Der Pate von Florenz
mitbekommen hatte.
Nun wusste auch Filippo wieder, wo er den jungen Mann einordnen musste. Silvio Fontana, der Enkelsohn des Consigliere Sandro Fontana, der als besserer Handlanger und Laufbursche für die Medici-Bande dafür sorgte, dass deren Geflecht aus Bestechungen und Patronagen keine Risse bekam! Und dieser Silvio? Über den wurde viel gemunkelt in der Stadt! Konkretes hatte man bisher zwar nicht erfahren, aber was immer er sich in Pisa geleistet hatte, war mit Sicherheit kein Ruhmesblatt gewesen. Andernfalls hätte sein Ziehvater ihn wohl kaum aus dem Haus gejagt und dort draußen in der Ziegelei hausen lassen! Wie hieß es so schön: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm …
»Entschuldigt, aber der Eindruck trügt, Costanza. Was hätte ich auch für einen Grund haben sollen, Euch zu belauschen?«, log Silvio, der sofort ein profitables Geschäft gewittert hatte, als er inmitten des Stimmengewirrs, das über dem Domplatz lag, die Worte Bauvorhaben und Neubau aufgeschnappt hatte. Das Gespräch mit dem Ricercatore Nicodemo Morandini, mit dem er sich in einer Dorfschenke getroffen hatte, war genau so verlaufen, wie Saccente vorausgesagt hatte. Sie hatten bei einem Krug Wein um die Höhe des Bestechungsgeldes gefeilscht und dann eine Abmachung getroffen, mit der sie beide zufrieden sein konnten. Und da jetzt gerade mit den ersten Brennvorgängen begonnen wurde, war der Zeitpunkt günstig, um die Geschäfte auf eigene Rechnung einzufädeln.
»Aber wie ich zufällig mitbekommen habe, tragt Ihr Euch offenbar mit einem größeren Bauprojekt«, fuhr Silvio an Filippo gewandt fort, dessen Geiz und Gerissenheit in der Stadt kein Geheimnis waren. Jemand wie er war der richtige Kunde für ihn, zumal der Seidenhändler dem Consigliere der Medici nur allzu gern einen Schaden zufügen würde, war er doch ein guter Freund der Pazzi.
»Was genau hast du gehört?«, fragte Filippo scharf.
Silvio zuckte mit den Achseln. »Nun ja, bei dem Lärm habe ich natürlich nicht recht hören können, worüber Ihr mit Fiora gesprochen habt«, gab er vor. »Nur eben, dass von einem Bauvorhaben die Rede war, und bei einem so erfolgreichen Kaufmann wie Euch wird es sich bestimmt nicht um ein kleines Häuschen handeln.«
»Ich weiß nicht, wovon du redest«, erwiderte Filippo mit gerunzelter Stirn.
Silvio glaubte ihm kein Wort. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wollte Filippo Sabatelli sein Bauvorhaben offenbar geheim halten. Das kümmerte ihn jedoch nicht, deshalb redete er unbekümmert weiter: »Und da dachte ich, dass Ihr vielleicht interessiert seid, die Ziegel, die Ihr gewiss in großer Menge benötigen werdet, von mir zu beziehen.« Er machte eine kurze Pause, um mit einem vielsagenden Lächeln hinzuzufügen: »Natürlich zu einem Vorzugspreis, der Euch eine Menge Geld sparen kann. Denn in der Ziegelei, die ich seit einiger Zeit in eigener Verantwortung führe …«
»Dass dein Ziehvater dich aus dem Haus gejagt und zum Ziegelbrennen vor die Stadt geschickt hat, ist uns nicht unbekannt«, fiel Costanza ihm bissig ins Wort. »Und jetzt lass uns mit dem Unsinn in Ruhe, den du zu hören geglaubt hast! Wasch dir die Ohren und kümmere dich besser um deine eigenen Angelegenheiten!« Damit wandte sie ihm den Rücken zu und sagte zu ihrem Mann: »Filippo, lass uns gehen! Ich habe mir heute schon genug Dummheiten anhören müssen!«
»Nein, warte!«, sagte Filippo, dem plötzlich eine Idee gekommen war. An Ziegeln, die er angeblich zum Vorzugspreis kaufen könnte, war er zwar nicht interessiert, aber für einen Mann wie Silvio Fontana, der mit der Familie der Bellisario vertraut war und der offenbar wenig Skrupel kannte, wenn nur der Preis stimmte, hatte er sehr wohl Verwendung. »Ich glaube, es gibt in der Tat eine Möglichkeit, dass wir miteinander ins Geschäft kommen. Wir sollten darüber reden, aber nicht hier.«
Silvio grinste. »Mit Vergnügen!«
24
F ederico da Montefeltro war ein Mann mit vielen Talenten und Neigungen und davon legte sein herzoglicher Palast in Urbino, an dem er fast zwei Jahrzehnte gebaut hatte, beredtes Zeugnis ab.
Aber auch sein Palast in Gubbio, einer Stadt, die sich, knapp fünfzig Meilen südlich von Urbino gelegen, die strategisch günstige Lage eines Steilhanges zunutze gemacht und in die er sich jetzt im Juni zurückgezogen hatte, spiegelte mit der großen Waffensammlung nicht nur seine militärischen Erfolge wider. Mit den exquisiten Sälen und Privatgemächern, die auf das Anspruchvollste mit
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