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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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der Kanzlei und in seinen eigenen Palast zu vertreiben, den er sich gottlob in unmittelbarer Nähe des Kastells und mit geheimen Zugängen hatte erbauen lassen.
    Zum Glück war in jenen Tagen der Condottiere Ludovico Gonzaga, den Lorenzo de’ Medici zu seinem Beistand in Marsch gesetzt hatte, mit seinen Truppen eingetroffen. Unter seinem Einfluss hatten sich Sforza Maria und sein Bruder Ludovico schließlich einverstanden erklärt, Herzogin Bona Gehorsam zu leisten und sich jeglicher Machtansprüche zu enthalten. Dafür hatte jeder von ihnen zwölftausend Dukaten erhalten, dazu das Kommando über einhundert bestens ausgebildete Soldaten und den Schlüssel zu einer kleineren Mailänder Festung. Wobei natürlich jeder gewusst hatte, was dieses Gelöbnis wert war, nämlich bestenfalls einen kurzzeitigen Waffenstillstand, bis sich für die Brüder eine aussichtsreichere Gelegenheit bot, um nach der Macht zu greifen.
    Diese Gelegenheit hatte ihnen in den späten Märztagen ein Aufstand in Genua verschafft. Die einst mächtige Republik hatte sich schon vor Jahrzehnten der Vorherrschaft Mailands beugen müssen und wollte nun endlich das Joch abwerfen und ihre Freiheit zurückgewinnen. Roberto da Sanseverino war mit seinen Söldnern sofort zur Stelle gewesen, um zusammen mit den Truppen der Sforza-Brüder die Rebellion in Genua niederzuschlagen.
    Simonetta war klug genug gewesen, sie nicht davon abzuhalten, sondern ihnen seine volle Unterstützung zu gewähren. Er hatte gar keine andere Wahl gehabt. Wäre Genua verloren gegangen, hätte man es seiner Kanzlerschaft angelastet und er hätte schnell seinen Rückhalt im Geheimen Senat und bei der Herzogin verloren.
    Der Feldzug gegen Genua war denn auch erfolgreich verlaufen. Schon Mitte April hatte man den Aufstand niedergeschlagen. Und wie nicht anders zu erwarten gewesen war, hatten sich Sanseverino und die Sforza-Brüder nach ihrem schnellen Sieg so mächtig und sicher gefühlt, dass sie nun endlich den lang ersehnten Umsturz gegen ihn in Angriff nehmen wollten.
    Was sie jedoch nicht geahnt hatten, war, dass er, Simonetta, von Anfang an damit gerechnet und seine Spitzel in Position gebracht hatte, noch bevor die Sieger aus Genua zurückgekehrt waren. Sehr schnell hatte er erfahren, dass sie den Hauptmann Donato del Conte für ihre Pläne gewonnen hatten.
    Dieser hing nun unten im Folterkeller am Seil des Strappado, einem der schmerzhaftesten und fast immer rasch zum Erfolg führenden Marterinstrumente. Niemand hielt die Qualen lange aus, wenn er mit auf dem Rücken zusammengebundenen Armen immer wieder hochgezogen und ruckartig bis fast auf den Boden heruntergelassen wurde. Die Schmerzen mussten höllisch sein, weil einem dabei die Arme aus den Gelenken gerissen wurden.
    Aber nun ja, das hatte der Mann sich selbst zuzuschreiben. Für Verrat hatte man stets bitter zu büßen, wenn man so töricht war, sich mit hitzköpfigen Dilettanten wie Roberto da Sanseverino und den Sforza-Brüdern einzulassen!
    Mittlerweile hatten Cicco Simonetta und sein Bruder Giovanni die Kellergewölbe erreicht. Durch eine Geheimtür gelangten sie in einen Raum voller Gerümpel. Von dort aus ging es in einen von Pechfackeln erleuchteten Gewölbegang, der hinter einem rechtwinkligen Knick an einer langen Reihe von Zellen entlangführte und nach einer weiteren scharfen Biegung schließlich vor der dicken, mit breiten Eisenbändern beschlagenen Bohlentür des Folterkellers endete.
    Donato del Conte sah entsetzlich aus. Der Folterknecht hatte ihn als Vorbereitung auf die eigentliche Marter erst einmal die Peitsche schmecken lassen, in deren Lederschnüre kleine Eisenhaken geknüpft waren, bevor er ihn dem Strappado unterzogen hatte. Stöhnend, mit geschlossenen Augen und mit zerrissenem, blutgetränktem Hemd hing er am Seil.
    »Ich habe ihn so weit, wie ich es Euch versprochen habe, Herr. Er will reden«, sagte der Folterknecht mit der zufriedenen Miene eines Mannes, der sein Handwerk mit Hingabe ausübt und das gewünschte Ergebnis erzielt.
    Simonetta nickte ihm zu und drückte ihm einen kleinen Geldbeutel in die Hand. »Lass uns allein, aber warte vor der Tür, falls unser Freund hier noch ein wenig Ermunterung braucht.«
    »Gewiss«, sagte der Folterknecht beflissen. Er wog rasch den Beutel in seiner Hand und wusste, dass er sehr gut entlohnt worden war. Er verneigte sich. »Und untertänigsten Dank, Herr!«
    Als der Folterknecht gegangen war, griff Simonetta zu einem Schüreisen, das auf einem

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