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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Luft für seine Arbeit braucht, vor allem wenn er am Schmelzofen zu tun hat.«
    Fiora stieß einen Seufzer aus. Natürlich! Die Fensterläden! Das war von Anfang an der Schwachpunkt in ihrem gefährlichen Versteckspiel gewesen! Aber wie hätte sie denn ahnen können, dass sich einer ihrer einstigen Hinterhofnachbarn noch einmal in der Ruine umsehen würde?
    »Im ersten Augenblick habe ich befürchtet, dass deinem Vater irgendetwas zugestoßen sein könnte und die geschlossenen Schlagläden womöglich ein Hinweis auf einen Trauerfall in eurem Haus wären«, erzählte Marcello. »Aber dann hörte ich das vertraute Hämmern. Und da bin ich neugierig geworden und habe durch den Spalt zwischen den Fensterläden in die Werkstatt gelugt. Tja, und da habe ich dich auf der Werkbank sitzen sehen, wie du ein Silberblech mit einem Treibhammer bearbeitet hast. Ich habe meinen Augen nicht trauen wollen und gedacht, du übst heimlich ein wenig, während dein Vater aus dem Haus ist. Aber dann tauchte er auf, sah dir aufmerksam beim Treiben zu und erteilte dir wohl auch einige Ratschläge, wie ich seinen Gesten entnahm. Um ganz sicher zu sein, habe ich mich in den nächsten Wochen mehrmals an eure Fenster geschlichen und jedes Mal bot sich mir dasselbe Bild. Von da an wusste ich, dass er dich in seiner Kunst ausgebildet hat.«
    »Gütiger Gott!«, flüsterte Fiora.
    »Als ich dann die Brosche bei euch in Auftrag gab, fiel mir noch etwas auf«, fügte Marcello hinzu. »Da hast nämlich du die Zeichnung angefertigt, weil dein Vater angeblich einen Krampf in der Hand hatte. In diesem Augenblick kam der Verdacht in mir auf, dass es einen gewichtigen Grund geben müsse, warum er sich über das strenge Gebot der Gilde hinweggesetzt und dich in seinem Handwerk ausgebildet hat. Ist vielleicht etwas mit seinen Augen, Fiora?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, es sind seine Hände. Sie zittern oft so stark, dass er weder Gravierstichel noch Treibhämmer oder Punzen sicher führen kann«, verriet sie ihm, denn nun konnte er auch den Rest ihres Geheimnisses erfahren. »Wenn man es nicht weiß, fällt es kaum auf, zumal er es geschickt zu verbergen weiß und ich ein Elixier gefunden habe, das dieses Zittern für kurze Zeit lindert.«
    »Das muss ein schwerer Schlag für ihn gewesen sein.«
    Fiora nickte. »Es begann schon kurz nach Mutters Tod. Anfangs überfiel ihn dieses Zittern nur ab und zu, doch dann trat es immer öfter auf. Eines Tages dann war er völlig verzweifelt, weil er eine ganze einfache Gravur nicht mehr zustande brachte. Vier Mal hintereinander! Da habe ich ihn überredet, es mich machen zu lassen. Und so kam eins zum andern. Schließlich hat er eingewilligt, mich in allem zu unterrichten, was ein Goldschmied wissen und können muss. Gottlob hatte ich mich ja schon immer gern bei ihm in der Werkstatt herumgetrieben, ihm und seinen Lehrlingen bei der Arbeit zugeschaut und mir alles eingeprägt. Von da an ging es dann sehr schnell, sodass ich bald immer mehr Arbeiten übernehmen konnte. Und seit gut einem Jahr ist jedes Teil, das aus der Werkstatt kommt, von mir gefertigt. So, jetzt weißt du alles.« Sie schluckte. »Jetzt hast du uns in der Hand …«
    »Nein, das habe ich nicht«, erwiderte Marcello ernst. Plötzlich lächelte er. Noch immer hielt er ihre Hand. »Ich habe dir mein Wort gegeben, dass ich schweigen werde. Und auf mein Wort ist Verlass wie auf das Amen in der Kirche. Das schwöre ich dir beim Kreuz unseres Erlösers und bei allem, was mir sonst noch heilig ist.«
    »Dem Himmel sei gedankt und dir natürlich auch!«, sagte sie mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung. »Das werde ich dir niemals vergelten können.«
    Er schmunzelte. »Sei nicht so voreilig.«
    Fiora zog ihre Hand zurück. Was meinte er damit? Hatte sie doch etwas zu befürchten? »Willst du, dass ich dir die Brosche umsonst …?«, fragte sie beklommen.
    Betroffen sah er sie an. »Willst du mich beleidigen?«, fragte er gekränkt. »So gut müsstest du mich doch kennen, dass ich an so etwas Gemeines nicht einmal denken würde! Natürlich will ich bezahlen für die Brosche! Ich bin doch kein ehrloser Lump!«
    Fiora wurde rot im Gesicht. »Verzeih mir, Marcello. Ich weiß auch nicht, was da eben in mich gefahren ist«, murmelte sie beschämt. »Ich bin noch ganz durcheinander, dass mein Geheimnis keines mehr ist. Und die Angst …«
    »Ich kann ja verstehen, dass du aufgewühlt bist«, beruhigte er sie. Um nichts auf der Welt wollte er ihr das

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