Der Pate von Florenz
ihm und seinen beiden mächtigen Herren Sixtus und Ferrante wahrlich nicht leicht, ihn in die Knie zu zwingen. Zumal auch er ein doppeltes Spiel spielte und dabei Nervenstärke und Überblick bewies.
Denn während er einerseits Simonetta seine Unterstützung zusicherte und ihm den Condottiere Gonzaga geschickt hatte, um den Aufstand von Roberto da Sanseverino und den Sforza-Brüdern zu verhindern, hielt er andererseits engen Kontakt mit Sanseverino und vor allem mit dem nach Pisa verbannten Ludovico, wie ihm von einem seiner Spitzel zugetragen worden war. Lorenzo taktierte wie ein alter Fuchs und legte sich nicht fest, und das machte die Angelegenheit für jeden, der am Schluss die Oberhand behalten wollte, ebenso riskant wie kompliziert.
Aber die Dinge waren noch gut im Fluss und nichts war entschieden. Die Trophäe der Macht hing noch immer in greifbarer Nähe. Er musste nur den richtigen Zeitpunkt finden, um sie an sich zu reißen.
Dass dieser Zeitpunkt nicht mehr in weiter Ferne lag, wurde für Federico wenige Tage später zur Gewissheit, als Graf Riario in Gubbio eintraf. Von seinem Botschafter in Rom hatte er schon erste Andeutungen darüber erhalten, dass Riario mit dem Segen des Heiligen Vaters an den Plänen für einen Umsturz in Florenz arbeitete.
Aufmerksam hörte Montefeltro sich an, was Riario ihm zu berichten wusste.
»So, nun wisst Ihr, wie die Dinge stehen, die wir mit dem Segen Seiner Heiligkeit in Angriff genommen haben«, schloss Riario seine Ausführungen ab. »Nun ist es an Euch, uns zu sagen, wie Ihr Euch zu verhalten gedenkt. Natürlich versteht es sich von selbst, dass wir auf Eure Mithilfe bauen.«
Montefeltro gönnte sich ein selbstgefälliges Lächeln. »Was mich nicht verwundert, wie Ihr Euch denken könnt. Denn mit ein paar Meuchelmördern wird es nicht getan sein, mein Freund«, sagte er spöttisch, wobei der Zusatz mein Freund eine rechte Übertreibung war, hegte er für den Grafen doch keinerlei Sympathie, geschweige denn Hochachtung. Der Mann war ihm zu glatt und zu schleimig, ein echter Günstling eben, der aus eigenen Kräften nichts zustande zu bringen vermochte, was einem Mann zur Ehre gereichte. Aber als Neffe stand er dem Heiligen Vater besonders nahe und damit war Riario jemand, mit dem er auskommen musste, wenn er sein geheimes Ziel erreichen wollte.
»Das ist uns bewusst, Condottiere«, versicherte Riario. »Unser Plan ruht deshalb ja auf zwei Säulen. Zum einen brauchen wir mutige Männer, die Zugang zum innersten Kreis der Medici haben, um sie zum richtigen Zeitpunkt niederstechen zu können, zum anderen muss eine ordentliche Streitmacht nahe der Stadt in Bereitschaft stehen, um Florenz sogleich zu besetzen und jeden Widerstand im Keim zu ersticken. Diese entscheidende und ehrenvolle Aufgabe haben wir Euch zugedacht, wo wir doch wissen, dass auch Ihr Euch nichts sehnlicher wünscht, als Lorenzos Herrschaft zu beenden und ihn in seinem eigenen Blut liegen zu sehen.«
»In der Tat!«, bekräftigte Federico. »Aber mir scheint Euer Unternehmen ein wenig halbherzig zu sein. Meiner Ansicht nach wollt Ihr das Pferd von hinten aufzäumen.«
»Wie meint Ihr das?«
»Ihr wollt zuerst die Medici töten und danach die Stadt besetzen. Ich dagegen würde die Sache genau andersherum angehen. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass größere Aussicht auf Erfolg besteht, wenn man als Erstes überraschend in eine Stadt einfällt und dann erst mit den Machthabern abrechnet.«
Damit konnte Riario sich nicht anfreunden, was nicht verwunderlich war. Denn in diesem Fall fänden er und seine Mitverschwörer Salviati und Franceschino sich in unbedeutenden Nebenrollen wieder, während sich der Condottiere in seinem Ruhm sonnen und den Löwenanteil an der Beute für sich beanspruchen könnte. Das musste um jeden Preis verhindert werden. Er und seine Freunde, die den Stein ins Rollen gebracht hatten, würden sich nicht um die Früchte ihrer Arbeit bringen lassen, auch nicht von einem derart gefürchteten Mann wie Montefeltro. So mächtig er auch sein mochte, er war und blieb doch nur ein Condottiere, der für seine Waffendienste bezahlt wurde und der sich den Wünschen derjenigen zu beugen hatte, aus deren Geldtruhen sein hoher Sold kam.
Aber das behielt Riario wohlweislich für sich. Es genügte, Montefeltro in seiner Erwiderung darauf hinzuweisen, dass der geplante Ablauf des Umsturzes so und nicht anders mit dem Heiligen Vater abgesprochen sei, auch wenn das nicht ganz der Wahrheit
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