Der Pate von Florenz
entsprach, und dass daher kein Anlass bestehe, von diesen Plänen abzurücken. »Der Heilige Vater wünscht kein Gemetzel in den Straßen von Florenz, was bei einer Erstürmung der Stadt ja wohl nicht auszuschließen ist«, sagte Riario abschließend. »Der Staatsstreich soll mit möglichst wenig Blutvergießen vonstatten gehen. Und wenn die Köpfe des Tyrannen Lorenzo und seines Bruders gefallen sind, wird es in Florenz keinen ernst zu nehmenden Widerstand mehr geben.«
»Nun gut, dann wollen wir es so machen, wenn das der ausdrückliche Wunsch Seiner Heiligkeit ist«, gab Montefeltro sich einsichtig, während er in Wirklichkeit nicht daran dachte, sich damit abzufinden. Aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um auf seinem Vorschlag zu beharren. Das musste warten, bis er in dieser Angelegenheit fest im Sattel saß und die Dinge in seinem Sinne lenken konnte.
Riario konnte sich ein Lächeln der Genugtuung nicht verkneifen. »Es wird den Heiligen Vater freuen und ihn in seinem gütigen Wohlwollen Euch gegenüber bestärken, wenn ich ihm davon berichte. Wie Ihr wisst, hält er große Stücke auf Euch und er gedenkt, Euch für Euren Beistand in dieser Sache reich zu belohnen«, setzte er schmeichelnd hinzu, um dann sogleich wieder auf die Ausführung ihres Plans zu sprechen zu kommen. »Kopfzerbrechen bereitet uns allerdings die Frage, wie es am besten zu bewerkstelligen wäre, eine größere Truppe in Marsch zu setzen und in der Nähe von Florenz zu halten, ohne dass die Spitzel der Medici Wind davon bekommen. Habt Ihr dazu einen praktikablen Vorschlag?«
Federico überlegte kurz, dann nickte er. »Das lässt sich leicht bewerkstelligen.«
»Was schwebt Euch vor?«, fragte Riario neugierig.
»Ich werde mit meinen Soldaten Montone angreifen und belagern«, erklärte Federico. »Ein solcher Feldzug wird keinen Verdacht erregen, weil er schon lange überfällig ist. Der Kirchenrebell Carlo di Montone muss endlich bestraft und aus seiner Zitadelle vertrieben werden.«
Riario lachte. »Das ist eine vortreffliche Idee! Und sie wird dem Heiligen Vater gefallen. Carlo di Montone ist wahrlich ein tiefer Stachel im Fleisch der heiligen Mutter Kirche, gegen die er sich auf das Schändlichste erhoben hat. Und Montone liegt nur einen knappen Tagesmarsch von Florenz entfernt.«
Federico nickte. »Es wird nicht sonderlich schwer sein, während der Belagerung und nach Einnahme der Festung Truppen von einem Lager zum anderen zu verlegen. Und auch wenn Montone ein Verbündeter von Lorenzo ist, wird dieser es nicht wagen, ihm militärischen Beistand zu gewähren. Denn damit würde er sich offen gegen den Heiligen Stuhl stellen. Und wenn die Zitadelle gefallen ist, ziehe ich mit meinen Truppen nach Siena, um den Sieg gebührend zu feiern. Doch in Wirklichkeit sollen sich mir dort die heimischen Truppen anschließen. Schließlich hat Siena ja seine ganz eigenen guten Gründe, Lorenzo gestürzt und Florenz so geschwächt wie nur möglich zu sehen.«
»Ihr sagt es, Federico!« Riario rieb sich die Hände. Mit dem Feldzug gegen Montone war ihr Plan endlich perfekt. Jetzt galt es nur noch, auch den Bankherrn Jacopo de’ Pazzi für ihre Sache zu gewinnen und dann den Zeitpunkt für den Angriff auf die Festung so geschickt zu wählen, dass ihre Eroberung nur wenige Tage vor dem Anschlag auf das Leben der Medici-Brüder erfolgte. Dann musste es Schlag auf Schlag gehen – nein, besser gesagt, Stich auf Stich!
25
S chon seit Tagen lag Florenz in fieberhafter Erwartung des großen Festes, das jedes Jahr am 24. Juni gefeiert wurde und das im Reigen der vielen florentinischen Feiertage als einer der Höhepunkte im Jahresablauf galt.
Dieser Tag war Johannes dem Täufer gewidmet, dem Schutzheiligen der Stadt. Und wie an kaum einem anderen kirchlichen Fest zeigte Florenz an diesem Tag, zu welch großartigen Prozessionen, Paraden, Wettkämpfen und vielerlei Volksbelustigungen seine Bewohner fähig waren. Während die Priorenschaft die Piazza della Signoria mit großen leuchtenden Tüchern überspannen ließ, sodass der Platz wie unter einem gewaltigen Baldachin lag, bereiteten sich die religiösen Bruderschaften, die Gilden und die Banner der einzelnen Stadtteile auf ihre farbenprächtigen Umzüge vor.
Auch die Händler und Besitzer von Läden, Verkaufsständen, Werkstätten, Garküchen und anderen Gewerben, denen der Verkauf ihrer Waren an diesem hohen Feiertag gegen eine Gebühr an den Magistrat erlaubt war, hatten alle Hände voll zu
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