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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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von frommem Eifer beseelt waren und in den Dom gekommen waren, nur weil ein weithin bekannter Prediger die Messe las. Ihre angestammte Kirche war die Hauptkirche von Santa Croce, wo die Pazzi bestattet waren und wo sie den gelehrten Mann am nächsten Sonntag hätten predigen hören können.
    Fiora beeilte sich, aus der Kirche zu kommen. Doch als sie endlich auf dem sonnigen Vorplatz war, hatten Costanza und deren Ehemann sie schon eingeholt.
    »Fiora!«, rief Filippo und fuchtelte mit der Hand durch die Luft. »Auf ein Wort, Schwägerin!«
    Fiora blieb kurz stehen und fuhr zu ihnen herum. »Das könnt Ihr haben!«, rief sie erbost zurück. »Verschwindet!« Dann eilte sie weiter.
    Filippo und Costanza dachten jedoch nicht daran, sich von Fioras feindseliger Zurückweisung so schnell entmutigen zu lassen. Sie hasteten hinter ihr her und holten sie ein, noch bevor sie die Taufkirche hinter sich gelassen hatte.
    Wen Fiora in der Menschenmenge jedoch nicht bemerkte, war Silvio, der gerade seiner Wege gehen wollte, als er sie, ihre Schwester und ihren Schwager entdeckte. Da schien es ja ordentlichen Krach zu geben zwischen der kleinen Bellisario und ihrer Verwandtschaft! Neugierig ging er näher, hielt sich aber wohlweislich im Schatten des Baptisteriums, um nicht bemerkt zu werden.
    »Bitte lass uns doch vernünftig miteinander reden und diese unglückliche Geschichte aus der Welt schaffen! Wir sind doch eine Familie!«, bedrängte Filippo seine Schwägerin, um dann zerknirscht hinzuzufügen: »Wir machen alle mal Fehler, aber das darf uns doch nicht entzweien!«
    Fiora blieb stehen. »Kommt mir nicht mit dieser aufgesetzten Reumütigkeit, Filippo! Die nehme ich Euch nicht ab! Mir streut Ihr keinen Sand in die Augen! Ihr wisst sehr wohl, dass ich Euch auf die Schliche gekommen bin und von Eurem großartigen Bauvorhaben erfahren habe!«
    »Du hast doch wohl Vater nichts davon erzählt, oder?«, stieß Costanza ängstlich hervor.
    Ihr Mann machte sofort eine herrische Handbewegung, dass sie gefälligst den Mund halten und das Reden ihm überlassen sollte.
    »Nein, das habe ich nicht«, antwortete Fiora und sah ihre Schwester mit stechendem Blick an. »Aber nur, weil er es nicht verdient hat zu erfahren, welche Gemeinheit seine eigene Tochter zusammen mit ihrem Mann gegen ihn ausgeheckt hat! Diesen Schmerz will ich ihm ersparen. Aber wenn ihr mich nicht endlich in Ruhe lasst, kann sich das noch ändern!«
    »Ich verstehe ja, dass du nicht gut zu sprechen bist auf uns, und ich gebe auch zu, dass wir uns nicht sehr anständig verhalten haben«, räumte Filippo mit gequälter Miene ein. »Aber sei nicht so hart und lass uns das wiedergutmachen.«
    »Da gibt es nichts gutzumachen, Schwager!«, beschied sie ihn kalt. »Und es gibt zwischen uns auch nichts mehr zu sagen. Ich weiß jetzt, was ich von Euch zu halten habe. Mit Euch und meiner Schwester will ich nichts mehr zu tun haben. Ich werde Euch jedenfalls nicht dazu verhelfen, dass Ihr Euch auf Kosten meines Vaters bei Euren feinen Freunden lieb Kind machen könnt mit diesem Neubau! Also bleibt mir aus den Augen und wagt es nicht noch einmal, mich zu belästigen, sonst werde ich es mir doch noch anders überlegen!«
    Costanza rang die Hände. »Schwester, bitte! Ich flehe dich an …«
    Fiora ließ sie nicht ausreden. »Ich habe keine Schwester mehr!«, schleuderte sie ihr voller Abscheu entgegen, wandte sich um und stürmte davon.
    »Verdammt, verdammt, verdammt!«, fluchte Filippo leise und ballte in ohnmächtigem Zorn die Fäuste. »Dieses hochnäsige Luder!«
    »Vielleicht müssen wir ihr nur ein wenig mehr Zeit geben«, sagte Costanza mit jämmerlicher Stimme. »Irgendwann wird sie schon zur Vernunft kommen und einlenken.«
    »Rede nicht so einen Unsinn!«, herrschte Filippo sie an und zischte: »Wo hast du bloß deinen Verstand? Habe ich dir denn nicht erst vor einigen Tagen gesagt, dass es drängt?«
    Hinter ihnen räusperte sich jemand und sie fuhren herum wie ertappte Sünder. Filippo sah den jungen Mann verärgert an. Das Gesicht war ihm zwar bekannt, aber er konnte es nicht einordnen.
    Diese Schwierigkeit hatte Costanza nicht, dafür waren sie zu lange Hinterhofnachbarn der Fontana gewesen. Aber auch sie war alles andere als erfreut, Silvio so plötzlich zu begegnen. »Hast du kein Benehmen, dass du dich so frech anschleichst, Silvio Fontana?«, fuhr sie ihn an und forschte misstrauisch in seinem Gesicht, ob er von der Auseinandersetzung mit ihrer Schwester etwas

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