut gespieltem Schrecken berichtet hatte, dass Donato del Conte verhaftet worden sei und unter der Folter alles verraten habe.
    »Verflucht soll der alte Hund sein!«, stieß Roberto da Sanseverino in ohnmächtiger Wut hervor. »Wieder einmal ist er uns zuvorgekommen. Jetzt ist guter Rat teuer.«
    Der Condottiere zog sich umgehend ins Lager seiner Söldner vor der Stadt zurück und gab Befehl für einen raschen Aufbruch bei Tagesanbruch. Auch die beiden jüngeren Brüder Ascanio und Ottaviano suchten ihr Heil in der Flucht.
    Nur Sforza Maria und Ludovico zeigten Mut, indem sie am Morgen des folgenden Tages in voller Bewaffnung bei der Herzogin Bona von Savoyen vorstellig wurden und die sofortige Freilassung von Hauptmann Donato del Conte verlangten, was ihnen jedoch verwehrt wurde.
    Simonetta ließ sich nicht blicken, doch seine Anwesenheit war überall zu spüren, zu sehen und weithin zu hören, hatte er doch die ihm treu ergebenen Gardesoldaten des Kastells bis zum letzten Mann aufgeboten. Bis an die Zähne bewaffnet, paradierten sie um die Festung herum und zeigten sich in der Stadt auf den großen Straßen und Plätzen.
    Mit knirschenden Zähnen machten sich Sforza Maria und Ludovico auf den Weg in die Verbannung. Sforza Maria hatte sich auf der Stelle nach Bari zu begeben, Ludovico nach Pisa und Ascanio nach Perugia. Ottaviano wollte in panischer Angst vor Vergeltung nach Venedig fliehen und ertrank bei der Überquerung eines Flusses.
    »Einer weniger, den wir im Auge behalten müssen«, kommentierte Simonetta trocken, als er von Ottavianos Tod erfuhr. »Jetzt dürften wir für einige Zeit Ruhe haben vor dieser Schlangenbrut. Aber wir müssen auf der Hut sein. Eine siegreich geschlagene Schlacht ist noch längst kein gewonnener Krieg.«

23
    F ioras Gesicht verhärtete sich und nahm einen abweisenden Ausdruck an, als sie in der Menge, die nach dem Hochamt aus dem Dom Santa Maria del Fiore hinaus auf den Vorplatz drängte, ihre Schwester und deren Mann entdeckte.
    Dass es sich nicht um einen Zufall handeln konnte, lag für sie auf der Hand. Ihre Schwester wusste, dass der Vater das große Gedränge im Dom scheute und er daher nur die Messe in der kleinen Kirche ihres Viertels besuchte. Sie glaubte auch nicht, dass ihre Schwester und ihr Schwager plötzlich

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